Hochsauerlandkreis. . Ein Mädchen (12) aus dem Sauerland wird sexuell missbraucht. Der Angeklagte (31) gesteht die Tat. Er sagt: „Ich habe eine Prinzessin gesucht.“
Was geht in einem 29-jährigen Mann vor, der im Internet ein zwölfjähriges Kind umgarnt? Warum trifft er sich mit dem Mädchen aus dem östlichen Hochsauerlandkreis und verbringt mit ihr eine Nacht im Hotel? Und was treibt ihn dazu, sie mit in seine Wohnung nach Berlin zu nehmen, um Sex mit ihr zu haben? „Ich habe eine Prinzessin gesucht und sie in ihr gefunden“, erklärt der heute 31-jährige Deutsche vor dem Landgericht Arnsberg.
Im Prozessauftakt um den sechsfachen sexuellen Missbrauch des zum Tatzeitpunkt zwölfjährigen Mädchens hat der Beschuldigte die Details der Anklageschrift bestätigt. „Es ist wahr. Ich habe sie kennengelernt und es ist zum Sex gekommen“, sagt der Mann vor der 6. Großen Strafkammer. Zudem bekennt er, mehr als 100 kinder- und jugendpornografische Fotos sowie Videos besessen zu haben.
Im Internet kennengelernt
„Ich habe mir gewünscht, eine Freundin zu haben“, sagt der Angeklagte. Mit mehreren Profilen war er gegen Ende des Jahres 2016 im Chat-Portal Knuddels.de unterwegs, nannte sich unter anderem „Prinz“. Und auf der Suche nach einer Prinzessin entdeckte er das Profil einer Zwölfjährigen aus dem Altkreis Brilon. Wochenlang schrieb er mit der Minderjährigen. Sie sei zu Hause unglücklich gewesen, er wollte für sie da sein. „Ich kann es ja nicht abstreiten, ich habe großes Interesse an jüngeren Frauen“, sagt der Beschuldigte mit ruhiger Stimme. Sein Verhalten zu erklären, fällt ihm sichtlich schwer. Immer wieder schaut er beschämt in die Zuschauerreihen, wo auch die Familie des Mädchens sitzt.
Erste Nacht im Hotel in Meschede
Am 7. Januar 2017, einem Samstag, kam es zum ersten Treffen vor einem Supermarkt. Danach fuhren beide in ein Hotel in Meschede, wo es zum Geschlechtsverkehr kam. „Ihre Eltern dachten, sie würde bei ihrer besten Freundin übernachten“, erklärt der Angeklagte. Doch es sollte nicht bei einer gemeinsamen Nacht bleiben. Der damals 29-Jährige und die Sauerländerin fuhren am nächsten Tag in seine Zweitwohnung nach Berlin. Vier Tage lang hielten sie sich dort auf, fünfmal kam es laut Anklage zum Geschlechtsverkehr. Dieser sei einvernehmlich gewesen, sagt der Mann. „Sie war damals 12 und wusste nicht, was da alles passiert. Der Angeklagte hingegen wusste ganz genau, was er tut. Er hat das Vertrauensverhältnis ausgenutzt“, sagt Oliver Brock, Anwalt der Opfer-Familie des Mädchens, im Gespräch mit der Westfalenpost.
In der Hauptstadt habe der Beschuldigte mit seinem Opfer Ausflüge unternommen. Schuhe, Kleidung und Schmuck soll er für sie eingekauft haben. Es sei ihm nicht nur um Sex gegangen. „Ich habe mich in sie verliebt.“ Seine Zweitwohnung hat sich der damals 29-Jährige mit einer Bekannten geteilt. Diese sei schockiert gewesen, als sie gesehen habe, dass seine „neue Freundin“ noch ein Kind ist. „Sie hat mir gesagt: Du musst sie nach Hause bringen.“
Suchaktion in Berlin
Der Mann wollte nicht. Doch dann erfuhr er aus einem Artikel im Internet, dass das Mädchen in Berlin von der Polizei und ihrer Familie gesucht wird. Viele überregionale Medien berichteten über das vermisste Kind – auch die Westfalenpost veröffentlichte mehrere Artikel. Der Angeklagte habe ihr noch gesagt, sie soll das Handy nicht mehr anschalten, sonst könne die Polizei das Handy orten. Sie tat es dennoch. „Ich hatte gehofft, dass irgendwann nicht mehr nach ihr gesucht wird“, sagt der Beschuldigte. Doch er bekam kalte Füße und wollte das Mädchen wieder nach Hause ins Sauerland fahren. Auf dem Weg dorthin wurde er von der Polizei gestellt.
Die Beamten fanden auf mehreren digitalen Geräten des 31-Jährigen weit mehr als 100 kinder- und jugendpornografische Fotos sowie Videos. Bereits im Jahr 2013 war er wegen des Besitzes von kinderpornografischen Schriften verurteilt worden. Bislang hat er sich nicht in Behandlung begeben. Sein Rechtsanwalt Christian Isselhorst sagt: „Er hat ein verqueres Weltbild.“
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