Medebach. . Die Architektenkammer NRW zeigt am 23. und 24. Juni besondere Bauwerke, davon zwei im Altkreis Brilon. Eines steht in Medebach.

Das Bild im Prospekt der Architektenkammer führt in die Irre. Ein beinahe steril wirkendes Gebäude ist darauf zu sehen, umgeben von kurzgeschorenem Rasen. Doch ein Besuch im Haus von Werner und Rebecca Komischke in Medebach zeigt: Dieses Haus ist alles andere als kühl und steril. Belebt, organisch, in seine Umgebung eingebettet – beinahe ein Landschaftselement.

Das Foto im Prospekt ist mehrere Jahre alt. Seitdem ist das damals neue Haus mit seiner Umgebung zusammengewachsen – so sehr, dass man leicht daran vorbeifährt und auch die Haustür erst suchen muss. Es gibt keine Eingangstreppe, kein Portal, keinen breiten flachen Gartenweg zwischen akkuraten Buchsbäumen.

Artenreiche Gärten

Das Hausherr sagt hallo und führt den Besuch zunächst in den Garten. Eine geschwungene Mauer schützt eine Sitzecke vor dem oft starken Wind auf dieser Seite, zum Berg Kahlen. Umgeben ist der Bereich von einer sommer- und wintergrünen Hecke aus verschiedensten Sträuchern. „Wir probieren einfach aus, was hier gedeiht und haben uns von Urlauben inspirieren lassen“, erzählt Werner Komischke. Deshalb wachsen hier unter anderem Helgoländer Klippenkohl und Zirbelkiefer. Sehr wichtig ist den Besitzern, dass der Garten Lebensraum bietet. Nicht nur ihnen, sondern auch Tieren. Deshalb gibt es viele Pflanzen, die Nahrung und Unterschlupf bieten. Dadurch konnte Hobby-Vogelkundler Komischke sich schon über einen Seidenschwanz und einen Birkenzeisig in seinem Garten freuen.

Tag der Architektur am 23. und 24. Juni

  • Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen präsentiert landesweit 254 Häuser, Parks und Projekte.
  • Das Haus der Komischkes ist eines von zwei Schau-Objekten im Altkreis Brilon.

  • Besichtigung am Sonntag, 24. Juni, von 15 bis 18 Uhr. Die Adressen der Besichtigungsobjekte gibt es hier.

Wer den schmalen Weg ums Haus weitergeht, landet im Kindergarten. Rund um Spielgeräte wachsen hier lauter Kinderlieblinge: Beerenobst, Melonen, Pfirsiche. Auf der dritten Seite grenzt das Grundstück direkt an eine Feuchtwiese. Das bedeutet einen unverbaubaren Blick von der Terrasse aus, und auch hier bietet der Garten Lebensraum für Amphibien, die den kurzen Weg vom Wiesentümpel zum Gartenteich auf sich nehmen. Pflanzen und Tiere, die es warm und trocken mögen, fühlen sich auf dem begrünten Dach wohl.

Von öffentlich zu privat

Das Haus fügt sich trotz des weißen Putzes in das organische Konzept ein: Außen gibt es fast keine gerade Kante. Stattdessen geschwungene Linien, Nischen.

Der Innenbereich ist durch diese Nischen dreigeteilt und wird, je weiter man ins Haus vordringt, zunehmend privat. Optisch verbunden wird alles durch eine gerade Sichtachse, die von der Eingangstür bis zu einem Fenster auf der Gegenseite durch alle drei Bereiche verläuft. Nah bei der Haustür liegt das Musikzimmer. Hier unterrichtet Komischke, Kantor von Beruf, seine Schüler oder probt auch mal mit dem Chor. Ganz am anderen Ende liegen die Schlafräume.

In der Mitte liegen Koch- und Wohnbereich. Essen zubereiten, Hausaufgaben machen, zusammen fernsehen – hier findet das tägliche Leben der sechsköpfigen Familie statt. Überall wechseln sich Farben, Formen und Material ab: Stein, Holz, gerade, geschwungen, rund... Das Gesamtbild ist nicht wie aus einem Guss, aber wie gewachsen. Damit spiegelt das Innere des Hauses Garten und Umgebung wider und lädt durch viel natürliches Licht immer wieder nach draußen ein. „Wir waren offen für die Vorschläge des Architekten“, berichtet Werner Komischke über die Planung vor sechs Jahren. Das bestätigt Architekt Christoph Hesse aus Korbach am Telefon: „Das Haus sollte zu den Bedürfnissen der Familie, aber auch zur Umgebung passen. Es würde so an keinem anderen Ort funktionieren.“

Auf die Frage, was das Beste an seinem Haus ist, überlegt Werner Komischke nur kurz. „Die Hauptsache ist die Familie, die drin lebt. Es erfüllt genau die Funktion, die wir uns wünschen. Wir würden nicht viel anders machen, wenn wir nochmal bauen müssten.“

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