Essentho. Vogelpflegestation in der Essenthoer Mühle und der Energieversorger Westnetz montieren Brutstätte für Wanderfalken – an einem Hochspannungsmast.

Energie-Multis und Naturschützer sind eigentlich Gegner – doch in Essentho arbeiten sie jetzt zusammen. Die Vogelpflegestation für Greifvögel und Eulen in der Essenthoer Mühle und der Energieversorger Westnetz haben gemeinsam einen Nistkasten für Wanderfalken montiert – an einem 50 Meter hohen Hochspannungsmast, direkt am Vogelkrankenhaus.

Seit fast 40 Jahren im Einsatz

Wilfried und Mathilde Limpinsel päppeln seit 38 Jahren ehrenamtlich erkrankte und verletzte Vögel auf, um sie dann gesund und munter wieder in die Freiheit entlassen zu können. Sie sind glücklich über den neuen Nistkasten für die Wanderfalken in Sichtweite. Das versöhne sie, wie sie sagen, ein wenig mit den Hochspannungsmasten und Leitungen, die direkt über die Station führen.

„Der Wanderfalke ist der schnellste Vogel der Erde“, weiß Wilfried Limpinsel. Selbst im normalen Streckenflug erreicht er schon Geschwindigkeiten von ungefähr 50 bis 60 Stundenkilometern - seine Spitzengeschwindigkeit im Sturzflug liegt bei 300. Zum Brüten ist er auf steile Felswände, Steinbrüche oder hohe Gebäude angewiesen. Gerne nehme er künstliche Nisthilfen an.

Schwer lädiert

Zwei Wanderfalken-Patienten haben die Limpinsels momentan in ihren großzügigen Volieren zum Auskurieren. Einer hatte sich am Auge verletzt, der andere eine Schwinge schwer lädiert.

Zwei Wanderfalken hat Vogeldoktor Wilfried Limpinsel momentan in seiner Obhut.
Zwei Wanderfalken hat Vogeldoktor Wilfried Limpinsel momentan in seiner Obhut. © Annette dülme

Bis in die 1970er Jahre waren die Wanderfalken in NRW ausgestorben. Pestizide und illegale Verfolgung hätten mit dazu geführt, sagt Limpinsel. „Dank neuer Naturschutzgesetze und dem Einsatz von Artenschützern und Naturschutzverbänden sowie einem Auswilderungsprogramm hat sich der Bestand ganz langsam wieder erholt.“ Aber sie seien zunehmend in Wohnungsnot geraten. Felswände als bevorzugte Brutplätze würden heute oft für Klettersport genutzt. „Freie Brutplätze werden auch gern vom Uhu angenommen“, so der Vogelexperte. Auch der Uhu galt lange aus ausgestorben. „Er ist ein großer Konkurrent des Wanderfalken, nicht nur in der Brutplatzwahl, sondern auch im Nahrungsspektrum.“ In den Nistkästen sieht Limpinsel eine „gute Möglichkeit, den Wanderfalken zum Bruterfolg zu verhelfen“ und ist froh, dass Westnetz auf seinen Vorschlag eingegangen ist. Die Stromleitung ist für den Wanderfalken ungefährlich.

Brutzeit vorbei

Dass einer seiner beiden Wanderfalkenpatienten den Nistkasten nutzen wird, ist eher unwahrscheinlich. Die Brutzeit für dieses Jahr ist vorbei. In gut vier Wochen werden sie gesund wieder entlassen werden. Aber Limpinsel ist zuversichtlich und hofft, dass der Nistkasten in der kommenden Brutzeit Verwendung finden wird. Unweit der Station an der Autobahn 44 gibt es einige Bruten von Wanderfalken an den hohen Brücken. Diese sollen saniert werden. Die Brutplätze sind somit weg. Mit dem neuen Kasten kann Ausgleich oder Ersatz geschaffen werden.

Technische Voraussetzungen

Westnetz sorgte für die technischen und sicherheitsnotwendigen Voraussetzungen zur Anbringung der Nisthilfe an der mittleren Querstrebe in luftiger Höhe. Mit Hilfe von Motorwinden wurde er am Mast hochgezogen und der Kasten aus Holz mit Stahlummantelung mit Winkeleisen befestigt. Vier Mitarbeiter brauchten für die Montage knapp fünf Stunden.

Patienten aller Art

Die Pflegevolieren Pflegevolieren in der Vogelpflegestation für Greifvögel und Eulen in der Essenthoer Mühle sind momentan gefüllt mit Vogelpatienten aller Art.

Unter anderem wurde ein junger Waldkautz Waldkauz vor kurzem „eingeliefert“. Ein Uhu hatte sich am Stacheldraht verletzt, ein Rotmilan hingegen an der Schwinge. Zwei Wespenbussarde haben in der Vogelpflegestation überwintert.

Mit Nestmaterial im Brutkasten und Vorbau wurde er schon vorher bestückt. Kein Stroh oder Heu für ein kuscheliges warmes Nest, sondern ein Gemisch aus Sand und Humus. Das haben die Wanderfalken besonders gerne, da dies den natürlichen Bedingungen in einer Felswand nahekommt. Darin können sie sich eine Brutmulde scharren, denn Wanderfalken bauen kein Nest im eigentlichen Sinne.

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