Brilon. Die Geriatrie am Briloner Krankenhaus ist seit dem Sommer eigenständige Hauptfachabteilung. Was geschieht überhaupt auf einer solchen Station?

Wenn Menschen älter werden, verändern sich im Verlauf des Lebens auch die möglichen Krankheitsbilder. Sind es in der Kindheit Röteln oder Windpocken, die behandelt werden müssen, sieht es bei Senioren anders aus. Hoher Blutdruck, Herzschwäche, Inkontinenz, Osteoporose oder Demenz sind nur einige häufige Leiden. Bei Menschen ab dem 70. Lebensjahr, bei denen sich eine akute Erkrankung wie ein Herzinfarkt oder eine Oberschenkelhals-Fraktur mit typischen altersmedizinischen Problemen verbindet, kommt die so genannte Geriatrie oder Altersmedizin ins Spiel.

Geriatrie in den anderen Kliniken des Altkreises

St.-Franziskus-Hospital Winterberg: Geriatrie mit 34 internistischen Betten

St.-Marien-Hospital Marsberg: 32 Betten in der Hauptstation, weitere zehn im alterstraumatologischen Zentrum

Elisabeth-Klinik Bigge: 15 Betten

Im Briloner Krankenhaus Maria Hilf wurde dafür eine geriatrische Abteilung mit 30 Betten geschaffen. Auch in den anderen Krankenhäusern des Altkreises gibt es entsprechende Abteilungen (siehe Infobox). Bedarf und Nachfrage steigen, die Kapazität ist zumeist ausgelastet und es gibt Wartelisten.

 
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„Ein Novum in Zeiten, in denen überall Betten abgebaut werden“, sagt der Chefarzt und Leiter der Geriatrie, Dr. Heinrich Kerkhoff. Und ein Zeichen an die Menschen in dieser ländlichen Region, dass am Briloner Krankenhaus Maria Hilf in eine qualitativ hochwertige und spezialisierte medizinische Versorgung investiert werde.

Hilfe zur Selbsthilfe lautet das Motto

„Unser Patient ist zumeist über 70 Jahre alt und bringt einen ganzen Strauß an Erkrankungen mit“, erklärt Dr. Kerkhoff. Einweisungen von Patienten, die erst über 60 Jahre alt sind, kommen sehr viel seltener vor. Diese Frauen und Männer haben dann meist eine sehr schwerwiegende Erkrankung.

Auch das persönliche Lebensumfeld wird betrachtet

Wann wird der Patient in eine Geriatrie überwiesen? In der Regel ist es so, dass potenzielle Geriatrie-Patienten vor einer Überweisung aufgrund einer akuten Erkrankung fachärztlich in einem Krankenhaus oder bei ihrem Hausarzt behandelt werden. Leidet der Patient zusätzlich an weiteren, oft altersbedingten Erkrankungen wie Demenz, Inkontinenz, Parkinson, Mangelernährung oder an anderen kognitiven Schwächen, wird er nach dieser Behandlung zur Nachversorgung in die Geriatrie überwiesen. Denn in fast allen Fällen sind die Patienten aufgrund ihres Krankheitsbildes zunächst nicht mehr in der Lage, eigenständig zu leben.

Unterstützung für den Einstieg in den Alltag

„Genau da setzt dann unsere frührehabilitative Komplexbehandlung an. Mit dem Ziel, dass der Patient nach zwei oder drei Wochen möglichst wieder in der Lage ist, selbstständig seinen Alltag gestalten zu können“, sagt Dr. Kerkhoff. Heißt, nicht nur die oft parallel auftretenden Beschwerden werden behandelt; auch das persönliche Lebensumfeld wird betrachtet, um dem Patienten die größtmögliche Unterstützung für den Einstieg in den Alltag zu geben. Hilfe zur Selbsthilfe lautet das Motto. „Im Mittelpunkt steht immer der Patient, sein Lebensumfeld und seine Selbstständigkeit“, betont der Chefarzt. Eine vollständige Genesung mit Blick auf die jeweilige Schwere der Erkrankungen sei nicht immer möglich.

Wohlfühl-Atmosphäre auf einer Station wichtig

Ärzte der Geriatrie arbeiten nicht nur mit den anderen Fachabteilungen des Krankenhauses eng zusammen. Altenpfleger, Ergotherapeuten, Logopäden, Physiotherapeuten sowie Sozialarbeiter und Psychotherapeuten kümmern sich gemeinsam. Da geht es dann neben der medizinischen Behandlung auch um die Fähigkeit, sich wieder ein Butterbrot schmieren zu können, um die Notwendigkeit einer Toilettensitz-Erhöhung oder um den Antrag auf eine Reha-Maßnahme. Ein wesentlicher Faktor für die Genesung ist zudem die Wohlfühl-Atmosphäre der geriatrischen Abteilung. Ein spezielles Lichtsystem sowie altersgerecht gestaltete Räume und Gruppenräume tragen dazu bei.

Schwerpunktmäßig befasst sich die Komplexbehandlung mit folgenden typischen Erkrankungen oder Unfallfolgen bei älteren Menschen: Immobilität, Inkontinenz, Demenz, Depression, Mangelernährung, Folgen eines Sturzes mit Frakturen wie Oberschenkelhalsbruch, Schlaganfall, Herzschwäche sowie neurologische Krankheiten wie das Parkinson-Syndrom.

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