Altkreis. Sprachforscher wollen das Plattdeutsche mit seinen Facetten für den Altkreis Brilon und auch grenzübergreifend für das Waldecker Land erfassen.

Als Kulturgut der ländlichen Region kann sicherlich das Plattdeutsch gesehen werden: Deswegen untersuchen Forscher die Sprache in jeder Ortschaft und wollen sie für den Altkreis Brilon und auch grenzübergreifend das Waldecker Land erfassen.

Hierzu führen sie mit Probanden Interviews und vertonen Vokabellisten und Sätze. Geographisch gesehen findet dieser Schritt von Nord nach Süd im gemeinsamen Sprachraum über zwei Bundesländer statt. Die Forscher des Sauerlandes und aus Marburg führen dieses Vorhaben gemeinsam durch.

Die Koordination vor Ort hat der Marsberger Geschichts- und Heimatverein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ für beide Gebiete übernommen.

Interviews auf Plattdeutsch

Startschuss war in Oesdorf im Archiv der Ortschronistin Magdalene Breidenbach. Hier hatten sich Marsberger und Diemelstädter eingefunden, um vom Fachmann Dr. Werner Beckmann Plattdeutsch befragt zu werden. Beckmann ist anerkannter, überregionaler Sprachforscher. Er ist u. a. als Leiter des Sauerländer Mundartarchivs tätig.

Plattdeutsches Wörterbuch

Der Briloner Buchhandlung Podszun stellte bereits im vergangenen Jahr ein plattdeutsches Wörterbuch von den Autoren Dr. Werner Beckmann und Caspar Lahme vor.

Das Wörterverzeichnis enthält 4200 Begriffe, dazu kommt eine umfangreiche Grammatik.

Als Erstes führte Beckmann mit Barbara Meyer-Ramme aus Marsberg in ihrer Meerhofer Muttersprache das Interview zur eigenen Lebensgeschichte durch – Auf Platt versteht sich. Über die Kind- und Schulzeit, Bräuche, Traditionen, Feste, Kirchliches, Veranstaltungen, bis hin zur Berufs- und Arbeitswelt wird nicht nur das Plattdeutsche hierbei aufgezeichnet, sondern auch eine ganze Menge örtliche Volkskunde, Kultur und Geschichte dokumentiert.

Nach diesem Gespräch werden auf Hochdeutsch Begrifflichkeiten und Vokabeln vorgesprochen, die Barbara Meyer-Ramme in ihrem örtlichen Mundart-Dialekt wiedergeben musste. Das Gleiche folgte später mit Sätzen, den sogenannten „Wenkersätzen“, benannt nach dem deutschen Sprachwissenschaftler Georg Wenker. Diese Sätze werden in vielen Ländern in ähnlicher Art genutzt, um Mundarten zu erforschen.

Auf Meyer-Ramme folgten die befreundeten Diemelstädter Sprecher Karl-Heinemann aus Rhoden und Karl-Heinz Vahle aus Dehausen, die nach dem gleichen Schema interviewt wurden. Ortschronistin Magdalene Breidenbach und Josef Wiegers, beide aus Oesdorf, waren ebenfalls bei der Sprachforschung beteiligt.

Die Arbeit geht weiter

Weitere Ortstermine im Marsberger, Briloner, Diemelstädter, Volkmarser und Arolser Raum sind bereits für die nächsten Tage geplant.

In der Zwischenzeit wertet Dr. Beckmann die Aufzeichnungen aus und verschriftlicht diese ins Plattdeutsche. In einem weiteren Schritt werden die Aufzeichnungen dem Hochdeutschen gegenübergestellt. Auch filtert er besondere, örtliche Begrifflichkeiten aus dem Interview für Wörterbücher heraus. In weiteren Forschungsetappen durchleuchtet er u. a. in welcher Situation ein Plattsprecher aus Versehen ins Hochdeutsche verfällt.

Für weitere Interview-Termine sucht Andreas Karl Böttcher, Vorsitzender der „Marsberger Geschichten“ und Leiter des plattdeutschen Arbeitskreises im Waldeckischen Geschichtsverein, noch plattdeutsche Sprecher.

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