Brilon/Gütersloh. . Die Brilonerin Eva-Maria Dierkes übernimmt im pastoralen Raum Gütersloh den Begräbnisdienst. Für sie ist diese Aufgabe ein Geschenk.
Während ihrer Ausbildung zur Arzthelferin hat sie gespürt: ihr Herz schlägt noch für etwas Anderes. Es schlägt für Menschen, deren Herz schwer ist und für Menschen, deren Herz nicht mehr schlägt. Die gebürtige Brilonerin Eva-Maria Dierkes gehört zum Seelsorge-Team im Pastoralen Raum Gütersloh. Die Religionspädagogin ist Gemeindereferentin und hat seit Februar eine besondere Beauftragung: Sie darf den Begräbnisdienst in ihrem Pastoralen Raum übernehmen.
Den Umgang mit Tod und Trauer empfindet die 29-jährige Brilonerin nicht als Bürde oder Last. „Ich bin sehr dankbar, dass mir diese Gabe geschenkt wurde. Das ist für mich nicht selbstverständlich. Mein Glaube trägt mich. Es erfüllt mich innerlich, die Menschen an dieser Stelle begleiten zu dürfen. Es zehrt nicht an mir. Ich bekomme dafür jeden Tag so viel zurück.“ Wer sich eine Weile mit Eva-Maria Dierkes unterhält, der spürt sehr bald, dass das keine religiösen Phrasen sind, sondern tiefe Überzeugung ist. Da steht eine Frau mitten im Leben, die einen schier unerschöpflichen Vorrat an Kraft, Zuversicht und Gottesglauben besitzt – und etwas davon weitergibt. Dabei war das gar nicht immer so.
Spirituelle Impulse
Die klassische „Karriere“ als Messdienerin oder Lektorin hat sie nicht durchlebt. Aber irgendwann ist sie in Brilon mit den richtigen Leuten zusammengekommen. Der Weltjugendtag in Köln, die Mitarbeit in der Jungen Kirche Aggiornamento in Brilon und viele spirituelle Impulse haben bei Eva-Maria Dierkes Spuren hinterlassen, Talente freigelegt. „Noch während meiner Ausbildung als Arzthelferin in einer orthopädischen Praxis war mir klar: Ich möchte das, was ich an Glaubenserfahrung gemacht habe, beruflich mit anderen Menschen leben und teilen dürfen.“ Und noch eine wichtige Erkenntnis hat die Brilonerin schon früh für sich gemacht: „Wenn Du mutig bist, kannst Du viel mehr.“ Nach Hauptschule und Lehre macht Eva-Maria Dierkes in Bestwig ihren Realschulabschluss, das Fach-Abi und studiert Religionspädagogik in Paderborn. „Wer sich auf diesen Weg einlässt, hat auch gute Chancen eine Anstellung zu finden.“ Seit 2013 ist sie Gemeindereferentin in Gütersloh: ein Pastoraler Raum mit zwei Pfarreien, elf Kirchorte, acht ehemalige selbständige Gemeinden, ca. 31.500 Katholiken, sechs Priester, insgesamt ein zehnköpfiges Team. Als der Opa der Brilonerin stirbt und sie einen großen Teil der Begräbnisfeier mitgestaltet, sagt sie sich: Das schaffst Du auch beruflich, das möchtest Du. In ihrem Urlaub macht sie ein Praktikum bei einem Bestatter, um sich selbst die letzten Zweifel zu nehmen. Danach berät sie sich mit dem Pastoralteam. Das kann sich vorstellen, sie mit in den Beerdigungsdienst einzubeziehen. Priestermangel und 330 Beerdigungen im Jahr sprechen für sich. Auch die Pfarrgemeinderäte stimmen ihrer Beauftragung durch den Erzbischof zu. Es folgen ein, zwei Gespräche und Einweisungen in Paderborn. Das war’s.
Schon seit 2007 möglich
Eva-Maria Dierkes ist als Religionspädagogin und Gemeindereferentin keine Laiin. Aber die Regelung bezüglich der Beauftragung von Laien für den Begräbnisdienst trat schon im Januar 2007 in Kraft. Seitdem ist es möglich, dass Laien diesen Dienst übernehmen.
Der Bischof: „Neben meiner Verantwortung für die Priester sehe ich auch meine Verantwortung für Angehörige. Sie wünschen sich zu Recht, dass sich Seelsorger Zeit für sie nehmen, die Begräbnisfeier und die Totenmesse gut vorbereiten und würdig und tröstlich mit ihnen feiern.“
Seit Februar haben die Gütersloher gar nicht erst die Wahl zu sagen: Ich möchte gerne, dass der Pfarrer die Beerdigung macht. Es geht nach Dienstplan, nicht nach Wunsch. Der Tod ist schließlich nicht planbar. Ein Seelenamt kann im Rahmen der regulären Messe gefeiert werden – aber auch nur da. Die Trauerfeier als solche findet in der Regel als Wortgottesdienst statt. Der Begräbnisdienst beginnt für die 29-Jährige aber schon mit dem Trauergespräch. „Jede Begegnung ist anders, jede Biografie, jeder Sterbefall. Ich bin mitfühlend, aber Profi genug, um meiner Aufgabe gerecht zu werden. Aber ich bin auch nur Mensch, keine Maschine. Ich habe nicht den Anspruch, immer stark zu sein. Aber authentisch will ich bleiben.“ Sie nimmt sich Zeit: eine Stunde, auch zwei, nur keine Hetze.
Keine Beerdigung zweiter Klasse
Bei ihrer Arbeit trägt die Brilonerin ein liturgisches Gewand. „Dadurch wird mir auch noch einmal ganz deutlich bewusst, in welchem Namen und in welchem Auftrag ich das mache.“ Sie feiert den Wortgottesdienst, sie benutzt das Aspergill (Weihwasser-Sprengel), betet, singt – alles genau, wie es die Priester auch machen würden. Nachdem ihr Dienst im örtlichen Pfarrblatt bekannt gemacht wurde, hat es zwei anonyme Anrufer gegeben, die sich mit der Beauftragung nicht anfreunden konnten. Ansonsten hat Eva-Maria Dierkes nur positive Rückmeldungen bekommen. „Es ist schön, dass mir so viel Vertrauen geschenkt wird. Mit mir gibt es keine Beerdigung zweiter Klasse. Ich habe das unbeschreiblich gute Gefühl als richtige Person zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.“ Ganz mit dem Herzen...
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