Hochsauerlandkreis/Essentho. . Susanne Hüwel-Rozman aus Essentho hat die Ausbildung zur Notfallseelsorgerin gemacht. Eine Geschichte über ein Ehrenamt, das keinem Schema folgt.
Was sie als Notfallseelsorgerin erlebt, kann Susanne Hüwel-Rozman nicht einfach am Einsatzort zurücklassen. Sie setzt sich dann erstmal in ihr Auto, schaltet das Radio ein, atmet ein paar Mal tief durch. Auf der Rückfahrt braucht sie die Musik, die Zeit für sich, um ihre Gedanken zu sortieren.
„Für mich ist das wichtig, um die Geschehnisse schließlich auch ablegen zu können“, sagt Susanne Hüwel-Rozman. Seit Juli arbeitet sie ehrenamtlich als Notfallseelsorgerin. Die Essenthoerin wird gerufen, wenn seelische Not nach Unfällen, Suiziden, plötzlichen Todesfällen oder Katastrophen die Menschen sprachlos und hilflos macht.
Wie handeln, wenn Eltern ihre Kinder verlieren
Doch was sagen, wenn die Worte fehlen? Und wie handeln, wenn Eltern ihre Kinder verlieren oder Augenzeugen Unbeschreibliches mit ansehen müssen? In Susanne Hüwel-Rozmans Einsatz-Rucksack verbergen sich mögliche Antworten auf diese Fragen. Da können Kuscheltier-Frosch und Plüsch-Mammut Sprachrohr für junge, verletzte Seelen werden. Ein kleines Kreuz oder eine Kerze werden zu haltgebenden Symbolen. Die Sammlung handgeschriebener Gebete vermag vielleicht für einen Augenblick die Leere mit vertrauten Worten zu füllen.
„Das Wichtigste aber ist Ruhe“, sagt Susanne Hüwel-Rozman. Sei es die Stille, die sie mit Angehörigen, Opfern und Augenzeugen teilt, oder die Ruhe, die sie ausstrahlt, wenn sie mit ihnen spricht. Es gibt kein festes Schema, an das sich die 39-Jährige bei einem Einsatz halten könnte – die Utensilien in ihrem Rucksack und was sie in ihrem Ausbildungskurs gelernt hat, können lediglich Richtungen weisen und Handlungsbasis sein. „Schließlich ist es so individuell, wie Menschen mit seelischer Not umgehen. Es gibt Betroffene, die reagieren aufbrausend, aber auch solche, die wie erstarrt sind“, sagt Susanne Hüwel-Rozman. Wird sie zu einem Einsatz gerufen, stellt sie sich erstmal vor. Dann bietet sie an, da zu sein. Fragt, ob sie sich hinsetzen darf. Wartet ab. Hört zu, wenn das Gegenüber reden möchte.
Ehrenamt als Notfallseelsorgerin bringt an Grenzen
„Ich versuche, in der Situation so gut zu unterstützen, wie es möglich ist. Es geht darum, dass die Person die nächsten Schritte selbstständig gehen kann“, erklärt Susanne Hüwel-Rozman. Sie ist sich bewusst, dass das Ehrenamt als Notfallseelsorgerin sie auch an Grenzen bringen kann.
Zuhören, aber auch Stille aushalten können
1 Wie ist die Notfallseelsorge im HSK organisiert?
Frank Manegold: Die Notfallseelsorge im HSK ist ökumenisch organisiert. Evangelische und katholische Kirche arbeiten hier sehr vertrauensvoll zusammen. Einmal jährlich treffen sich alle Notfallseelsorger im HSK zu einer gemeinsamen Konferenz. Etwa vier Mal im Jahr trifft man sich in kleinen Ortsgruppen zum kollegialen Austausch.
2 Was sollten Interessierte für dieses Ehrenamt mitbringen?
Das wichtigste, was eine Notfallseelsorgerin bzw. ein Notfallseelsorger mitbringen sollte, ist: zuhören, aber auch Stille und Schweigen aushalten können. Wichtig ist, dass sie bzw. er deutlich macht: Ich bin jetzt ganz für dich da – egal was ist oder kommt und sich vorbehaltlos auf sein Gegenüber einlässt. Dennoch bleibt das Ziel, den Betroffenen zu helfen, wieder handlungsfähig zu werden.
