Korbach. . Vom Hobby zur Geschäftsidee: Lars Lelitko (27) züchtet Vogelspinnen. In einigen Jahren will er sich damit selbstständig machen.
Respekt? Hat Lars Lelitko auch nach Jahren noch vor den Tieren, mit denen er seine Wohnung teilt. „Und Respekt sollte auch immer da sein, die Arbeit darf nie Routine werden.“ Der 27-Jährige aus Korbach züchtet Vogelspinnen. Mittlerweile besitzt er rund 1500 Exemplare.
Vogelspinnen sind keine Kuscheltiere
Angefangen hat alles mit Bartagamen, Boas und Pythons. Doch besonders die Schlangen kosten viel Geld – vor allem für Strom. Sie brauchen es schön warm, sagt Lars Lelitko. So ist er schließlich bei Vogelspinnen gelandet. Die Achtbeiner faszinieren ihn. „Ich finde vor allem ihr Jagdverhalten interessant.“
Doch viel mehr, als sie zu beobachten, ist nicht drin. „Sie sind keine Kuscheltiere, ebenso wenig wie Reptilien und Amphibien.“ Jedes Mal, wenn er ein Exemplar aus einem Terrarium holt, sei das für das Tier – ebenso wie für den Menschen – mit Stress verbunden.
Vor gut sieben Jahren kam er zur Zucht
Das Interesse an Vogelspinnen wurde schnell zur Leidenschaft, zu einer teuren noch dazu. Vierstellige Summen, vor allem für neu entdeckte Tiere, sind durchaus keine Seltenheit. Bald kam für Lelitko die Frage auf, wie sich sein Hobby refinanzieren lässt. So kam er vor gut sieben Jahren zur Zucht. In drei oder vier Jahren, so sein Plan, will er sich selbstständig machen mit dieser Geschäftsidee, bis dahin wird er weiterhin in einem Korbacher Baumarkt arbeiten.
Gegen Ekel und Angst
Lars Lelitko weiß: Viele Menschen ekeln sich vor Spinnen oder haben gar Angst vor ihnen. Das würde er gern ändern – und geht deshalb immer mal wieder auf Einladung in Grundschulen, um den Kindern die besonderen Tiere zu zeigen.
Ein lebendes Exemplar hat er dann dabei, allerdings: „Ich würde einem Kind nie eine Vogelspinne auf die Hand setzen“, sagt er. Die Mädchen und Jungen dürfen das Tier lediglich anschauen. Von den Eltern lässt er sich vorher dennoch eine Einverständniserklärung für diese besondere Form des Unterrichts unterschreiben.
Anfassen dürfen die Kinder dagegen die hauchdünnen und federleichten Häute. Oft gibt Lelitko die abgestreiften Hüllen, die er in einem Karton sammelt, an Schulen, die sie für den Biologieunterricht verwenden. Aber auch älteren Menschen möchte er die Welt der Vogelspinnen näherbringen und denkt deshalb über eine mögliche Spinnenausstellung in Korbach nach.
Aus den unterschiedlichsten Ländern stammen die Tiere, die in seinen Terrarien leben. Bei Reptilienbörsen, bei Facebook oder über Ebay kauft er ein und verkauft dort auch seine Nachzuchten. Verschickt werden sie übrigens mit der Post. Sorgfältig verpackt sei das bei wirbellosen Tieren erlaubt und auch kein Problem, sagt Lelitko.
Wichtig ist die artgerechte Haltung
Wichtig ist für den 27-Jährigen die artgerechte Haltung der Tiere. Den Spinnen soll es gut gehen. Die Terrarien sind deshalb nicht nur groß genug, sondern auch mit echten Blättern, Baumrinden, Erde und Moosen ausgelegt. Die einen, die Baumbewohner, krabbeln gern auf den Rinden herum, während sich die anderen, Röhrenbewohner, gern in tiefen Erdlöchern vergraben.
Männchen haben eine sogenannte Spermathek
Für die Pflege und die Fütterung der etwa 1500 Spinnen geht etwa ein kompletter Tag pro Woche drauf. Heuschrecken, Schaben, Grillen, für die größeren Tiere stehen auch mal tote Mäuse oder Hühnerherzen auf dem Speiseplan. Ob es etwas zu fressen gibt, entscheidet Lars Lelitko bei jedem einzelnen Tier. Je nachdem, wie dick das Hinterteil ist, gibt es Futter. Wie Menschen könnten auch Spinnen verfetten, sagt er.
Vogelspinnen werden bis zu 30 Jahre alt
Der Nachwuchs werde aber stets gut gefüttert. Schließlich sollen die Minispinnen groß und kräftig werden. Bis es soweit ist, können Jahre vergehen. In der Zeitrechnung der Vogelspinnen ist das aber eher ein kurzer Zeitraum: Sie können insgesamt zwischen 25 und 30 Jahre alt werden.
Einmal pro Jahr häuten sich die Tiere. Und beim Blick in diese abgestreiften Hüllen könne man genau erkennen, ob ein Tier ein Männchen oder Weibchen sei. Die Männchen haben beispielsweise eine sogenannte Spermathek, erklärt Lars Lelitko.
Ab und an holt der Spinnenfan ein Exemplar aus einem Terrarium und lässt es sich über Hand und Arm krabbeln. Immer in dem Wissen, dass jedes der Tiere beißen kann. Tatsächlich wurde er einmal bereits gebissen – und das bewusst. Er habe wissen wollen, wie es sich anfühlt, sagt Lelitko. Und? „In etwa wie ein Wespenstich“, erzählt er. Es sei eine Erfahrung gewesen, noch einmal brauche er das aber nicht.
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