Olsberg. . Der eine setzt in Olsberg in dritter Generation eine Familientradition fort, der andere wechselt vom Krankenhaus Brilon in die eigene Praxis.

Das dürfte den Altersschnitt nach unten drücken: Über zwei neue Hausärzte kann sich Olsberg freuen. Dr. Christoph Hüttemann ist seit November in der Praxisgemeinschaft Medicus in der Bahnhofstraße tätig. Am 1. Januar übernimmt Dr. Martin Höfer am Rathaus die Praxis von Dr. Regina Flammersfeld-Hock.

Die neuen Ärzte tun der Stadt gut. In Olsberg waren bis dato vier von acht Hausärzten mindestens 60 Jahre alt, davon zwei älter als 65 Jahre, wie Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) belegen. Zwei haben nun an den Nachwuchs übergeben.

In dritter Generation als Hausarzt tätig

Dr. Christoph Hüttemann ist bereits seit Anfang November in der Praxisgemeinschaft Medicus Olsberg. Der 35-Jährige übernahm die Praxis von Dr. Gerhard Vormann und arbeitet nun Tür an Tür mit seinem Vater Stefan. Der Neue im Praxisteam ist Internist und leitete zuvor die Notaufnahme für Kardiologie und Innere Medizin im St.-Vincenz-Krankenhaus Paderborn. Er ist nach seinem Vater und seinem Großvater in dritter Generation als Hausarzt in Olsberg niedergelassen.

Ärztliche Versorgung im Mittelbereich Brilon

Im Herbst Im Herbst haben Olsberg und Brilon die Offensive „Ärztegewinnung – Anwerben von Ärzten und medizinischem Fachpersonal“ gestartet, sie bekommen dafür Fördermittel;

In Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten In Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten wollen sie ein attraktiveres Arbeitsumfeld gestalten und das Netzwerk verbessern;

Stimmt die Relation von Arzt und Patienten in einer Region mit der gesetzlichen Vorgabe überein, beträgt der Versorgungsgrad 100 Prozent;

Olsberg und Brilon bilden in der Bedarfsplanung Olsberg und Brilon bilden in der Bedarfsplanung den Mittelbereich (MB) Brilon. Hausärztlicher Versorgungsgrad zurzeit: 81,2 Prozent. Unter 75 Prozent spricht man von Unterversorgung;

Im MB Brilon sind 57 Prozent der Hausärzte älter als 60 Jahre Im Mittelbereich Brilon sind 57 Prozent der Ärzte älter als 60 Jahre, viele dürften bald in den Ruhestand gehen. Eine Altersgrenze für Ärzte gibt es nicht.

„Ich hab das immer im Hinterkopf gehabt. Den Kontakt zur Heimat habe ich nie verloren“, sagt Hüttemann.

Er freut sich, dass er gut im Team angenommen wurde, bringt neue Technik mit ein und möchte langfristig noch einen zweiten und dritten jüngeren Arzt für die Praxis hinzugewinnen. „Außerdem wollen wir auch verstärkt EVAs, so genannte Entlastende Versorgungs-Assistenten, für Hausbesuche ausbilden“, blickt er in die Zukunft.

Vom Austausch mit seinem Vater und den Kollegen Ulrike Philipp und Dr. Martin Griesenbrock profitiere er ebenso wie die anderen wiederum von seiner frischen Klinikerfahrung. „Das ist ein Geben und Nehmen.“

Am 1. Januar übernimmt Dr. Martin Höfer Praxis und Team von Dr. Regina Flammersfeld-Hock, direkt am Olsberger Rathaus. Er war bis dato Chefarzt der zentralen Patientenaufnahme am Briloner Maria-Hilf-Krankenhaus und ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Chirurgie.

