Olsberg. . Vor sechs Jahren startete die Sekundarschule Olsberg als erste ihrer Art im HSK. Nun stehen die ersten Schüler vor ihrem Abschluss.
Die Sekundarschule Olsberg - die erste ihrer Art im Hochsauerlandkreis, öffnete vor sechs Jahren ihre Türen. Nun stehen die ersten Jugendlichen der neuen Schulform kurz vor ihrem mittleren Schulabschluss. Henry Böhle und Franz Müller sind zwei von den ehemals 82 neuen Sekundarschülern, die vor sechs Jahren an die Schule kamen. Nun ziehen sie ein Resümee. Mit gemischten Gefühlen.
Chaotischer Beginn
„Am Anfang war es schon ein wenig chaotisch“, erinnert sich Henry Böhle an die ersten Wochen. „Man musste sich schon erst an die gemischten Klassen gewöhnen. Während die etwas Schwächeren zusätzlich gefördert wurden, mussten die etwas besseren Schüler etwas langsamer machen“, sagt Franz Müller. „Aber das war okay, denn die Lehrer konnten zu Beginn ja nicht wissen, wie weit jeder von uns schon ist.
Und außerdem konnten wir so viel mehr Mitschüler kennenlernen.“ Der integrative Unterricht während der ersten zwei Jahren an der Sekundarschule gehört zum Kernprofil der Schulform. „Integration und Inklusion sind zentrale und vor allem wichtige Aspekte“, sagt auch Michael Aufmkolk, Schulleiter der Sekundarschule Olsberg-Bestwig. Grund für die neue Schulform waren die rückläufigen Schülerzahlen.
„Nachher wurden wir aufgeteilt in sogenannte Erweiterungs- und Grundkurse. Wer im Grundkurs startete und hinterher besser wurde, konnte später in den Erweiterungskurs wechseln. Das finde ich ganz gut“, sagt Henry Böhle. Am besten jedoch fanden die beiden 16-Jährigen die Möglichkeit, ein viertes Hauptfach zu wählen. „Werken war richtig cool. Das hat Spaß gemacht, die Werkstücke zu bearbeiten, auch wenn wir noch nicht Schweißen durften“, sagt Henry.
Großes Angebot an AGs
Werken/Kochen und ein vielfältiges Angebot an AGs, unter anderem eine Fußball-AG, sorgen auch dafür, dass die zwei gerne auch ein paar Stunden länger in der Schule bleiben.
...Schulleiter Michael Aufmkolk
Vor sechs Jahren startete die Sekundarschule in Olsberg. Nun feiern die ersten Schüler bald ihren mittleren Schulabschluss.
1 Wenn Sie auf die letzen sechs Jahre zurückblicken, würden Sie die Sekundarschule der alten Schulform vorziehen?
Ja, weil die Sekundarschule für beide Standorte aufgrund der rückgängigen Schülerzahlen die einzige Alternative darstellt. Ansonsten ist die Sekundarschule tatsächlich eine komplett andere Schulform und daher ist es auch schwer, sie mit den alten Formen zu vergleichen. Betrachtet man jedoch die Aspekte Inklusion und die Integration der Flüchtlingskinder, finde ich schon, dass die neue Schulform die bessere Alternative ist. Das längere gemeinsame Lernen ist hier sicherlich ein sehr hilfreicher Leitgedanke.
2 Wie waren die ersten Wochen für Sie?
Am Anfang war es schon eine enorme Umstellung. Auch wir mussten uns beispielsweise auf den Ganztagsbetrieb und das Kurssystem einstellen. Hinzu kam, dass wir ein ständig wachsendes Kollegium waren, das sich mit jedem neuen Schuljahr auch neu finden musste. Vor sechs Jahren waren die Herausforderungen der Inklusion, der Integration und die mit den zwei Standorten verbundene Doppelbelastung noch gar nicht absehbar.Daher sehe ich uns auch immer noch in einem Entwicklungsprozess.
3 Wie gehen die Eltern mit den Veränderungen um?
Sie gehen ganz gut damit um. Das Prinzip der Ganztagsschule ist kein Thema mehr. Natürlich müssen sich die Kinder in den ersten Wochen daran gewöhnen, bis viertel nach drei in der Schule zu sitzen. Aber das geht in der Regel sehr schnell. Ansonsten ist die Resonanz sehr vielfältig. Wir wissen, dass viele Eltern uns gerade wegen unserer Vielfältigkeit suchen. Wir wissen aber auch, dass einige Eltern uns aus dem gleichen Grund meiden, was ich natürlich sehr bedaure.
„Es hat auch Vorteile, dass wir dreimal die Woche Ganztagsunterricht haben. So haben wir zum Beispiel keine Hausaufgaben und mehr Freizeit zu Hause“, sagt Franz Müller. Und da spielen die zwei 16-Jährigen ebenfalls gerne Fußball, solange sie noch die Zeit dazu haben.
Denn bald beginnt ein neuer Lebensabschnitt für Henry, Franz und 76 ihrer Mitschüler. Am Freitag, 29. Juni, geht für sie der letzte Tag an der Sekundarschule Olsberg-Bigge zu Ende. „Ich werde in Elleringhausen eine Ausbildung zum Zimmermann machen“, sagt Henry Böhle. Seinen Freund zieht es nach Winterberg. „Dort darf ich Maurer lernen. Auch viele unserer Mitschüler wollen lieber eine Ausbildung machen, als weiter in die Schule zu gehen“, sagt Franz Müller. Besonders beliebt sind auch Straßenbau, Forstwirt oder Kfz-Mechaniker. „Ich habe lieber etwas Festes in der Hand. Im Handwerksbereich gibt es zudem sichere Jobs“, sagt Franz Müller.
Getrennte Pausenhöfe
Aber auch wenn die beiden viel Positives aus ihrer Schulzeit zu berichten haben, so finden sie auch einige Punkte, die sie gerne an der Sekundarschule ändern würden.
Einer der Punkte ist die Pausengestaltung. So verbringen die Schüler der Klassen fünf bis acht nicht nur ihre Unterrichtszeit im Gebäude der ehemaligen Hauptschule, sondern auch ihre Pausen. „Wir dürfen das Schulgelände nicht verlassen und das ist schade. Einige von uns haben noch jüngere Geschwister. Ich zum Beispiel habe einen Bruder in der achten Klasse. Der verbringt seine Pausen unten und ich hier oben auf dem Gelände der ehemaligen Realschule“, sagt Henry Böhle. Zudem befinde sich in jedem Gebäude jeweils ein Lehrerzimmer. „Es wäre besser, wenn es ein gemeinsames Lehrerzimmer geben würde“, findet Franz Müller.
Ob sich dies im Laufe der Zeit noch ändern wird, wird sich zeigen. Für Schulleiter Michael Aufmkolk ist der Prozess von der alten Schulform hin zur Sekundarschule noch nicht abgeschlossen. „Der Teilstandort Bestwig existiert erst seit dem Schuljahr 2014/15 und auch sonst ist noch einiges in der Entwicklung“, sagt er. Und auch wenn die ersten Wochen etwas chaotisch waren, nehmen Henry, Franz und ihre Mitschüler dies mit Humor. „Alles gut. Wir waren eben die Versuchskaninchen. Zumindest steht das auf unseren Abschluss-Pullis“, scherzen die beiden fröhlich.
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