Olsberg. . Der Insolvenzverwalter glaubt, dass der Betrieb der Klinik am Stein in Olsberg erhalten werden kann. Kritik am Management der vergangenen Jahre.

Eine jahrelange Sorglosigkeit im Management hat die Klinik am Stein in finanzielle Schieflage gebracht. Das sagten der vorläufige Insolvenzverwalter, Andreas Schoß, und der neue Kaufmännische Leiter der Klinik, Thomas Steger, der Westfalenpost.

Der Betrieb des Zentrums für Neuro-Geriatrie und Rehabilitationsmedizin läuft trotz des Insolvenzverfahrens ohne Einschränkung weiter. „Im Grundsatz ist die Klinik sehr gut ausgelastet“, sagte Schoß, der optimistisch ist, dass die Klinik erhalten werden kann. Die Suche nach einem Investor läuft.

Kritik: Die Kostenstruktur wurde nie hinterfragt

Im Dezember des vergangenen Jahres war Thomas Steger als Kaufmännischer Direktor zur Klinik am Stein nach Olsberg gewechselt. „Ich habe in die Bücher geschaut und gesagt ,Wir haben ein Problem.’ Eigentlich sind wir insolvent.“ Am 12. Januar wurde der Insolvenzantrag gestellt. „Es gab in den vergangenen Jahren eine Ausgaben-Unkultur. Es wurden Ausgaben getätigt, die faktisch nicht nötig sind“, sagt Rechtsanwalt Schoß. Er sieht ein jährliches Einsparpotenzial von 200 000 bis 250 000 Euro. „Es ist häufig so, dass eine gewisse Sorglosigkeit im Management Hauptgrund für eine Insolvenz ist.“

Branchentypische Vergleichsmaßstäbe nicht genutzt

Es seien branchentypische Vergleichsmaßstäbe nicht genutzt worden.„Es wurden zum Beispiel über Jahre hinweg Medikamente viel zu teuer eingekauft“, erläutert Steger. Darüber hinaus seien teure Beratungsinstitute verpflichtet worden. „Aus meiner Sicht war das in der Regel unnötig.“ Die Kostenstruktur sei nie hinterfragt worden. Dass relativ problemlos eine große Summe eingespart werden könne, sei ein Vorteil im laufenden Verfahren. „Wir sind bundesweit auf Investorensuche“, erklärt Schoß. Es würden Gespräche mit Klinikbetreibern geführt, die auf dem Gesundheitsmarkt tätig sind.

Die Suche nach einem Investor läuft

„Ich bin sehr zuversichtlich, dass es uns gelingt, einen Investor zu finden. Sollte das nicht der Fall sein, ist auch eine Fortführung des Betriebs unter den gegebenen Bedingungen denkbar. Einen Investor zu finden ist aber ganz klar Plan A.“ Bis zum Sommer, so seine Hoffnung, könne ein Investor gefunden sein. Im Grundsatz sei der Betrieb gesund.

Optimismus zum Überleben

Der Gesundheitsmarkt ist ein steiniges Pflaster. Vielen – gerade kleineren – Kliniken geht es zunehmend schlecht. Pflegepersonal arbeitet an der Belastungsgrenze, oft darüber hinaus. Ärzte werden händeringend gesucht. Der Wettbewerb ist hart.

Wer auf diesem Pflaster ausrutscht und in die Insolvenz schliddert, hat es schwer. Personal, Patienten und Krankenkassen müssen überzeugt werden, dass die Insolvenz nicht gleichbedeutend ist, mit Schluss, Aus und Vorbei. Sonst droht ein Betrieb auszubluten, obwohl er eigentlich zu retten wäre.

Dass die jetzt Verantwortlichen der Klinik am Stein Optimismus verbreiten, ist daher überlebensnotwendig – und gut für die Region.

Denn wenn sich bewahrheitet, was sie prognostizieren, bleibt mit dem Zentrum für Neuro-Geriatrie und Rehabilitationsmedizin eine im weiten Umkreis einzigartige Klinik im Hochsauerland erhalten – ein für die wohnortnahe Gesundheitsversorgung wichtiger Baustein. (Boris Schopper)

„Wir haben eine Auslastung von rund 90 Prozent“, so Steger. Die Krankenkassen weisen der Klinik am Stein auch nach dem Gang in die Insolvenz Patienten zu. „Das ist ganz wichtig“, sagt Reha-Beraterin Bärbel Smits: „Für den Hochsauerlandkreis ist es von großer Bedeutung, dass es auch weiterhin eine wohnortnahe Rehabilitation gibt.“

Insolvenzgeld durch die Bundesagentur für Arbeit

Die 340 Mitarbeiter – 299 in Olsberg und 41 in Dortmund – erhalten bis zum 31. März Insolvenzgeld durch die Bundesagentur für Arbeit. „Es wird auch über diesen Zeitraum hinaus weitergehen“, versichert Schoß. Mit den Mitarbeitern und dem Betriebsrat werde die Lage offen diskutiert. „Das Personal zieht trotz der schwierigen Situation mit“, sagt Steger. In der kommenden Woche ist eine weitere Betriebsversammlung geplant. „Uns ist wichtig, dass die Mitarbeiter auf dem Laufenden gehalten werden.“

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