Bigge. . Björn Kölber, Seelsorger im Josefsheim Bigge, erhält im Frühjahr die Weihe als Diakon. Einer seiner Leitsätze: Glaube ist auch Beziehungsarbeit.

Als angestellter Seelsorger des Josefsheims hatte Björn Kölber einen Auftrag aus Paderborn, Wortgottesdienste zu feiern und auch die verstorbenen Bewohner des Josefsheims zu beerdigen. Ab dem 23. März wird sich sein Aufgabenbereich erweitern. Dann wird er zum „ständigen Diakon mit Zivilberuf“ geweiht und darf danach Pastor Steilmann und seinem Team zum Beispiel auch mit Predigtdienst in den Gottesdiensten unter die Arme greifen. Und er darf Sakramente spenden, z.B. bei Trauungen und Taufen. Im WP-Interview verrät Kölber, warum ihm der Kontakt zu den Menschen so wichtig ist und wie ein gutes Weihnachten gelingen kann.

Herr Kölber, was machen Diakone und warum werden Sie einer?

Björn Kölber: Diakone gibt es seit der frühen Kirche. Sie bilden einen eigenen geistlichen Stand in der katholischen Kirche, der weltweit wächst. Sie verkörpern das karitative Wesen der Kirche und versuchen, als Männer des Glaubens in ihrem Leben und ihrem Beruf Kirche in der Welt präsent zu halten. Sie teilen die Lebenswelten ihrer Mitmenschen und sind immer wieder aufgefordert, hier die Perspektive des Glaubens mit einzubringen. Ich werde Diakon, weil es für mich eine Berufung in meinem Christsein ist und mich menschlich und geistlich bereichert.

Dafür muss man aber nicht Theologe sein, wie Sie?

Nein. In meinem Ausbildungskurs sind u.a. ein Apotheker, ein Oberstudienrat und ein Psychiatrie-Pfleger. Alles Männer, denen der Glaube an Gott etwas bedeutet und die sich von der Kirche in den Dienst des Diakons nehmen lassen. Ich sehe in diesem Amt eine große Bereicherung für die Kirche und für die Gemeinden vor Ort.

Ihnen ist es wichtig, noch etwas mehr für die christliche Gemeinschaft zu tun?

Ja. Wir sollten uns als Kirche wieder mehr trauen, Gemeinschaft zu sein und jeden Einzelnen mit seinem individuellen Charisma und seinen Begabungen einzubinden und die jeweiligen Ämter und Aufgaben wertschätzen. Kirche ist auch Organisation, aber sie ist gleichzeitig viel mehr, sie ist eine Gemeinschaft von Glaubenden. Kinder zum Beispiel müssen die Geistlichen auch noch erleben dürfen, um einen Bezug zur Kirche zu bekommen, um vielleicht auch das Beten durch sie zu lernen. Ich finde das Gebet zur Pflege der eigenen Gottesbeziehung sehr wichtig und es strahlt auch meiner Meinung nach aus, wenn jemand ein betender Mensch ist. Wenn Kinder ihre Kommunion-Stunde mit einem Gebet zu Gott vor einer Kerze beginnen, dann lernen sie den Wert der Stille. Es braucht auch noch etwas anderes im Leben als nur den Tobespielplatz. Es bedeutet hier und da vielleicht mehr Anstrengung, aber der Glaube fällt eben nicht vom Himmel, sondern er ist auch Beziehungsarbeit.

Dürfen Christen auch selbstbewusster sein?

Ja, nehmen wir den Brief aus dem Ministerium, ohne Weihnachtsbezug. Das ist der falsche Weg. Der christliche Glaube ist Teil unserer Identität. Heute ist Religion immer mehr zur Privatsache geworden. Warum eigentlich? Warum sagen wir Christen nicht, da ist ein Gott, der sich an unsere Seite stellt und der uns zeigt, dass Liebe auch die Welt verändern kann? Gerade jetzt tun doch Zusammenhalt und Solidarität gut. Christen schauen auch auf ihren Nächsten. Das ist doch gut. Wo kommen wir hin, wenn wir uns immer weiter individualisieren – zu mehr Entsolidarisierung?

Und auch hier in meinem Beruf: Bei allem politischen Drang zur Teilhabe und Inklusion finde ich einen Fürsorgegedanken gar nicht so schlecht, denn Für-Sorge bedeutet einfach, auch solidarisch mit einem anderen zu sein.

Was sind speziell Themen zu Weihnachten im Josefsheim?

Es sind die komplexen Lebensfragen, die uns nicht nur an Weihnachten, sondern das ganze Jahr hindurch begleiten. Mein Leben mit einer Behinderung, der Wunsch nach Partnerschaft und Liebe, der schmerzliche Verlust eines geliebten Menschen durch Tod. Viele freuen sich aber auch auf das Weihnachtsfest und haben Gott sei Dank (noch) einen guten Kontakt nach Hause und fahren zu ihren Familien oder bekommen Besuch. Diejenigen, die hier bleiben, feiern gemeinsam Weihnachten und es gibt auch zwei Gottesdienste, die wir hier im Josefsheim feiern. Einen Wortgottesdienst mit besonderer musikalischer Gestaltung am Heiligabend um 16.30 Uhr und eine Eucharistiefeier am 2. Weihnachtstag um 10.30 Uhr mit Pfarrer Steilmann.

Wie schafft man ein harmonisches Weihnachten?

Wichtig ist, dem eigentlichen Festgeheimnis auf die Spur zu kommen. Was heißt Weihnachten für mich und für mein Leben? Das hat was mit Bewusstwerdung zu tun. Werde ich gerade im Hamsterrad gedreht oder drehe ich gerade kräftig mit? Oder möchte ich das vielleicht sogar? Auch das ist ja in Ordnung, aber auf der anderen Seite auch zu merken, wenn es „too much“ ist. Dieser Zwang zum Perfektionismus und zur Selbstoptimierung macht uns Menschen krank.

Wie äußert sich das speziell an Weihnachten?

Der Erwartungsdruck an den Feiertagen ist für alle groß. Selbst gut auszusehen, die Wohnung muss aufgeräumt und toll dekoriert sein, das leckere Weihnachtsmenü steht auf dem Herd, die zahlreichen Geschenke liegen nett verpackt unter dem Tannenbaum und mit einem Knopfdruck muss die weihnachtliche Stimmung perfekt sein, frei nach dem Motto: „So, Christkind, jetzt kannst Du kommen.“ Das kann nicht funktionieren. Ich wünschte mir, dass wir Weihnachten mehr als eine Einladung zur Entschleunigung sähen, da ist weniger sicher mehr. Wenn uns das ein Stück gelingt, dann sind wir vielleicht auch für die eigentliche Botschaft des Weihnachtsfestes wieder empfänglicher: Gott wird Mensch, einer von uns, weil er an uns Menschen ein Interesse hat.

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