Braunshausen/Hochsauerland. . In Braunshausen, einem der am schlimmsten von der Dürre betroffenen Orte, hat der Landwirtschaftsverband seine Erntedank-Bilanz gezogen
„Grund zu Danken gibt es immer und manche Gegend hat es schlimmer getroffen als uns“, sagte am Mittwoch Josef Schreiber, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hochsauerland, bei der Erntedank-Pressekonferenz.
Das beherrschende Thema: die Dürre. Sie hat die Höfe der Region jedoch unterschiedlich hart getroffen. Auch deshalb traf man sich in Braunshausen auf dem Hof der Familie Berkenkopf: Der Ort in der ohnehin trockenen Medebacher Bucht gehört zu den am schlimmsten betroffenen Gebieten.
Das Wetter
„Dieses Jahr vergessen wir so schnell nicht“, prophezeite Josef Schreiber. Ein Jahr ohne Frühling, mit Dauerfrost noch Mitte März und bald darauf hochsommerlichen Temperaturen. Geregnet habe es teilweise monatelang nicht.
Die Ernte
Normalerweise, so Franz-Josef Berkenkopf, schneidet er viermal im Sommer Gras als Winterfutter für seine 75 Milchkühe. 2018 konnte er nur zweimal mähen; auf 75 Prozent summiert er seine Einbuße. An weniger betroffenen Orten als Braunshausen sei es nicht ganz so schlimm.
„Eine Familienkonferenz hat beratschlagt, ob wir Tiere verkaufen“, erzählt Berkenkopf. Sie entschied sich dagegen. Denn eine geschlachtete Kuh frisst zwar nichts mehr, trägt aber in Zukunft auch nichts zum Einkommen bei.
Die mittlere Ernte 2018 im Hochsauerland
Mais: In gewöhnlichen Jahren bringe der Hektar Land rund 45 Tonnen. Diesmal nur 30 Tonnen.
Grünland: Bei vielen Landwirten sind der dritte und vierte Schnitt praktisch ausgefallen
Getreide: Die Ernte sei zufriedenstellend gewesen. Doch nun müsse das Wintergetreide in den Boden – und der sei vielerorts noch zu trocken. Außerdem wurden bereits die ersten Bodenfröste verzeichnet.
Um alle durchzubringen, muss Berkenkopf Futter kaufen. 170 Rundballen Gras, dazu Rübenschnitzel und 250 Tonnen Mais – den kauft er allerdings immer, da er keinen anbaut. Bloß teurer wird es diesmal: Die Tonne Mais kostete z.B. rund 50 statt sonst 35 Euro. Mit all den Vorbereitungen könne der Hof bis März oder April seine Milchleistung aufrechterhalten. „Was dann ist, werden wir sehen.“
Das Hilfe-Dilemma
Dürrehilfen an Bauern sehen die Anwesenden durchaus kritisch. „Klar soll Leuten, die in Not geraten, geholfen werden“, meint Schreiber. Aber Hilfen pauschal für alle Landwirte brächten nichts, denn das Dürreproblem sei eben örtlich höchst unterschiedlich ausgefallen. Hilfen für alle schürten höchstens das Bild vom Bauern als dem Handaufhalter vom Dienst.
Hilfe also nur bei Existenznot. Da aber fange das Dilemma an: Not müsse nachgewiesen werden – und das sei bei einem Betrieb, der überwiegend die eigenen Produkte verfüttert, schwierig. „Die können ja keine Rechnung zum Vergleichen vorlegen.“ Wegen des schwierigen Nachweises und weil Hilfen wohl ohnehin erst im kommenden Jahr ausgezahlt würden, würden sich die Höfe wohl eher mit Zwischenfinanzierungen behelfen.
Die Zukunft
Berkenkopf bewirtschaftet seinen Hof seit 1997 und hat das „nie bereut“. Wenn seine beiden Söhne den Hof eines Tages übernehmen wollten, fände er das „fantastisch“. Was würde er ihnen dann wünschen? „Verlässliche Preise. Und die Wertschätzung.“ Denn eigentlich, so die anwesenden Landwirte, hätten sie lieber verlässliche Preise als Subventionen und Hilfen. „Wir Bauern werden mehr in die Öffentlichkeit gehen müssen“, sagt Franz-Josef Berkenkopfs gleichnamiger Vater. „Es wäre gut, wenn Engpässe auch mal im Laden ankämen. Aber die Macht der Handelskonzerne ist so groß, dass durch Zukauf von sonst woher die Regale immer voll bleiben. Dadurch kriegen die Verbraucher von den Problemen nichts mit.“
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