Marsberg. Die Schützenbruderschaft in Marsberg hält seit 175 Jahren eine besondere Tradition hoch. Zwei Schützenfeste finden im Jahr 2018 statt.

Wenn die Marsberger ihr Schützenfest feiern, dann gehen sie „auffe Halle“. Wenn sie dort sind, trinken sie ihr Bier in 0,1-Liter-Gläschen. Es wird mit dem kleinen Finger und dem Daumen gehalten und kann in einem Zug geleert ­werden. Bezahlen tun sie es nicht. Es ist Freibier und im Eintrittsgeld inbegriffen. Einen Festwirt gibt es auch nicht. Die St.-Magnus-Schützenbrüder versorgen selbst die Theke. Sogenannte Bierjungen und -mädchen verteilen das Bier. So ist es Brauch seit 175 Jahren.

Spannendes Schießen um Schützenkaiser-Titel

Ihr Jubiläumsschützenfest wollen die St.-Magnus-Schützenbrüder mit allen Schützenbruderschaften und -vereinen aus dem Stadtgebiet sowie den befreundeten hessischen Nachbarvereinen Hesperinghausen und Helmighausen feiern.

Samstags wird ein neuer Schützenkaiser unter den 43 ehemaligen Schützenkönigen ermittelt und der Nachfolger von Frank Bender ausgeschossen.

2008 errang der jetzige Major der Bruderschaft zum 165. Jubelfest die Kaiserwürde. Ältester Anwärter auf dieses Amt ist Dr. Gerhard Schneider. Er schoss 1957 den Vogel ab und war damals noch Gymnasiast. Willi Bender: „Wir beendeten montags das Schützenfest schon früher, weil der König den anderen Morgen wieder zur Schule musste.“

In diesem Jahr feiert die St.-Magnus-Schützenbruderschaft Niedermarsberg zweimal. Die blau-weißen Fahnen wehen am Samstag, 25., und Sonntag, 26. Mai, zu ihrem 175-jährigen Bestehen, und Anfang Juli zu ihrem regulären Schützenfest.

Festzeitschrift gibt’s im Mai

Auf ihrem Jubiläumsschützenfest wird es allerdings das Westheimer in 0,2-Liter-Gläsern geben sowie ein Festwirt und jede Runde muss gezahlt werden. „Das ginge auch gar nicht anders“, sagt Willi Bender. Er ist Ehrenmajor, Schütze durch und durch und seit 1955 im Verein. 35 Jahre war er aktiv im Vorstand, kennt sich aus in den Vereinsannalen wie kein Zweiter. Zum 150-jährigen Bestehen vor 25 Jahren hat er mit Felix Bieker die Vereinschronik verfasst, hat darin Protokolle und Fotografien verarbeitet. Die 25 Jahre von 1993 bis jetzt werden in einer neuen Festzeitschrift zusammengefasst, die zum Jubelfest vorliegen wird.

Das erste Schützenfest wurde am 13. und 14. August 1843 gefeiert. Sanitätsrat Ruer wurde vom Vorstand zum ersten Schützenkönig gewählt. Er war Jude und ist später zum Christentum konvertiert. Gefeiert wurde damals im Freien auf einem von der Gemeinde gepachteten Platz weit vor den Toren der Stadt, die an der Diemelbrücke endete, mitten im Wald, heißt es in der Chronik. Dort, wo heute die gute Stube der St.-Magnus-Schützen steht.

Persönliche Differenzen

Schon seit dem ersten Schützenfest ist das Festbier im Eintritt inbegriffen. 1908 traten innerhalb der „Schützengesellschaft Niedermarsberg“ deshalb Spannungen auf, die teils im Widerstand gegen das „Freibier“, teils in persönlichen Differenzen mit dem ehemaligen Schützenhauptmann Kuhlmann standen. Mehr als die Hälfte der Offiziere traten aus der Bruderschaft aus und gründeten am 12. Juli 1908 einen „Bürgerschützenverein Niedermarsberg“. Der 1. Weltkrieg beendete den Verein 1914.

Einmal in der Vereinsgeschichte ist den Schützenbrüdern nicht nach Feiern zumute. 2015, als beim Anböllern Schützenkönig André B. stirbt. Zwei der drei Kanonen explodieren. Gussteile treffen den 30-Jährigen. Das Fest wird abgesagt.