Brilon. . Die Briloner Steinhoff-Töchter Impuls und Puris haben mit dem Bilanzskandal der Holding nichts mehr zu tun. Sie gehen eigene Wege.
Sonntagabend hat Georg Billert es per Anruf aus England erfahren, gestern Morgen teilte er als erstes seiner Belegschaft mit: Impuls und Puris sind raus aus dem Steinhoff-Desaster. Der Geschäftsführer und Mitgesellschafter der beiden Briloner Unternehmen hat die beiden Töchter der durch einen weltweiten Aktienskandal am Abgrund stehenden Holding, nach Ikea der zweitgrößte Möbelproduzent der Welt, gemeinsam mit starken Partnern aus der Branche, der Schüller-Gruppe aus Mittelfranken erworben.
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Konkret: Die drei miteinander verschwisterten Gesellschafter des mittelfränkischen Küchenmöbelherstellers haben für ihr Engagement im Hochsauerland die Fa. Brimax gegründet. Diese bildet gemeinsam mit Georg Billert die künftige Eigentümergemeinschaft.
Investorengemeinschaft aus vier Familien
Der Verkauf umfasst sowohl den Geschäftsbetrieb als auch die dazugehörigen Assets – sprich: Grundstücke, Immobilien und Produktionsmittel. Die Übertragung soll rückwirkend zum 1. April erfolgen und steht noch unter Vorbehalt der kartellbehördlichen Genehmigung, teilt das Unternehmen mit. Nach etlichen unruhigen und von vielen intensiven Verhandlungen mit diversen potenziellen Partnern geprägten Monaten ist Georg Billert froh, „strategische Investoren gefunden zu haben, die langfristige Ziele im Sinne des Standortes, der Mitarbeiter, der Kunden und der Lieferanten verfolgen“.
Die Schüller-Möbelwerke KG gehören nach eigenen Angaben zu den Top 5 der Möbelhersteller Deutschlands. Das 1966 gegründete und in dem knapp 8000 Einwohner großen, zwischen Ansbach und Feuchtwangen gelegenen Städtchen Herrieden ansässige Unternehmen hat aktuell rund 1500 Beschäftigte. Im vergangenen Jahr produzierte das Werk rund 120 000 Küchen. Das Umsatzvolumen stieg um 5,4 Prozent auf 449 Millionen Euro, wovon 344 Millionen im Inland getätigt wurden.
Trotz der Steinhoff-Turbulenzen weiter auf Erfolgskurs ist auch Impuls. Schon einmal hatten Turbulenzen bei der Mutter die Briloner Tochter durchgerüttelt, nämlich zu Alno-Zeiten. Zum 1. Juli 2015 hatte Georg Billert gemeinsam mit der Steinhoff-Gruppe das Küchenwerk übernommen. Nach einem unruhigen und mit 42 Stilllegungstagen durchgemachten Jahr 2016 gelang der Turnaround. Seitdem brummt es am Gallberg. Die damals eingeleitete – so Billert – „unglaubliche Entwicklung“ setze sich auch in diesem Jahr fort – trotz des schlagzeilenträchtigen Steinhoff-Desasters.
Georg Billert: „Fabelhafte Lösung gefunden“
Dessen ungeachtet habe er in den monatelangen Verhandlungen über die Zukunft der beiden Briloner Töchter „auf Steinhoff-Seite immer großes Vertrauen“ empfunden, so Billert zur WP. Formelle Mutter der Briloner Töchter war die Steinhoff-Holding im österreichischen Brunn am Gebirge; der Deal lief letztlich jedoch über die in Südafrika ansässige Steinhoff International Holding.
Mit der Schüller-Gruppe habe man „eine fabelhafte Lösung“ gefunden, sagt Georg Billert. Beide Portfolios ergänzen sich: Während Impuls den Discount- und Fachmarktsektor abdeckt, besetzt Schüller das darauf aufbauende mittelpreisige Segment – mit Extras komme man aber auch „in die gehobene Klasse“, heißt es im „Küchen-Atlas“.
Im Bad-Bereich ist die Schüller-Gruppe bisher nicht tätig. „Die Eigenständigkeit aller Unternehmen bleibt in Zukunft erhalten“, betont Billert. Was der 54-Jährige der Belegschaft am Montagmorgen so übermittelte: „Ich habe unseren Mitarbeitern gesagt, dass sie mich jetzt noch wenigstens zehn Jahre ertragen müssen.“
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