Brilon. . Er kommz aus Syrien, ist Pianist und kam als Geflüchteter nach Deutschland. Mittlerweile ist er bekannt und hat ein Buch veröffentlicht.
Eine Stadt in Ruinen und ein Mann am Klavier. Das Video in dem der Palästinenser aus Syrien, Aeham Ahmad, in den Trümmern der Stadt Jarmouk Klavier spielt, hat ihn bekannt gemacht. Im Kolpinghaus Brilon spielte der 29-Jährige am Donnerstag bei der Internationale Integrationskonferenz.
Was bedeutet für Sie Musik?
Aeham Ahmad: Musik ist für mich alles. Ich spiele Klavier seit ich fünf Jahre alt bin, ich spiele unermüdlich. Musik ist mein Traum, meine Gesellschaft, mein Zuhause.
Viele kennen das Video, auf dem Sie in den Ruinen von Jarmouk auf einem Klavier spielen. Was hat es in dem Moment für Sie bedeutet?
Ein palästinensischer Flüchtling aus Syrien
2015 ist Ahmad im deutschen Flüchtlingslager angekommen.
Die Musik von Ahmad ist eine Mischung aus Klassik und orientalischem Folk. Er hat selbst Musik in Homs studiert.
Sein erstes Buch „Und die Vögel werden singen“ ist im Oktober 2017 im Fischer Verlag erschienen.
Ein zweites Buch soll dieses Jahr im Atlas Verlag erscheinen.
Das war eine Art Protest. Eine stiller – oder besser gesagt, ein friedlicher Protest, weil er durch die Musik ja nicht still war. Es ist ein Statement, ein schweres Klavier auf die Straße zu bringen, wo wir keine Musik hatten. Mit diesem Protest sagte ich: Ich bin hier, ich spiele immer noch und ich werde nicht sterben! Die Terroristen mögen keine Musik, aber ich bin frei, meine Musik zu spielen. Sie steht ihnen besonders entgegen: Sie zeigt, dass wir stark sind und das ganze Bombardement von 2014 uns nicht von der Straße fern hält. Assad dachte vielleicht, dass wir in drei bis vier Tagen nach den Bomben weg seien, aber das war nicht der Fall.
Sie sind auch Komponist – was inspiriert Sie zu Ihren Liedern?
Viele meiner Lieder handeln von der Situation in Syrien: Von dem Horror des Krieges, den Menschen, die vor Hunger sterben, von der Belagerung. Das ist inspirierend in einem „schlechten“ Sinne.
Wie gefällt es Ihnen in Deutschland – haben Sie auch Heimweh?
Ja, ich habe Heimweh, aber ich bin auch dankbar, was alles für uns getan wird, das macht es einfacher für uns, mit dem Heimweh umzugehen.
Ich bin ein Musiker, aber würde mir kein Klavier gestellt, könnte ich das nicht ausüben. Das ist Integration und das ist das typisch Deutsche: Was meinen Sie, was ein Klavier hier kostet? Das sind viele tausend Euro! Mir haben Helfer in Deutschland ein Klavier einfach so zur Verfügung gestellt, ohne die ganze Unterstützung könnte ich nicht spielen. Das macht das Heimweih ein bisschen kleiner.
Was möchten Sie Menschen sagen, die sich vor Geflüchteten fürchten?
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Warum habt Ihr Angst vor Flüchtlingen? Sie haben gelitten. Natürlich brauchen diese Menschen Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten. Verrückte Leute hast du überall. Vieles ist auch Schuld der Medien, die einem ständig sagen, wie ein Terrorist auszusehen hat. Wenn die Menschen dann jemanden sehen, der so aussieht, denken sie natürlich, es sei ein Terrorist.
Wenn man Menschen, die Angst vor Flüchtlingen haben, fragt: „Hast du mit ihnen gesprochen?“ Oder „Hast du mit ihnen einen Tee getrunken?“, dann sagen sie „nein, ich gehe weg, wenn ich einen sehe“. Wir sind nicht aus unserem Land geflohen, um hier einfach nur Spaß zu haben. Geht hin zu den Leuten, sprecht mit ihnen. Ihr werdet verrückte Leute finden, aber 99 Prozent der Leute sind normal.
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