Winterberg. . Gruppe von digitalaffinen Winterbergern will mit dem Stadtmarketingverein förderfähige Digitalisierungsprojekte für die Regionale 2025 entwickeln
Anlassgemäß per Smartphone-Abstimmung ist die Gruppe Winterberger Digitalisierungsexperten am Donnerstag (29.11.) beim ersten Treffen ins Thema eingestiegen. Die etwa 40 Vertreter unterschiedlichster Unternehmen und Vereinigungen wollen auf Einladung des Stadtmarketingvereins an der Vision einer digitalen Stadt arbeiten – und zwar vorrangig mit der Zielgruppe heimischer Bürger, nicht Touristen.
Zum lockeren Einstieg ließ Vereins-Geschäftsführer Michael Beckmann Fragen per Smartphone-Voting beantworten. Dabei wurde klar, dass die Digitalisierung selbst bei den überwiegend jungen Zuhörern erstaunlich wenig Begeisterung auszulösen scheint. Zumindest lauteten die häufigsten Antworten auf „Was bedeutet für Sie Digitalisierung?“: Herausforderung, Innovation und Veränderung. Kaum genannt wurden: Vereinfachung, vielfältiges Werkzeug und Zeitvorteil. Aber sollen das nicht ihre eigentlichen Vorteile sein? „Digitalisierung braucht immer einen Mehrwert. Sonst kann man sie sich schenken“, befand Jungunternehmer Moritz Schäfer (siehe Drei Fragen) am Rande des Treffens. Glaubt man der kleinen Umfrage, scheint die Digitalisierung ähnliche Imageprobleme zu haben wie die Region selbst. Hubertus Winterberg, Geschäftsführer der Südwestfalen-Agentur, präsentierte (neun Jahre alte) Umfrageergebnisse von Schülern, die nach ihren spontanen Assoziationen zur Region oder ihrer Stadt gefragt worden waren. Auf den ersten Plätzen: langweilig, hässlich, Schützenfest.
Alles hängt an Fördermitteln
„Wohin führt es in einer vernetzten Welt, wenn junge Leute so über ihre Region denken?“, gab Winterberg zu bedenken. User von heute seien weltweit unterwegs, suchten aber Authentizität, Wir- und Heimatgefühl. Bei der Regionale 2025 wird daher die Südwestfalen-DNA gesucht – nachhaltige, authentische Digitalisierung ist der Regionale-Leitgedanke.
„Unternehmen begeistern, Digitalisierung gemeinsam anzugehen“, nannte der zweite Redner, Matthias Röhring, Geschäftsführer von U Ventures, als Ziel. „Vor drei Jahren fühlten wir uns wie im Labyrinth,“ heute habe man einen gangbaren Weg gefunden.
„Das Problem ist, dass Probleme noch unbekannt sind“
Moritz Schäfer ist 21 Jahre alt und gebürtig aus Winterberg. Nach seinem Medienmanagement-Studium und einer längeren Zeit in Wiesbaden kehrt er ins Sauerland zurück und will mit seinem Bruder ab Februar eine Dienstleistungsagentur betreiben: Dive Inn – die Innovationsagentur
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1. Sie haben länger in Wiesbaden gelebt. Warum gründen Sie Ihr Unternehmen in Winterberg?
Weil es eine Region ist, die viel Potenzial hat, aber der noch der richtige Anschub fehlt. Durch Vorträge, Vernetzung und Austausch wollen wir die Digitalisierung den Leuten näherbringen, Prozesse optimieren und eine Art Sauerland Valley schaffen, also den Spirit des Silicon Valleys ins Sauerland tragen. Es geht um Weiterdenken und Visionen.
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2. Was ist die größte Hürde für die Digitalisierung im Sauerland – die teilweise schlechte Netzanbindung?
Die Infrastruktur ist wichtig, aber nicht das eigentliche Problem. Das liegt eher darin, dass uns die konkreten Probleme noch nicht bekannt sind. Mit anderen Worten: Wenn die Infrastruktur da ist, was machen wir dann damit?
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3. Finden Sie hier genug Mitstreiter? Junge Leute sind ja da, zum Beispiel durch Sport und Urlaub. Ich habe für die Agentur sogar schon zwei auswärtige Bewerbungen auf dem Tisch, obwohl keine Stellen ausgeschrieben waren und es die Agentur noch nicht einmal wirklich gibt.
Ideen, Winterberg und das Sauerland digital nach vorn zu bringen, gibt es reichlich; essenziell sind Fördermittel. Einen ersten Förderantrag „Digitale Mitte Winterberg“ habe man früher bereits gestellt, erinnerte Michael Beckmann. „Wir sind damit gescheitert, weil er zu weitreichend war.“
Stadtmarketing-Leiterin Julia Aschenbrenner stellte dennoch einige wieder aufgreifbare Ideen daraus vor: die Stadt digital erlebbar machen (eine Webseite mit 360-Grad-Rundgängen soll in diesen Tagen online gehen), Suchmaschinenoptimierung auf Chatbots wie Alexa (Beckmann:„Wer da nicht erstes Ergebnis ist, ist raus. In fünf Jahren werden Suchen hauptsächlich über Sprache ausgeführt.“), digitale Bezahlsysteme einführen, Tischreservierungen zur Hochsaison gleichmäßiger auf die Ortsteile verteilen.
Zwei Jahre, so Beckmann, habe man Zeit, gemeinsam und mit noch zu findenden Partnern Ideen für einen erneuten Förderantrag zur Regionale auszuarbeiten. Dafür brauche es Macher und Ausprobierer. „Wer mit jeder Idee wartet, bis er hundertprozentig sicher ist, wird rechts und links überholt.“ Künftig will die Runde regelmäßig zusammenkommen und beim nächsten Treffen in die konkrete Arbeit einsteigen.
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