Winterberg. . Gymnasium Winterberg besteht seit 100 Jahren. Das Festprogramm ist aufs Jahr verteilt. Die Erinnerung an die Anfänge mutet heute teils kurios an.
Wenn am Montag die Schule wieder beginnt, fängt für die Winterberger Gymnasiasten ein feierreiches Jahr an. Ihre Schule wird 100 Jahre alt. Am 24. April 1919 nahm das heutige Gymnasium als katholische private Rektoratsschule den Betrieb auf. Europa hatte damals gerade den Ersten Weltkrieg überstanden.
Gefeiert werden soll nicht nur an einem Tag, sondern verteilt über das ganze Jahr, wie Schulleiter Ulrich Cappel verrät. „Startschuss wird ein Frühlingsmarkt rund um die Schule am 5. April.“ Der markiert auch den Beginn kleinerer Bauarbeiten zur Umgestaltung des Schulhofs mit neuen Spielflächen. Vor allem die jüngeren Schüler sollen so mehr Gelegenheit zum Toben bekommen. Auch ein Garten ist geplant. Kurioses aus dem Lehrerleben kommt am 23. Mai auf die Bühne, wenn das Lehrerkabarett Die Daktiker aus Lippstadt auftritt.
Bezug auf die Namensgeber
Im Juli folgt ein zweiteiliger Festakt, bei dem zuerst geladene Gäste den offiziellen Teil bestreiten und danach die ganze Schule und Ehemalige ein Jubiläumsfest mit Livemusik der Band Moskitos feiern. „Auch eine Schulhymne ist in Arbeit“, kündigt der Schulleiter an. Die Woche danach ist eine Projektwoche. Was genau da geplant ist, steht noch nicht fest. Aber Sport wird als Thema dabei sein, schließlich ist das Gymnasium Eliteschule des Sports – aber auch Mitglied im europaweiten Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Seit 25 Jahren ist sie nach den Geschwistern Hans und Sophie Scholl benannt, jungen Widerstandskämpfern im Dritten Reich. Auch deren Vermächtnis widmet sich das Gymnasium im Jubiläumsjahr. Im September und Oktober wird die Wanderausstellung Weiße Rose gezeigt.
Das Programm im Jubiläumsjahr
5. April: Frühlingsmarkt rund um die Schule und Beginn der Umgestaltung des Schulhofs.
23. Mai: Auftritt des Lehrerkabaretts Die Daktiker aus Lippstadt im pädagogischen Forum des Gymnasiums
5. Juli: Festakt und Jubiläumsfeier in der Schützenhalle Züschen mit der Band Moskitos.
8. bis 11. Juli: Projektwoche
16. September bis 11. Oktober: Wanderausstellung über die Widerstandsbewegung Weiße Rose, nach deren Mitgliedern Hans und Sophie Scholl die Schule seit 1994 benannt ist.
23. November: Tag der offenen Tür für Viertklässler, Weihnachtsmarkt rund um die Schule
Die Feierlichkeiten enden im November mit dem Weihnachtsmarkt und dem Tag der offenen Tür, an dem sich die Viertklässler die Schule ansehen können. An diesem Tag soll auch die Jubiläumsschrift herausgegeben werden – die aber deutlich anders aussehen wird als ihre Vorgängerin von 1994. Weniger Bleiwüste, weniger Rückblick, weniger Grußworte. „Es soll ein buntes Resümee des Jubiläumsjahres werden“, kündigt Cappel an. „Außerdem wollen wir das ganze Jahr auch filmisch begleiten. Und wir überlegen noch, wie wir wirklich alle Schüler und auch Eltern einbeziehen. Ideen, zum Beispiel für die Projektwoche und für die Jubiläumsfeier, sind gern gesehen.“ Mit wir ist in diesem Fall das siebenköpfige Planungsgremium gemeint, das seit Frühling mit Vorbereitungen beschäftigt ist.
Wechselvolle Geschichte
Dass die Schule überhaupt 100 Jahre alt wird, liegt an der Entschlossenheit früherer Schulleiter. Das ist zumindest der Eindruck, der sich bei der Lektüre der Festschrift aufdrängt, die 1994 zum 75-Jährigen herausgegeben wurde. Teilweise abenteuerlich lesen sich die Berichte aus den Anfangsjahren. Von Behelfsquartieren in Wirtschaften und gläsernen Gartenhallen ist die Rede, von wahren Kämpfen mit der Stadtverwaltung, welche die Schule am liebsten geschlossen hätte – was 1950 beinahe gelungen wäre. Erst in letzter Minute verhinderte ein Telegramm von ganz oben das Ende. Heute ist das Verhältnis zwischen Schule und Stadt deutlich besser, genau wie die Raumsituation. „Wir sind ganz gut aufgestellt. Es wurde auch immer wieder investiert“, sagt Cappel.
Viele Namen hat die Schule getragen, viele Gebäude bewohnt, seit 1919 die ersten zwei Klassen aufgenommen wurden. Dass diese damals Sexta und Quinta hießen und nur aus Jungen bestanden, war nicht der einzige Unterschied zum heutigen Schulleben.
Interessant wäre zum Beispiel die Reaktion heutiger Schüler auf die Regeln einer Hausordnung, wie sie zu Beginn galt. Die griff nämlich weit in den Alltag ein. „Jeden Tag, auch an Sonn- und Feiertagen, müssen sich die Schüler von 5 bis 7 Uhr dem häuslichen Studium widmen.“ Und sie durften in dieser Zeit die Wohnung nicht verlassen. Wer draußen erwischt wurde, musste dafür am nächsten Tag eine schriftliche Begründung der Eltern vorlegen. Wirtshausbesuche und Rauchen waren verboten, ebenso sollten die Eltern darauf achten, dass keine „schlechten Bücher (Indianergeschichten usw.) den Jungen zum Verderben gereichen.“ Auch wenn die Projektwoche im Juli noch nicht komplett durchgeplant ist – „Eine Woche nach der ersten Schulordnung leben“ hätte wohl kaum eine Chance.