3 Werden weitere Notfallseelsorger gebraucht?
Wir haben derzeit etwas über 60 ehrenamtliche Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger. Die Anzahl ist erst einmal ausreichend. Ein neuer Ausbildungskurs ist derzeit nicht geplant.
Mit Frank Manegold, Referent des Dekanats Hochsauerland-Ost, sprach Laura Baer.
Frank Manegold, Referent des Dekanats Hochsauerland-Ost. rank Manegold, Referent des Dekanats Hochsauerland-Ost. rank Manegold, Referent des Dekanats Hochsauerland-Ost. rank Manegold, Referent des Dekanats Hochsauerland-Ost. rank Manegold, Referent des Dekanats Hochsauerland-Ost. rank Manegold, Referent des Dekanats Hochsauerland-Ost. rank Manegold, Referent des Dekanats Hochsauerland-Ost. rank Manegold, Referent des Dekanats Hochsauerland-Ost. rank Manegold, Referent des Dekanats Hochsauerland-Ost. rank Manegold, Referent des Dekanats Hochsauerland-Ost. Frank Manegold, Referent des Dekanats Hochsauerland-Ost. Frank Manegold, Referent des Dekanats Hochsauerland-Ost. Frank Manegold, Referent des Dekanats Hochsauerland-Ost. Frank Manegold, Referent des Dekanats Hochsauerland-Ost.
„Da kann man nicht nur machen, machen, machen und muss manchmal auch auf sein Bauchgefühl hören.“ Auch Freunde und Familie machen sich Gedanken, als sie sich 2017 dazu entschließt, die Ausbildung zur Notfallseelsorgerin zu beginnen. „Aber sie haben mich in meinem Plan bestärkt“, sagt die 39-Jährige.
Sie selbst beschreibt die Notfallseelsorge als fehlendes Puzzleteil in ihrem ehrenamtlichen Engagement: „Ich bin bei der Löschgruppe Essentho, engagiere mich in der First-Responder-Gruppe Essentho und gehöre zum PSU-Team HSK, tätig bei der Prävention der Einsatzkräfte als PSU-Helferin. Trotzdem hat immer irgendwas gefehlt. Wenn man mit der Feuerwehr unterwegs ist, erlebt man den Bedarf an Notfallseelsorgern hautnah mit. Als im November letzten Jahres der Aufruf kam, dass Notfallseelsorger gesucht werden, konnte ich mir das richtig gut vorstellen.“
Dienst 24/7 – Immer erreichbar
Es folgt ein Bewerbungsgespräch, bei dem unter anderem die Motivation und persönliche Schicksalsschläge Thema sind. Wenig später erhält Susanne Hüwel-Rozman die Zusage und kann im März den zwölf Module umfassenden Ausbildungskurs „Notfallseelsorge“ in Meschede beginnen. Die Teilnehmer bekommen eine Einführung in die Stresstheorie, sprechen verschiedene Einsatzarten vom Suizid bis zur Großeinsatzlage durch, beschäftigen sich mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen, mit Worten, Ritualen und rechtlichen Bedingungen. Im Juli erhalten Susanne Hüwel-Rozman und 24 weitere neue Notfallseelsorger ihre Ernennungsurkunde, einen Ausweis und eine lila Weste, die ihre Funktion kenntlich macht.
Da sein und zuhören ist ganz wichtig
Seitdem ist die Altenpflegerin immer erreichbar, wenn Einsatzkräfte vor Ort melden: Hier herrscht seelische Not, hier brauchen wir Betreuung für Angehörige, Opfer oder Augenzeugen. Während sie ihren Melder für Feuerwehr- oder First-Responder-Einsätze immer dabei hat, wird die Notfallseelsorge über Telefon koordiniert.
„Wenn ich mal keine Zeit habe, oder mich einem Einsatz aus persönlichen Gründen nicht gewachsen fühle, kann ich auch rückmelden, dass ich gerade nicht rausfahren kann“, sagt Susanne Hüwel-Rozman. Dann wird die Telefonliste der Seelsorger im Hochsauerlandkreis weiter abtelefoniert – bis jemand gefunden ist, der zuhört, die ersten Schritte mit Betroffenen geht oder einfach nur da ist.
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