Olsberg. Mit 20 zu den Spielen nach Pyeongchang: Marie Menke aus Olsberg wird für eine Beilage zum Tagesspiegel dort berichten. Favoriten hat sie schon.
Marie Menke ist eine von zehn Nachwuchsjournalistinnen, die der Tagesspiegel zu den Paralympics in Pyeongchang schickt. Die 20-jährige berichtet schon lange für die junge WP und studiert Medien, Politik und Gesellschaft in Bonn. Wir haben mit ihr gesprochen, bevor sie nach Südkorea fährt.
Wie wird euer Ablauf bei den Paralympics vor Ort sein?
Marie Menke: Wir haben ungefähr zehn Tage Spiele und Wettkämpfe. Es gibt sechs Sportarten bei den Paralympics. Alle sind von uns doppelt besetzt: Ein deutschsprachiger und ein englischsprachiger Nachwuchsjournalist arbeiten jeweils in einem Team. Die sind bereits aufgeteilt und wir haben auch schon Texte zusammen geschrieben. Es sind zwei Personen in einem Team, die jeweils zwei der Sprachen sprechen. Ich mache nur den nordischen Sport: Langlauf und Biathlon.
Was genau wirst Du in Pyeongchang machen?
Die Wettkämpfe finden fast jeden Tag statt und wir sind dabei. Wir sind auch im Pressezentrum, wo die Basis der Redaktion sein wird. Jeden Tag haben wir morgens eine Redaktionskonferenz und sonst auch Pressekonferenzen. Ich glaube, das werden anstrengende, lange, kalte Tage. Ich habe einen freien Tag, an dem möchte ich mir das Rollstuhl-Curling ansehen.
Auf was freust du dich am meisten?
Auf jeden Fall die Sportler live zu sehen, mit denen ich jetzt schon sprechen konnte: Clara Klug und Martin Härtl aus dem Nordisch-Team. Klug hat eine Sehbehinderung und Härtl hatte einen Unfall. Er ist daraufhin zu den Paralympics gekommen. Die beiden sind zusammen im Biathlon: Clara schießt, Härtl führt sie. Ich finde das super spannend, diese Teamarbeit! Als Guide ist man auf der einen Seite selbst Sportler, hat aber auch die Verantwortung. Martin Härtl ist selbst dabei, aber auch Claras Trainer. Sie haben es geschafft, dass nicht mehr nur der Sportler selbst im Vordergrund steht, sondern ebenso der Guide. Sie wollen dabei auch etwas bewegen. Sie zu sehen finde ich einfach schön! Wir haben auch schon ein Interview zusammen gemacht.
Was habt ihr im Vorfeld berichtet?
Es sind zwei Paralympics Zeitungen, die in Deutschland rauskommen: Eine ist bereits fertig und am Mittwoch im Tagesspiegel sowie Donnerstag in der Zeit. Da gibt es schon jede Menge Interviews vorab. In Korea schreiben wir dann die zweite Ausgabe. Die erscheint am 19. März im Tagesspiegel und folgt dann im Handelsblatt sowie der Zeit. Am 16. März wird die einzige Ausgabe der britischen „Athletes & Abilities“ und die koreanische Version in der südkoreanischen Zeitung Hankyoreh veröffentlicht. Kennengelernt haben wir uns als Redaktion schon im November 2017 – da haben wir auch einen Selbsttest in Berlin gemacht.
Wie lief der ab?
Wir durften bei dem Bildungsprojekt „Access All Areas“ des Instituts für kreative Nachhaltigkeit mitmachen. Bei dem können die Teilnehmenden u.a. Rollstühle sowie Blindenstöcke ausprobieren. Sie werden dann von Menschen mit und ohne Behinderung dabei begleitet und durch Berlin geführt. Das ist sehr spannend und wird auch für Gruppen, z.B. Schulklassen angeboten. Man wird durch den Selbsttest sensibler, gerade wegen der Architektur. Zum Beispiel erfühlt man nur den Boden, den Erker, der aus der Hauswand ragt, aber nicht. Der Selbsttest wird in Kooperation mit Ottobock angeboten. Das ist ein großer Prothesenhersteller, der bei den Paralympics dabei ist. Dort greift er ein, falls Prothesen kaputt gehen.
Warum ist dir das Thema wichtig?
Ich finde, dass es in den Medien einfach noch nicht denselben Anklang findet. Das ist schade, denn es sind unglaubliche sportliche Höchstleistungen, die bei den Paralympics erbracht werden. Die Sportler sind greifbare Vorbilder für die, die mit einer Behinderung aufwachsen. Aber sie sind auch Vorbilder für die, die damit konfrontiert sind und damit arbeiten. Das sind so viele: Ärzte, Sozialarbeiter oder Lehrer. Ich habe da schon so bodenständige Menschen getroffen, die über ihre Erfahrungen berichtet haben.
Findest du, dass in den Medien zu wenig über Menschen mit Behinderungen berichtet wird?
Ich finde es schwierig darüber zu urteilen, weil nicht jeder einen Überblick darüber hat. Es sind die Kleinigkeiten, die auffallen: Zum Beispiel wird über Inklusion gesprochen. Trotzdem ist es so selten, dass Schüler selbst zu Wort kommen, die in eine Inklusionsschule gehen. Man sollte einfach die Betroffenen zu Wort kommen lassen, anstatt über sie zu berichten. Die Redaktion von www.leidmedien.de besteht aus Menschen mit und ohne Behinderung und berät andere Redaktionen, schreibt über Menschen mit Behinderung in den Medien. Sie war bei unserer Woche in Berlin dabei, um uns einige Tipps zu geben – für mich definitiv der spannendste Workshop aus Berlin, weil wir Unsicherheiten ganz offen ansprechen konnten.
Warum hast du dich beworben?
Ich fand das Thema super spannend. Die Chance mit Leuten aus verschiedenen Ländern zusammenzuarbeiten, hat man nicht tagtäglich. Es ist auch eine Chance einen Event-Journalismus mitzubekommen. Das ist ein Riesenereignis, die Deadline ist der letzte Tag – dann muss es stehen.
Wie bist du darauf gekommen, dich zu bewerben?
Ich kannte das Projekt schon seit ein paar Jahren, die erste Ausschreibung dafür habe für die Spiele 2016 in Rio gesehen. Damals machte ich einen Freiwilligendienst im Ausland, und das wäre einfach zu viel gewesen. Ich habe mir echt keine Chancen dabei ausgerechnet. Ich musste dafür Probetexte einschicken und Fragen beantworten.
Und wie hast du dich bei der Zusage gefühlt?
Ich war gerade in Afrika und hatte zunächst keinen Zugriff auf meine E-Mails. Mit dem Datenvolumen auf meinem Handy habe ich sie dann doch lesen können. Ich wollte erst gar nicht, weil ich den Langstreckenflug schlimm fand – doch ich hatte dort sehr viele Menschen, die mir dazu geraten haben.
Wo kann man Dir online folgen während der Zeit?
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