Olsberg. Der Olsberger Stausee wird mit einer Drohne vermessen. Die Mainzer Stadtwerke wollen etwas gegen die Verlandung tun, um den Weiher zu erhalten.

Mit einem surrenden Rotorengeräusch, ähnlich dem kräftigen Summen eines Bienenschwarms, steigt sie in die Luft. 70 Meter geht sie hoch, dann fliegt sie Bahn für Bahn über den Olsberger Stausee. Ein Oktokopter, eine Drohne mit acht Rotoren, soll dreidimensionale Daten zum Zustand des Weihers liefern.

Denn das künstlich angelegte Staubecken hat ein Verlandungsproblem, d.h. durch die Ablagerung der Sedimente aus der Ruhr setzen sich große Mengen Schlamm auf dem Boden ab und verringern die Wassertiefe. Die Mainzer Stadtwerke AG als Betreiberin hat daher die Gunst der Stunde genutzt und im Rahmen der vertiefenden Talsperrenüberprüfung (wir berichteten) eine Vermessung des Gewässers veranlasst. „Das geht nur, wenn kein Wasser da ist und so leer kriegen wir es so schnell nicht wieder“, erklärt Betriebsleiter Carsten Weller. Ende September wurde langsam das Wasser abgelassen, vergangene Woche fischten Experten den Weiher ab.

See droht, eine Schlammwüste zu werden

Die Messung soll zeigen, wie viel von dem ursprünglichen 72.000-Kubikmeter- Stauvolumen noch übrig ist. Mithilfe der Daten arbeitet die Mainzer Stadtwerke AG Konzepte aus, wie sie mit der Verlandung umgehen kann. „Wir müssen uns mittelfristig etwas einfallen lassen. Ansonsten hätten wir hier 2050, spätestens 2060, nur noch eine Schlammwüste“, prophezeit Weller.

Johannes Eigenmann und Jan Schwarze von einem Ingenieurbüro aus Breckerfeld verteilen zunächst Markierungen für die Drohne rund um den Stausee, insgesamt zwölf Stück. „Dadurch können die Fotos miteinander verknüpft werden“, erläutert Jan Schwarze. Diese Passpunkte werden mit GPS-Koordinaten versehen, so dass später eine Auswertungssoftware ein maßstabsgetreues und georeferenziertes 3D-Modell (Punktwolke) erstellen kann.

Zufuhr von Frischwasser zum Wohl der Fische

Seit Mai hat der Stausee kaum noch Wasser. Grund dafür ist die lange Trockenperiode.

Damit die Fische nicht sterben, musste der Weiher mit Sauerstoff angereichert werden.

Dafür hat die Mainzer Stadtwerke-AG Frischwasser aus den Stauseen in Wiemeringhausen und Brunskappel über das Kraftwerk Steinhelle 1 in den Olsberger Weiher geleitet.

20 Minuten in der Luft

Drohnenpilot Johannes Eigenmann steuert den Oktokopter über die mobile Basisstation. Über einen kleinen Bildschirm kann er die einzelnen Luftbilder sehen. Am Laptop verfolgt er die Flugbahnen, die die Drohne in Längsrichtung über den 510 Meter langen Stausee zieht. Etwa 20 Minuten dauert der Flug. Mit einem Ergebnis können die Auftraggeber in zwei bis drei Tagen rechnen.

Der Drohnenflug ist für die Mainzer Stadtwerke AG der erste Schritt, um Maßnahmen gegen die fortschreitende Verlandung des Weihers zu planen. „Der extremste Fall wäre, den Weiher komplett auszubaggern“, sagt Carsten Weller. Doch sei das nur eine temporäre Lösung: „In ein paar Jahrzehnten würde das wieder aufgefüllt sein.“

Demnächst sollen Schlammproben genommen werden, um den Aufwand einer Entsorgung einschätzen zu können. Sollte der Gehalt von Schwermetallen und anderen Schadstoffen so hoch sein, dass eine Deponierung erforderlich wäre, könne das Millionen kosten. „Es handelt sich dann um Sondermüll, der speziell entsorgt werden muss. Allein das kostet mehr. Hinzu kommen Hunderte Lkw, die durch den Ort fahren, und der Transportweg“, so Carsten Weller.

Ausbaggern ist keine gute Lösung

Die Ausbaggerung sei zwar „am einfachsten, aber auch am teuersten und am wenigstens nachhaltig“, weshalb die Mainzer Stadtwerke AG eher Maßnahmen zur Regulierung der Strömung anstrebt. Denn die Sedimente setzen sich am Grund ab, weil im Gewässer kaum Bewegung ist. Durch das Einrichten von Störstellen könne der natürliche Sedimenttransport hingegen gefördert werden. Carsten Weller kann sich auch vorstellen, dass in der Mitte des Weihers eine kleine Insel bleibt, die begrünt werden und so als „natürliches Biotop“ angelegt werden könnte.

Da das Staubecken als Talsperre klassifiziert ist, sei die Suche nach geeigneten Maßnahmen aufgrund von Auflagen der Talsperrenaufsicht etwas „komplexer“, so Robert Baumgärtner von der Mainzer Stadtwerke AG. Möglicherweise liefere der Drohnenflug auch Argumente für eine einfache Klassifizierung als stehendes Gewässer.

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