Hochsauerland. . Die Stadtbücherei Meschede empfiehlt „Cyril Avery“: Ein junger Mann entdeckt im konservativen Irland der 50-/ 60-er-Jahre seine Homosexualität.
Unser Buchtipp der Woche kommt heute aus der Stadtbücherei Meschede. Es geht um das Buch „Cyril Avery“ von John Boyne.
Worum geht es?
Cyril Avery, 1945 als uneheliches Kind der 16-jährigen Catherine Goggin geboren, verlebt seine Kindheit als Adoptivsohn des wohlhabenden und exzentrischen Paares Maude und Charles in Dublin. Als Jugendlicher entdeckt er seine Homosexualität, verliebt sich in seinen Internatsfreund Julian, kann sich ihm gegenüber aber im konservativen Irland der 50-/ 60-er-Jahre nicht öffnen. John Boyne schildert Cyrils Lebensweg, seine Suche nach seinem Platz in der Welt, von seiner Flucht aus Irland über Amsterdam und New York bis zu seiner Rückkehr nach Dublin in unserer Gegenwart.
Was macht das Buch aus? Wo liegen Stärken oder Schwächen?
Der mitreißende Roman des renommierten und mehrfach ausgezeichneten irischen Autors nimmt einen von der ersten Seite an gefangen. Hineingeboren in die erzkonservative und bigotte irische Gesellschaft der Nachkriegszeit stand Cyril Averys Leben von Anfang an unter keinem guten Stern. Von seiner Mutter zur Adoption freigegeben, findet er auch bei seinen Adoptiveltern keine echte Geborgenheit, ist immer auf der Suche nach Liebe, Familie, einem wirklichen Zuhause. John Boyne erzählt Cyrils Leben in 7-Jahres-Abschnitten und spannt den Bogen von der Nachkriegszeit bis ins Jahr 2015, von der Scheinheiligkeit einer konservativ-katholizistisch geprägten Gesellschaft bis zum Verfassungsreferendum über die gleichgeschlechtliche Ehe in Irland im Jahr 2015. Immer wieder kommt es dabei unerkannterweise auch zu Begegnungen mit seiner leiblichen Mutter.
Warum empfehlen Sie das Buch?
Schon mehrfach und mit Begeisterung habe ich Bücher von John Boyne gelesen. International bekannt wurde er mit dem inzwischen verfilmten Jugendbuch „Der Junge im gestreiften Pyjama“. Sein Kinderbuch „Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket“ gehört zu meinen All-Time-Favourites der Kinderliteratur und ist mittlerweile auch als Taschenbuch erhältlich. Und so habe ich mich auch auf den neuen Roman „Cyril Avery“ gefreut und wurde nicht enttäuscht. Die ergreifende Geschichte ist sowohl inhaltlich als auch sprachlich grandios erzählt. John Boyne verbindet Mitgefühl, Humor und Tragik. Sein Roman handelt von der Suche eines Mannes nach Identität und einem Zuhause, von sich wandelnden Rollenbildern von Frauen, von Familienstrukturen und von der Modernisierung der irischen Republik und ihrer Gesellschaft.
Für wen ist das Buch gedacht?
Leser und Leserinnen, die an menschlichen Schicksalen, an zeitgeschichtlichen Familiengeschichten und an gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen interessiert sind, sollten sich diesen Roman nicht entgehen lassen.