Der Projektleiter der Firma Juwi und der Vorstand der Bürgerinitiative haben sich zum Gespräch getroffen. Positionen bleiben gegensätzlich
Züschen. Es ist still geworden um die Windkraftpläne der Firma Juwi zwischen Liesen und Züschen. Doch vom Tisch sind sie nicht. Der Vorstand der Bürgerinitiative „Verein für Natur und Umweltschutz Nuhnetal“ aus Züschen traf sich jetzt mit dem Projektleiter des Unternehmens, Martin Vollnhals, um sich über den Stand der Planungen zu informieren.
Juwi plant Windräder im Bereich der Berge Wacht, Schling und Steinschab auf Lieser Gebiet nahe der Grenze zu Züschen. Im kommenden Jahr soll die Baugenehmigung beantragt werden, 95 Prozent der erforderlichen Grundstücke seien vorhanden, hieß es bei dem Treffen. „Um einen möglichen Baubeginn zu nennen, ist es aber noch viel zu früh“, betonte Vollnhals gestern telefonisch gegenüber der WP. „Bis dahin sind noch viele Fragen zu klären und viele Etappen zu meistern.“
Angedacht sind laut Angaben beim Treffen mit dem Vereinsvorstand derzeit vier Windkraftanlagen des Typs GE 5.3 oder Vestas V150. Ende August war bei einem Gespräch mit der Stadt Hallenberg noch von bis zu fünf Anlagen die Rede gewesen.
Zwei Windräder sollen eine Gesamthöhe inklusive Rotorflügeln von 240 Metern haben, zwei weitere eine Höhe von 200 Metern.
Bisher keine Artenschutzbedenken
Die Windräder werden rund 900 Meter vom Ort Züschen und 550 Meter von Außenbebauungen entfernt sein. Interne Gutachten zur Schallberechnung hätten ergeben, dass die Schlag- und Motorgeräusche in Züschen je nach Windrichtung mit einer Lautstärke zwischen 35 und 45 Dezibel zu hören wären. Bei Westwind könnten auch Liesen und Hesborn betroffen sein. Zum Vergleich: Dieser Dezibelwert entspricht etwa der Lautstärke eines Flüsterns oder eines laufenden Kühlschranks.
Vollnhals erläuterte weiter, dass ein von Juwi beauftragtes Gutachterbüro über ein Jahr hinweg windkraftsensible Tierarten wie Rotmilane, Schwarzstörche, Mäusebussarde oder Fledermäuse beobachtet und dabei keine hinderlichen Vorkommen, Flugbewegungen oder Horste in dem Gebiet festgestellt habe. Im Frühjahr 2019 sollen weitere Beobachtungen durchgeführt werden.
Woher die Zuwegung in der Bauphase verlaufen soll, wurde bei dem Treffen noch nicht klar. Es gebe dafür zwei Möglichkeiten, so der Projektleiter. Die Baustraßen müssten auf mindestens 4,50 Meter Breite ausgebaut und Kurven so angelegt werden, dass bis zu 70 Meter lange Schwertransporte passieren könnten. Während der Fundamenterstellung würden 120 Lkw pro Windrad im Einsatz sein.
Der erzeugte Strom könne in der Nähe des Franzosenkreuzes eingespeist werden, so dass nur einige hundert Meter Erdkabel verlegt werden müssten. Dies sei einer der Aspekte, der die Lage für Juwi so interessant mache. Dass die Flächen als Landschaftsschutzgebiet gelten und die von CDU und FDP geführte Landesregierung neue Regeln zum Mindestabstand von Windkraftanlagen und Wohngebieten vorantreiben will, sei per se kein Hinderungsgrund.
Bestehende Forstwege verbreitern
Die Zuwegung zu Baustellen plane Juwi immer mit möglichst geringen Eingriffen. So formulierte es Pressesprecher Felix Wächter 2017 im Interview mit der WP.
Man verbreitere dafür vorwiegend bestehende Forstwege und plane vorzugsweise auf vorgeschädigten oder ökologisch weniger wertvollen Flächen.
Man stehe zu dem Projekt in Hallenberg, erläuterte Vollnhals im Nachgang telefonisch. „Wir wollen aber eine Diskussion und einen Dialog mit den Betroffenen vor Ort und auch mit der Bürgerinitiative. Wir haben kein Interesse an rechtlichen Auseinandersetzungen.“
Bürgerinitiative sieht offene Fragen
Der Vorstand der Bürgerinitiative zeigte sich nach der Präsentation entsetzt über die Dimension der geplanten Anlagen und die damit verbundenen Eingriffe in die Natur. Er bezweifelte auch die Richtigkeit von Aussagen des Unternehmens, u.a. zur Lärmbelästigung, zu den rechtlichen Hintergründen und den Ergebnissen des Artenschutz-Gutachtens. Man vermisse zudem Angaben zu Schlagschatten und Infraschall.
Der erste Vorsitzende Achim Lücke kündigte an, der Verein wolle die Angaben des Unternehmens prüfen. „Es wurde ständig über den Bau der Anlagen, über Pflanzen und Tiere gesprochen, aber der Mensch kam in den Ausführungen kaum vor.“ Etliche Fragen seien noch nicht beantwortet worden. Man werde sich mit aller Kraft dafür einsetzen, die Anlagen zu verhindern.
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