Thülen. . Autos und Zweiräder geben auf Briloner Flugplatz Gas. Mehr als 400 Teilnehmer erleben beim Viertel-Meilen-Rennen am Wochenende echten Rennsport.

Motoren heulen auf, Räder quietschen, Qualm steigt auf – beim Viertel-Meile-Beschleunigungsrennen auf dem Briloner Flugplatz traten Fahrer mit ihren Motorrädern und Autos gegeneinander an. Am Wochenende traten 400 Menschen auf das Gaspedal oder drehen am Gasgriff.

Die Zuschauer staunen bei manchen der ohrenbetäubenden Starts nicht schlecht. Bereits aus einiger Entfernung hört man laute Motorengeräusche, Autos mit zum Teil geöffneten Motorhauben stehen in einer Schlange, die Fahrer warten auf ihren Start. Entlang der Strecke stehen Zuschauer, die Köpfe drehen sich mit den vorbeirauschenden Fahrzeugen. Strahlender Sonnenschein lockt viele Besucher auf das Gelände. Stehend oder auf einem Stuhl sitzend verfolgen sie die Kurzrennen.

402,33 Meter

Die Motorräder sind an der Reihe. Bei den Burnouts, dem Vorwärmen der Räder, lassen die Fahrer ihre Hinterreifen durchdrehen, es qualmt. Sie fahren zum Startpunkt vor. Auf der Anzeige leuchten gelbe Lichter, dann ein grünes. „Los“ zeigt eine große Tafel an. Aus dem Stand beschleunigen die Fahrer und testen, wer auf den 402,33 Metern, der Viertelmeile, schneller ist. Über Lautsprecher werden die Ergebnisse verlesen.

© Nicole Reuter

Für Kevin, 29 Jahre, aus Lippstadt, ist es zur Tradition geworden, herzukommen. „Ich bin im Jahr zweimal dabei, seit sechs Jahren. Es ist einfach ein Lebensstil.“ Ihn faszinieren die Autos, die Leistung. „Eben alles, was dazu gehört.“ Rennen fahre er selbst aber nicht. Gemeinsam mit Isa Westen steht er am Samstag an der Strecke. Sie ist zum ersten Mal dabei und findet Gefallen daran.

„Es gibt wieder neue Startplätze“, dröhnt es durch den Lautsprecher. Sofort machen sich einige Zuschauer auf den Weg zur Anmeldung. „Lauf!“, ruft eine Frau ihrem Bekannten hinterher – die Plätze sind begehrt. 200 stehen pro Tag zur Verfügung; 100 werden im Voraus vergeben, die andere Hälfte am Tag der Rennen, erklärt Marcel Schmidt. Er ist für die Anmeldung verantwortlich. „Wir haben auch viele Stammgäste hier“, erzählt er.

Dröhnende Motoren

Bei den Rennen entstehen viele Bekanntschaften, sagt Jochen „Jowi“ Wiemers (60), einer der Teilnehmer. Mit seinem Motorrad starte er fast regelmäßig in Brilon. „Es ist für uns der Saisonabschluss.“

Bei verschiedenen Viertel-Meilen-Rennen sei er in ganz Deutschland dabei. Immer wieder sehe man bekannte Gesichter. Seit er seinen Führerschein habe, fahre er Motorrad. „Auf der normalen Straße kann man sich nicht ausleben, nichts in der Art ausprobieren.“ Deshalb fahre er mit. Gleichzeitig mahnt er besonders junge Fahrer: „Es gibt immer wieder illegale Rennen. Mit dieser Veranstaltung kann man die Leute da weg holen. Hier können sie etwas ausprobieren. Aber bitte nicht auf der Straße.“

Rennfieber legal ausleben

Seit 2007 bietet European Fun Race Germany die Rennen an. Sie sind eine Möglichkeit, legal Rennen zu fahren, ohne Profifahrer sein zu müssen.

Die Rennen gelten auch als Präventionsmaßnahme gegen
illegale Rennen auf der Straße. Mehr Informationen unter: www.efr-germany.de

Zwei Autos stehen inzwischen am Start. Dröhnende Motoren. Die Blicke der Zuschauer am Rand sind auf die Wagen gerichtet. Kurz blicken sie hinter ihnen her. „Alter!“, „Wow!“ oder sich die Ohren zuhalten – die Reaktionen der Zuschauer sind unterschiedlich. Ein Junge steht mit breitem Lächeln und strahlenden Augen am Start hinter der Absperrung. Jung und Alt sind fasziniert von so manchem Wagen.

Geschwindigkeiten über 200 km/h

„Bahn 1, 11,3 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 207 km/h. Bahn 2, 12,7 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 172 km/h.“ Die Ergebnisse jedes Rennens werden vorgelesen. Zusätzlich gibt ein Moderator Infos: „Bei diesem Fahrer habe ich ja immer etwas Angst, dass die Antriebswelle bricht“, lacht er. Ein anderer Wagen startet unerwartet langsam. „Jetzt habe ich gerade noch erzählt wie krass so ein A45 ist… und dann macht der hier eine Verbrauchsfahrt. Gibt’s doch nicht!“

Eine Situation bringt aber auch den Moderator zum Stutzen. „Da kam gerade eine Frage, warum das kleine Kind nicht mitfahren darf. Da fehlen mir ein bisschen die Worte“, sagt er. „Es können so viele Dinge hier passieren, da will ich nicht hören ‚Auf der Autobahn darf ich das ja auch‘.“ Im Anschluss geht es trotzdem mit guter Laune bei Fahrern und Zuschauern weiter. Sie filmen, machen Fotos und staunen über die Leistung der Fahrzeuge.