Nehden. Die Dinosaurier-Fundstelle in Nehden soll im Rahmen eines Leader-Projektes durch drei Stahl-Dinos aufgewertet werden.

Die Saurier-Familie von Nehden erhält Zuwachs. Neben den beiden Stahl-Dinos an den Ortseingängen gibt es demnächst drei weitere optische Blickfänge auf die paläontologisch so bedeutende Iguanodon-Fundstelle in dem ehemaligen Kalkspatsteinbruch am Rande des Dorfes. Im Rahmen eines Leader-Projektes kann werden drei weitere Saurier-Silhouetten auf diese Geopark-Station hinweisen. Kosten: rund 17 000 Euro.

Mit diesem Projekt möchte der Dorf-Förderverein die Fundstelle als außerschulischen Lernort und als Ausflugsziel für Urlauber und Einheimische aufwerten, so Ortsvorsteher Günther Schmies.

Erste Fossilien wurden 1978 gefunden

Ab Ende der 60er Jahre wurde am Ortsrand von Nehden Kalkspat abgebaut. 1978 fanden Hobby-Archäologen die ersten Fossilien.

Die von 1979 bis 1982 dauernden Ausgrabungen ergaben, dass offenbar Tierkadaver - neben den Iguanodonten auch Krokodile und Schildkröten - bei Hochwasser in eine am Rande eines Sees gelegene Karsthöhle geschwemmt wurden.

In der Trockenperiode versickerte das Wasser und im Wechsel von Regen- und Trockenperioden entstanden Schlammschichten, in denen die Skelette konserviert wurden.

Iguanodonten lebten in der sog. Unterkreisezeit (etwa 112 bis 140 Millionen Jahre)

Die Briloner Hochfläche entstand durch Korallenablagerung im Devon (3690 bis 420 Millionen Jahre); der Briloner Massenkalk hat eine Mächtigkeit von bis zu 1200 m.

Derzeit weisen lediglich schlichte Schilder auf den Feldweg hin, über den die Fundstelle zu Fuß zu erreichen ist. Künftig wird schon weit vom Nehdener Weg her das Info-Center zu sehen sein. Denn stattliche acht Meter hoch reckt sich demnächst dort ein Urzeit-Riese in die Höhe. Zwei kleinere Artgenossen, jeweils 2,50 Meter lang und etwa einen Meter hoch, werden direkt in den Kessel gestellt, der von der Fundstelle und dem Steinbruch übrig geblieben ist. Der ist ein paläontologisches Bodendenkmal. Wobei: Von der unmittelbaren Fundstelle und den sich von 1979 bis 1982 hinziehenden Ausgrabungen ist nichts mehr zu sehen. „Die Höhle ist aus Sicherheitsgründen wieder verfüllt worden“, sagt Günther Schmies.

Rund 1400 Knochen hat das Forschungsteam des damals gerade mal 30 Jahre jungen britischen Iguanodon-Experten David Norman dort untersucht. Norman - später Direktor und heute Kurator des an der renommierten Universität Cambridge angesiedelten Sedgwick-Museums - ein Naturkundemuseum mit einer der weltweit größten Fossiliensammlungen - konnte daraus 14 Tiere identifizieren. Daraus ließ sich das bekannte Skelett eines Baby-Iguanodons rekonstruieren, das im Haus Hövener ausgestellt ist. Museumsbesucher wird es aufgefallen sein: Das Skelett geht auf allen Vieren, derweil sein großer Vetter im Garten des Stadtmuseums sich auf den Hinterbeinen fortbewegt - dieses Bild hatte nämlich der belgische Forscher Louis Dollo (1857 - 1931) geprägt; Jahrzehnte war die Dollo-Haltung die gängige Darstellungsform von Iguanodonten.

Ortsvorsteher Günther Schmies an der Saurierfundstelle.
Ortsvorsteher Günther Schmies an der Saurierfundstelle. © Hendrichs

Mittlerweile hat sich die Wissenschaft auf die Norman-Variante festgelegt und sie weiter modifiziert. Iguanodons bevorzugten die „quadrupede Fortbewegung“, also auf vier Beinen; lediglich Jungtiere hätten zeitweise eine „bipede Haltung“, also auf zwei Beinen, eingenommen.

Eine Frage der Haltung

Dass sich der große Saurier demnächst in der Dollo-Haltung am Dorfrand präsentiert, hat durchaus pragmatische Gründe: „So sieht man ihn besser“, sagt der Ortsvorsteher. Die beiden anderen, für die denkmalgeschützte Fundstelle gedachten Baby-Saurier, trotten in gebückter Haltung auf den Hinterbeinen vor sich hin, wie auch im Haus Hövener zu sehen. Die Vorstellung, die beiden kleinen Saurier naturgetreu als Mimo-Plastik herstellen zu lassen - wie es das Westf. Museum für Naturkunde vor einigen Jahren gemacht hat - musste der Förderverein schnell ad acta legen: Das sollte weit über 20 000 Euro kosten.

Acht Meter hoch: ein stehender
Acht Meter hoch: ein stehender

Jetzt gibt’s die Saurier eben als Silhouette. Aus fünf Millimeter dickem Stahl, angefertigt bei der Fa. Voss - die Blechprofis in Madfeld.

Aktualisiert werden sollen auch die Info-Tafeln zur Geschichte der Fundstätte. Und der Trampelpfad von der Klippe hinunter in den Kessel wird mit Saurier-Fußstapfen modelliert. Viel zu sehen gibt es in der Kuhle allerdings nichts mehr. Mit den beiden Baby-Iguandonons wird das anders. Ein Selfie mit Saurier hat nicht jeder...

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