Vom Krankenhaus in die eigene Praxis

„Beim Ärztestammtisch der niedergelassenen Kollegen in Olsberg bin ich gleich kollegial aufgenommen worden“, freut sich der 48-Jährige: „Ich habe mich entschlossen, noch einmal etwas Neues anzufangen. Weg von der Akutmedizin, hin zu längerfristiger Betreuung von Patienten, zu denen ich ein gutes Vertrauensverhältnis aufbauen möchte.“

Dr. Martin Höfer ist neuer Allgemeinmediziner in Olsberg.
Dr. Martin Höfer ist neuer Allgemeinmediziner in Olsberg. © Sonja Funke

Er selbst sei ein typisches Beispiel dafür, wie ein Zugezogener im Sauerland Fuß fassen kann, sagt der Bruchhauser, der gebürtig aus Berlin kommt. Doch sei er eher ein Zufallsprodukt, weil er in den vergangenen Jahren die Region erst kennengelernt habe und sich mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Bruchhausen sehr wohl fühle. „Man muss in Zukunft vor allem schauen, dass Medizinstudenten, die hier groß geworden sind, weiterhin Verbindung zu der Region behalten“, glaubt Höfer. Er selbst hält Kontakt zu einem angehenden Mediziner aus Brilon und ist überzeugt, dass über diesen persönlichen Weg doch der ein oder andere für die Region zurückgewonnen werden kann.

Ärztekammer fördert Niederlassung

„Aufgrund der tendenziell angespannten Nachwuchssituation in der Hausärzteschaft ist die Suche nach einem Nachfolger häufig schwierig. Wir freuen uns deshalb besonders, dass sich zwei junge Ärzte im Mittelbezirk Brilon neu niederlassen und in der hausärztlichen Versorgung tätig sein werden“, schreibt Vanessa Pudlo, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung. Auf diese Weise werde die Versorgung mit Hausärzten im MB Brilon stabilisiert und die Altersstruktur der Ärzte verbessert. Diese Entwicklung sei auch als Erfolg der KVWL-Maßnahmen für die Sicherung einer flächendeckende hausärztliche Versorgung in Westfalen-Lippe zu werten.

Von wegen unattraktiv

Junge Mediziner finden das Land gar nicht unbedingt unattraktiv, wenn sie die Übernahme einer gut gehenden Arztpraxis mit ihren festen Arbeitszeiten lockt. Dieses Fazit lässt sich ziehen. Ob die Ärzte nun hier wohnen oder aus nächstgrößeren Städten einpendeln, das ist doch völlig egal. Das halbe Sauerland pendelt von A nach B.

Viel wichtiger für uns ist, dass weiter Mediziner bereit sind, sich niederzulassen und um die ländliche Bevölkerung zu kümmern. Letztere profitiert vom Know-how, das die beiden Ärzte aus ihrem lebhaften Krankenhaus-Alltag mitbringen, und von ihrer Vernetzung.

Nicht zuletzt werden wir in Zukunft noch viel mehr darauf angewiesen sein, dass niedergelassenen Ärzte wissen, welches Krankenhaus und welche Behandlung für uns im Ernstfall am besten ist. Sonja Funke

Dazu gehöre das Förderverzeichnis, das als Frühwarnsystem zu verstehen sei. Es zeige an, in welchen Gemeinden aufgrund von Altersstruktur und Versorgungsdichte in naher Zukunft Probleme bei der ärztlichen Versorgung entstehen könnten.

„Ärzte, die sich in den betroffenen Versorgungsgebieten niederlassen, können beim Vorstand der KVWL einen Antrag auf besondere Unterstützungsmaßnahmen wie beispielsweise die Übernahme von Kosten stellen.“ Dazu gehörten Umzugs- und Einrichtungskosten, Kooperationskosten – und die Gewährung von Darlehen zum Praxisaufbau oder zur Praxisübernahme. „Auch Olsberg und Brilon befinden sich derzeit auf dem KVWL-Förderverzeichnis“, so Pudlo.

Familienfreundlichere Arbeitszeiten

Ein großes Pfund lockt auch junge Ärzte in die Niederlassung auf dem Land: Die Arbeitszeiten sind wesentlich familien- und hobbyfreundlicher als zum Beispiel im Krankenhaus. Das ziehe auch Ärzte von außerhalb an, meint Dr. Christof Hüttemann. Er selbst pendelt aus Paderborn ein. So manch anderer niedergelassene Arzt in Olsberg und Brilon wohne nicht vor Ort, sieht sich Hüttemann damit nicht allein. Und warum auch nicht? Ärzte aus den nächstgrößeren Städten in die Landpraxen holen, auch das kann ein gutes Stück im großen Kuchen der ärztlichen Versorgung auf dem Land sein.

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