Hallenberg/Winterberg. . Seit 19 Jahren kümmern sich die Ehrenamtlichen um Menschen im letzten Lebensabschnitt. Neue Gesichter sind willkommen; vor allem Männer fehlen

Menschen begleiten bis zum Tod. Das leistet die Hospizinitiative Hallenberg/Winterberg seit beinahe 20 Jahren. Fast komplett ehrenamtlich. Erst seit einem Jahr gibt es mit Walburga Pöppelbaum eine hauptamtliche Koordinatorin. Kürzlich gab es ein paar Veränderungen im Vorstand, nun sprechen die Frauen rund um die Vorsitzende Dr. Maike Wigand über den Stand der Dinge und wohin die Reise gehen soll.

Männer

Natürlich muss, wenn sieben Frauen zusammensitzen, auch mal über das Thema Männer gesprochen werden. Vor allem, warum es in der Hospizarbeit so wenige gibt – derzeit findet sich unter den 40 Aktiven nur ein einziger Mann. Vielleicht liegt es daran, dass Männer Themen wie Pflege und Emotionen gern an Frauen outsourcen.

Jedoch gibt es laut den Damen Indizien dafür, dass das zu kurz gedacht ist. Indiz 1: Der Vortragsabend „Männer trauern anders“ war ein großer Erfolg. Indiz 2: Wenn Herren an den Gruppentreffen teilnähmen, sei ihre Sichtweise oft erfrischend und immer gern gehört. Indiz 3: Gebe es im persönlichen Umfeld einen Anlass, sich mit dem Thema zu beschäftigen, seien Männer dazu auch bereit. So oder so: Gebraucht würden sie in der Hospizarbeit dringend, da sind sich die Frauen einig. Denn manchem Betroffenen falle es vielleicht leichter, mit einem Mann zu sprechen oder zu schweigen.

Mut finden

Dass Sterben und Tod im Alltag gern verdrängt werden, erleben die Aktiven der Hospizinitiative oft. „Bei gemütlichen Runden mit Freunden spielt mein Ehrenamt selten eine Rolle“, berichtet die 2. stv. Vorsitzende Angelika Genster. Wenn doch, dann sagten die meisten nur „Das könnte ich nicht“, was das Thema gewöhnlich rasch beende. Die Befürchtung, zum Hospizhelfer nicht geeignet zu sein, stehe oft im Raum – auch bei Frauen. In solchen Fällen versucht der Vorstand, den Interessierten Mut zu machen. „Zweifel sind positiv. Versuchen Sie es“, appelliert Hildegard Hester, stv. Vorsitzende. „Wir wussten es von uns selbst am Anfang auch nicht.“

Nächster Kurs im Herbst

  • Der nächste Kurs für künftige ehrenamtliche Hospizhelfer soll im Herbst beginnen
  • Der Kurs dauert 90 Stunden, verteilt auf 15 Monate, und endet mit einem Zertifikat
  • Interessierte können sich bei Walburga Pöppelbaum informieren: 0151-15669840
  • Für Trauernde bietet die Initiative ein Trauercafé und gelegentlich auch Gesprächskreise an

Wer sich interessiert, werde intensiv geschult und begleitet, habe jederzeit Ansprechpartner und verpflichte sich zu nichts. „Wir sind eine super Gemeinschaft. Und von den über 100 Ehrenamtlichen, die wir in den vergangenen fast 20 Jahren ausgebildet haben, ist noch keiner mit der Begründung abgesprungen, dass er es tatsächlich nicht kann.“ Eher seien es persönliche Verpflichtungen oder das eigene Alter, die ein Engagement irgendwann erschwerten. Auch deshalb braucht die Initiative neue Leute.

Gern gesehen sind auch Interessierte aus Pflegeberufen. „Wir haben Verständnis dafür, wenn diese aufgrund beruflicher Belastungen keine Ehrenamtlichen werden“, sagt die Vorsitzende. „Aber sie tragen den Gedanken an die Hospizarbeit in ihre Berufe. Viele in diesem Bereich leiden ja darunter, dass sie wenig Zeit für Patienten haben.“

Annehmen

Helfen ist das eine, sich helfen lassen das andere. 30 bis 35 Begleitungen bis zum Tod leistet die Hospizinitiative jährlich. Dabei treffen die Ehrenamtlichen immer wieder auf neue Charaktere und Familien. Sie erleben viel Dankbarkeit, aber auch zwiespältige Emotionen. Manche Angehörigen befürchteten negative Reaktionen des Umfeldes, im Sinne von „In der Familie stimmt wohl etwas nicht, wenn die sich Hilfe von außen holen.“ Auch Eifersucht komme vor – worüber redet der Angehörige mit Fremden, worüber er vielleicht mit der Familie nie geredet hat? Nicht zuletzt bedeute für manche das Wort Hospiz eine hohe Hürde. Denn es setzt die Akzeptanz voraus, dass ein Leben dem Ende zugeht.

Weil Menschen so unterschiedlich reagieren, lernen die Hospizhelfer, ihnen wertungsfrei zu begegnen.

Ihre Aufgabe ist Begleitung, nicht Bewertung. „Und ganz wichtig: Wir haben Schweigepflicht“, betonen sie. Und jeder Betroffene hat Schweigerecht.

Schule machen

Viel unvoreingenommener als Erwachsene gehen Kinder mit dem Thema Sterben um. Das erfahren die Helferinnen immer wieder bei „Hospiz macht Schule“, einem Projekt der Bundeshospizakademie. Inzwischen ist mehrfach in Schulen der Region gelaufen, zuletzt im Winter. Eine Woche lang beschäftigen sich speziell geschulte Ehrenamtliche zusammen mit Drittklässlern mit Krankheit, Sterben, Trauern und Trösten.

Die Resonanz auch vorab kritischer Eltern und Lehrer sei stets positiv gewesen; etliche Schulen hätten Interesse angemeldet, das Projekt zu einer festen Einrichtung in der 3. Klasse zu machen. „Da müssen wir natürlich schauen, ob wir das leisten können“, sagen die Frauen vom Vorstand. Versuchen wollen sie es in jedem Fall. Unterstützung ist willkommen.

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