Olsberg. . Zweimal dringen Unbekannte ins ehemalige Krankenhaus in Olsberg ein. Sogenannte „Urban Explorer“ stellen Fotos vom Klinik-Inneren ins Netz.

Der Betrieb der Klinik am Stein in Olsberg ist zwar zum 31. Mai eingestellt worden, Ruhe ist in das ehemalige Haus der Gesundheit allerdings noch nicht eingekehrt. Am Wochenende verschafften sich unbekannte Täter Zugang zum Krankenhaus und entwendeten mehrere Gegenstände, teilte Thomas Steger, Kaufmännischer Klinik-Leiter, der Westfalenpost mit. Die Polizei hat den Einbruch bestätigt. Die Ermittlungen laufen.

Drei Fernseher, ein Beamer und mehrere Diktiergeräte – das ist die Ausbeute der Diebe, die am Wochenende durch ein Kellerfenster gestiegen sind. In der insolventen Klinik arbeiten nur noch fünf Menschen. Sie wickeln ab und bereiten die Versteigerung des wertvollen Klinikinventars vor. Dieses scheint Diebe angelockt zu haben. „Jetzt haben wir einen Wachdienst engagiert. Dieser arbeitet hier, bis alles versteigert wurde“, sagt Steger.

Fotografen suchen Nervenkitzel

Es war nicht das erste Mal, dass Unbekannte illegal ins Gebäude eingedrungen sind. Auf Facebook hat eine Gruppe von Fotografen, die sogenannte „Lost Places“ dokumentieren, 13 Bilder von den verlassenen Klinikräumen online gestellt. „Es war ein sehr spontaner und unvorbereiteter Trip, bei dem sich uns erst an Ort und Stelle offenbarte, was uns dort erwartet“, heißt es in einem Posting der Gruppe „Sapex The Freshmaker LostPlace&Urbex“. Aktenordner, medizinische Geräte und OP-Tische sind unter anderem auf den Bildern zu sehen. Sie wurden offensichtlich nachts geknipst. Alle Räume sind beleuchtet und irgendwie wirkt es so, als wäre das Krankenhaus noch voll in Betrieb. „Das ist ungeheuerlich, dass Leute hier widerrechtlich eindringen, um Fotos zu machen“, ärgert sich Klinik-Leiter Steger. „Am 31. Mai wurden an allen Außentüren neue Schlösser montiert. Ich weiß nicht, wie die hier reinkommen konnten.“

Durch ein Kellerfenster sind die Einbrecher eingedrungen.
Durch ein Kellerfenster sind die Einbrecher eingedrungen.

Lost-Places-Fotografen nennen sich auch Urban Explorer (Urb-ex). Sie haben es auf verlassene Orte abgesehen: In Ruinen, leer stehenden Fabriken, geschlossenen Freizeitparks oder eben ehemaligen Krankenhäusern suchen sie den Nervenkitzel. Um diese Orte zu finden und ihren Charme für die Nachwelt festzuhalten, recherchieren sie in Lokalzeitungen und im Internet. In sozialen Netzwerken wie Facebook bauen die Fotografen auf Tipps aus ihrer Fangemeinde.

Häme auf Facebook

Der Polizei ist dieser Trend bekannt. „Verlassene Kliniken scheinen auf manche Menschen einen gewissen Reiz auszuüben. Die Veramed-Klinik in Meschede ist das beste Beispiel“, sagt Bianca Scheer von der Polizei Hochsauerlandkreis. Nicht selten kommen die Urban Explorer in Konflikt mit dem Gesetz.

Das Aus der Klinik am Stein

Im Dezember 2017 war Thomas Steger zur Klinik gewechselt. Der Kaufmännische Leiter erkannte, dass sich die Klinik in einer finanziellen Krise befand.

Am 12. Januar wurde der Insolvenzantrag gestellt. „Es gab in den vergangenen Jahren eine Ausgaben-Unkultur“, bemängelte der Insolvenzverwalter Andreas Schoß. Ein Investor wurde nicht gefunden. Der Betrieb der Klinik wurde am 31. Mai eingestellt.

„Wenn der Eigentümer oder der Besitzer nicht die Erlaubnis zum Betreten des Grundstücks oder des Gebäudes erteilt, reden wir vom Hausfriedensbruch“, so Scheer. Auch des Einbruchs und der Sachbeschädigung würden sich Urban Explorer hin und wieder schuldig machen.

Ein Grund, warum die Fotostrecke zur Klinik am Stein auf Facebook nicht nur positive Reaktionen hervorruft. „Einbruch? Grandios“, kommentiert ein Facebook-User lakonisch. Ein anderer schreibt: „Hoffentlich bekommt ihr ’ne Anzeige.“

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