Brilon. Die Windkraft im Raum Brilon steht derzeit beim Verein für Umwelt und Naturschutz Hochsauerland besonders im Fokus.
Neben den für Vögel potentiell tödlichen Rotoren nehmen die Windkraftgegner nun verstärkt die Mastfüße der Windräder ins Visier. Und mussten in diesen Tagen eine faustdicke Überraschung erleben. Unter Mastfuß, so meint Winfried Rampe vom Verein für Umwelt und Naturschutz Hochsauerland (VUNH), verstehe der gesunde Menschenverstand doch wohl jene Stelle, an der ein Mast aus dem Boden ragt. Der Hochsauerland jedoch definiert das weitaus großzügiger: „Der Mastfuß einer Windkraftanlage“, so teilte die Untere Umweltschutzbehörde dem VUNH jetzt mit, „ist das Fundament in seinen äußeren Abmessungen. Dabei wird der überwiegende Teil des Fundaments mit Boden bedeckt.“ Ob der Kreis damit richtig liegt, lasse der VUNH derzeit rechtlich überprüfen, so Rampe.
Wartungsarbeiten am Netz
Derzeit gleicht der VUNH derzeit besonders den Windpark der Stadtwerke Brilon mit den Artenschutzauflagen aus den Genehmigungsbescheiden ab. Den Bürgerwindpark Wülfte konnten sie damit, wie berichtet, per Einstweiliger Anordnung für einige Tage außer Betrieb setzen. „Keine Veranlassung zum Einschreiten“ hatte der Kreis allerdings bei dem Antrag des VUNH gesehen, auch das Windrad auf der Haar zwischen Brilon und Altenbüren stillzulegen. Am vergangenen Wochenende lief es, obwohl ein Landwirt in unmittelbarer Nähe grubberte. Dabei müssen die Windräder bis zum Ende der Stoppelbrache von Sonnenauf- bis -untergang abgeschaltet werden, um Vögel bei der Futtersuche nicht zu gefährden.
Konkrete Pläne für 107 weitere Windräder
Kreisweit sind - Stand gestern - derzeit 137 Windräder in Betrieb.
26 Anlagen sind genehmigt und für 81 liegen beim Kreis Anträge auf dem Tisch.
Aktuell gibt es nach Auskunft des Hochsauerlandkreises Anfragen externer Projektierer, im Bereich des Windparks Scharfenberg eine weitere Anlage zu errichten und im Raum Madfeld/Thülen zwei.
Winfried Rampe in seiner Eingabe an den HSK: „Nach unserer Wahrnehmung sind die Artenschutzauflagen das Papier nicht wert, solange Sie deren Beachtung nicht in einer Weise durchsetzen, welche die Betreiber der WEA verstehen.“ Er könne „darauf spekulieren, dass er nicht erwischt wird und bis zum Erhalt der Abschaltverfügung zu Lasten des Artenschutzes Kilowattstunde für Kilowattstunde verdient“. Vielen wird es ja nicht entgangen sein: Von Montag bis Donnerstag standen alle sechs Anlagen des neuen Windparks zwischen Altenbüren und Brilon tagsüber still, während sich die Räder auf der Sonder und bei Scharfenberg weiterhin drehten. Das, so Axel Reuber, Geschäftsführer der Stadtwerke Brilon und des kommunalen Windparks, habe an Wartungsarbeiten gelegen, die Netzbetreiber Westnetz im Bereich dieser Anlagen vorgenommen habe. Insofern war ein Einschreiten des Kreises auf die VUNH-Eingabe hin ja ohnehin nicht nötig.
Repowering-Projekt bei Meerhof abgeändert
Wie der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) mitteilt, seien in diesem Jahr bis Ende Mai landesweit nur 65 Anlagen in Betrieb genommen, vor einem Jahre waren es im gleichen Zeitraum noch 114. Dieser - so Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) gegenüber dpa - „expansive Ausbau“ der Windenergie stoße „bei einer wachsenden Zahl von Bürgern auf massive Vorbehalte“. In der Windkraft-Branche gibt es heftige Kritik am neuen Kurs der Landesregierung. Sie schaffe „mit rechtlich höchst zweifelhaften Vorgaben große Verunsicherung für den weiteren Ausbau der Windenergie“, so LEE-Geschäftsführer Jan Dobertin
Mit der landesweiten Antrags--Flaute korrespondiert auch die Entwicklung im HSK. Aktuell liegt beim Kreis lediglich ein Projekt im Rahmen des BImsch-Verfahrens öffentlich aus: das Repowering von 12 Windrädern im Windpark Grüner Weg bei Meerhof. Dort sollen die Alt-Anlagen aus den Babyjahren des Öko-Stroms ersetzt werden. Die ganz fetten Zeiten sind vorbei. Auch die Investoren spitzen angesichts sinkender Einspeisevergütung und dem Ausschreibungs-Druck den Bleistift. Hatte der Hochsauerlandkreis für das Repowering am Grünen Weg im März 2017 Anlagen vom Typ Enercon 126 EP4 genehmigt, so möchte der Investor jetzt dort Windräder vom Typ E-138 EP3 errichten.
Altanlagen inklusive Fundamente abbauen
Die ragen mit einer Nabenhöhe von 160 m und einem Rotordurchmesser von 138 m zwar 36 m höher in den Himmel als die zunächst beantragten, leisten mit 4 MW zwar 0,2 MW weniger als die bisher beantragten. Haben aber, so der Hochsauerlandkreis, aufgrund einer schlichteren Konstruktionen einen gewaltigen Vorteil: Die Baukosten betragen nur rund 2,8 Millionen Euro gegenüber gut 5 Millionen je Anlage bei dem zunächst beantragten.
Die alten Anlagen, so der HSK zur WP, müssen „ nach und nach 1 zu 1“ abgebaut werden, und zwar inklusive der Fundamente.
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