Brilon. . Lehrer und ehemalige Schülerinnen des Gymnasiums Petrinum haben Unterrichtsmaterialien zum jüdischen Leben in Brilon erarbeitet.

Der Blick zurück ist nicht immer schön, das weiß auch Carsten Schlömer, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Haus Hövener in Brilon. „Auch in Brilon war das Leid der Juden groß. Es gibt nur noch wenige Quellen, die dies belegen, aber es gibt sie.“ Ein Grund mehr, ein neues Werk über das Leben der Juden in Brilon und Umgebung an die Öffentlichkeit zu bringen, dachte sich auch Daniel Gerte, Lehrer für Religion und Philosophie am Gymnasium Petrinum.

Gemeinsam mit zwei ehemaligen Schülerinnen, Elena Große-Lordemann und Sarah Carneim, brachte er ein Heft mit dem Titel „Unvergessenes Volk. Die Juden in Brilon und der Nationalsozialismus“ heraus, das sie am Freitagabend im Stadtmuseum Haus Hövener vorstellten. Das Haus Hövener und das Stadtarchiv standen dem Trio dabei helfend zur Seite, denn der lokale Aspekt steht im Vordergrund.

Betroffenheit auf örtliche Ebene herunterbrechen

1 1. Was war für dich ausschlaggebend, um bei dem Projekt mitzuarbeiten?

Ich habe mich schon immer für Geschichte interessiert, aber das Thema nun auch regional aufzugreifen, das fand ich interessant. Sonst wird vieles immer allgemein beschrieben, aber nie auf regionaler Ebene.

2 Gi 2. Gibt es einen Moment bei der Arbeit, der dich sehr berührt hat?


Da gibt es viele. Doch die Propaganda und die Zeitungsausschnitte aus der NS-Zeit haben mich berührt. Das habe ich mir so nicht vorgestellt. Aber auch der Brand der Synagoge hat mich sehr berührt.

3 G 3. Gab es auch Momente während der Projektphase, die dir schwer fielen?


Ja. Die didaktischen Aufgaben herauszuarbeiten und zu überlegen, wie die Schüler hier antworten könnten, das war schon manchmal schwierig. Aber trotzdem hat es mir Spaß gemacht.

„Die Geschichte der Juden ist ein wichtiger Bestandteil der deutschen Kultur. In den meisten Lehrbüchern geht es um das Leiden der Juden in Deutschland allgemein. Doch was die Schüler interessiert ist, wie es den Juden hier in Brilon und Umgebung erging. So etwas wie unser Heft gibt es so noch nicht für die Schulen“, sagt Daniel Gerte.

Das Heft thematisiert die Frühzeit des Nationalsozialismus ebenso wie den Synagogenbrand und die antisemitische Propaganda in den lokalen Medien bis hin zur Deportation über Olsberg und Dortmund; dazu gibt es didaktische Hinweise. Fast eineinhalb Jahre saß die Gruppe an dem Projekt. „Wir haben zu Beginn unserer Arbeit nicht gedacht, dass eine rechte Partei so viele Punkte bei der Bundestagswahl bekommt“, sagt Daniel Gerte. Gerade heute sei es daher wichtig, eine Erinnerungskultur zu schaffen. „Die Wahl und vor allem die AfD sind in jüdischen Zeitungen im Moment ein wichtiges Thema. Genauso wie der Antisemitismus unter dem das jüdische Volk lange Zeit litt“, fügt er hinzu.

Heft für drei Euro erhältlich

Für ihn stehen vor allem die Sinnfragen im Vordergrund. „Was bringt einen Menschen zu solchem Handeln. Wieso lässt Gott das zu?“ Während ihrer Recherche stieß das Team auch auf einige Zeitungsartikel, die in der Zeit des Nationalsozialismus entstanden sind. „Es war spannend zu sehen, wie reißerisch die Überschriften waren und wie teilweise das Chaos auf den Straßen ignoriert wurde“, sagt Sarah Carneim. Sie und ihre Mitschülerin waren sofort von dem Projekt begeistert und würden jederzeit wieder ein ähnliches Projekt starten.

„Die Chance das Thema auf regionaler Ebene erfahren zu dürfen und die originalen Zeitungen von damals zu sehen, das war spannend“, sagt Sarah Carneim.

Die Hefte liegen im Stadtmuseum Haus Hövener und im Stadtarchiv (bei der Stadtbibliothek) aus und können für eine Spende von drei Euro erworben werden.

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