Gevelinghausen. . Eine 1961 in Gevelinghausen gefundene Bronze-Urne ist bald bei einer Sonderausstellung in Berlin zu sehen. Im Sauerland gibt es Nachbildungen.
Als Bauarbeiter 1961 bei Ausschachtungsarbeiten auf einem Aussiedlerhof in Gevelinghausen auf eine grünliches Metallgefäß stießen, war die Aufregung im Ort groß. Daran kann sich Ortsheimatpfleger Bernhard Vorderwülbecke noch gut erinnern; schließlich hätte es sich ja auch um ein explosives Überbleibsel aus dem Krieg handeln können. Doch schon bald war klar: Gefunden wurde eine kulturhistorisch bedeutsame Bronze-Urne.
Exponate werden in Berlin gezeigt
Heute ist die wertvolle Amphore, die vermutlich im 9. oder 8. Jahrhundert vor Christus hergestellt wurde, im LWL-Archäologie-Museum in Herne zu sehen. Und schon bald geht das Exponat auf eine Reise nach Berlin, wo die Urne im Rahmen der Sonderausstellung „Bewegte Zeiten“ im Martin-Gropius-Bau präsentiert wird. Ab 21. September werden dort mehr als 1000 herausragende archäologische Funde aus ganz Deutschland gezeigt.
Als Jahrhundertfund bezeichnet
„Als Jahrhundertfund der mitteleuropäischen Bronzezeit“ bezeichnet Prof. Dr. Albrecht Jockenhövel (Uni Münster) die Gevelinghauser Urne in der LWL-Publikation „Westfalen in der Bronzezeit“. Er schreibt: „Es stellte sich heraus, dass es sich um eine Brandbestattung handelte, bei der der Leichenbrand eines zunächst als Frau, später als Mann im Alter von 20 bis 40 Jahren bestimmten Individuums in einem Leinensäckchen gesammelt worden war. Das Säckchen wurde zusammen mit zwei kleinen Knochenplättchen in dem bronzenen Großgefäß, dem in der Antike schon ein Querhenkel fehlte, deponiert.“
Der LWL schreibt, dass sich noch immer Rätsel um das „Prachtgefäß“ aus Bronze ranken. Hinter den Abbildungen auf dem rund 36 Zentimeter hohen Gefäßes könnte sich möglicherweise ein 2700 Jahre alter Kalender verbergen. Im Zentrum steht ein in der jungen Bronzezeit weit verbreitetes Motiv: Eine Sonne, die auf einer Barke liegt, deren Enden in Vogelköpfen auslaufen.
Hervorragende Handwerks-Qualität
Prof. Jockenhövel schreibt, dass das Bronzegefäß von einer hervorragenden handwerklichen Qualität zeugt und mit hohem Arbeitsaufwand hergestellt worden sein muss. Insgesamt wurden vier Bleche ausgeschmiedet, zusammengefügt und zusammengenietet. Übersät ist die Bronzeamphore mit in Reihen und Kreisen angeordneten Punkten und Buckeln unterschiedlicher Größe. Der Experte verweist darauf, dass es in Europa nur etwa ein halbes Dutzend Vergleichsfunde gebe. Wie, wann und warum die Amphore ins Sauerland kam, ist aber offenbar bis heute ein Geheimnis.
Nachbildungen des bedeutenden Fundes sind übrigens auch bei uns im Sauerland zu sehen: Im Rathaus der Stadt Olsberg gibt es ein Exemplar, außerdem im Heimatmuseum Gevelinghausen und im Sauerlandmuseum in Arnsberg. Folgen Sie der Westfalenpost im Altkreis Brilon