Brilon. . In der Südstraße sollen die Anlieger 19,64 Euro/qm zahlen, in der Altenbriloner Straße sind es nur 4,15 Euro. Beides sind Hauptverkehrsstraßen.

Heinz Wiese erfüllt seine Bürgerpflicht. Der Anwohner der Südstraße hält den Gehweg frei. Mit dem Schneeschieber umkurvt er einen dick zugeschneiten Wagen. „Der steht schon seit Weihnachten da“, sagt er. Kostenfreie Parkmöglichkeiten sind in der Kernstadt bekanntlich Mangelware. Demnächst gibt es in der Südstraße gut ein Drittel weniger. Und dafür sollen Heinz Wiese und seine Nachbarn auch noch ordentlich in die Tasche packen.

Die Südstraße wird in diesem Jahr ausgebaut. Mit 19,64 Euro pro Quadratmeter Grundstück sind die Anlieger dabei. Dagegen habe es die Anlieger der Altenbriloner Straße richtig gut. Auch sie erhalten in diesem Jahr eine neue Straße. Sie kommen allerdings mit gerade einmal einem Fünftel davon. 4,15 Euro pro Quadratmeter hat ihnen die Verwaltung als Eigenanteil ausgerechnet.

In der vergangenen Woche hat die Verwaltung die Anlieger der Südstraße über die Maßnahme informiert, für die Anwohner der Altenbriloner Straße fand die Versammlung in der Woche davor statt. An diesem Mittwoch steht der Straßenausbau im Bau- und Planungsausschuss auf der Tagesordnung. Die Sitzung findet um 17.30 Uhr im Bürgersaal des Rathauses statt; sie ist öffentlich.

Beides Hauptverkehrsstraßen

Beide Straße sind als sogenannte Hauptverkehrsstraßen eingestuft. Damit gilt für beide der gleiche Kostenschlüssel: 10 Prozent der Baukosten haben die Anlieger für Fahrbahn, Beleuchtung und Entwässerung zu tragen, 50 Prozent sind es bei dem Aufwand für die Parkstreifen und Gehwege; den Rest trägt die Stadt.

Die Eckpunkte des Straßenausbaus

Südstraße: 5,50 m Fahrbahn, beidseitige Parkstreifen von 2,25 m, beidseitige Gehwege von 1,50 m bis stellenweise 5 (!) m Breite, Fällung der vorhandenen Bäume und Anpflanzung von ca. 26 neuen Bäumen in den Parkbuchten, neue Beleuchtung, Neubau von Kanal und Wasserleitung.

Altenbriloner Straße: 5,75 m breite Fahrbahn, ein-/wechselseitiger Parkstreifen von 2,25 m Breite, beiderseitig 1,50 m breite Gehwege, Beseitigung eines Großbaumes und Anpflanzung von drei bis 4 neuen Bäumen, neue Beleuchtung, Neubau von Kanal und Wasserleitung.

Der Ausbau der Südstraße ist nach derzeitigem Stand mit 828 000 Euro veranschlagt, bei der Altenbriloner Straße sind es 467 000 Euro. Zwar ist die Ausbaustrecke der Altenbriloner Straße von der Hubertusstraße bis zum Kreuzungsbereich mit der Bahnhofstraße nur rund 180 m lang und damit wesentlich kürzer als der von der Derkeren bis zur Niederen Straße reichende Ausbau der Südstraße mit rund 270 m.

Für die gewaltige Differenz bei den umlagefähigen Kosten geben zwei Positionen den Ausschlag: der Kostenaufwand für die Parkflächen und die für die Umlage heranziehbaren Grundstücksflächen der Anlieger.

Aufwändige Parkstreifengestaltung

Während die Stadt in der Südstraße beidseitig jeweils 2,25 m breite und - wie in der Springstraße - mit Rasenfugenpflaster angelegte Parkstreifen plant, ist in der Altenbriloner Straße lediglich ein wechselseitiger und zudem lediglich asphaltierter und mit einer Farbmarkierung von der Fahrbahn abgesetzter Parkstreifen vorgesehen.

Folge für die Kosten: In der Südstraße schlägt allein der Parkstreifen mit 239 000 Euro zu Buche, in der Altenbriloner Straße liegen die Gesamtkosten für Fahrbahn und begrünten Parkstreifen bei 280 000 Euro. Dort brauchen die Anlieger also nur insgesamt 28 000 Euro zu tragen.

In der Südstraße dagegen beträgt das Umlage-Volumen der Anlieger für Fahrbahn und Parkstreifen zusammen rund 140 000 Euro. Dort kommt allein auf die Eigentümerin des mit rund 1500 qm größten Grundstücks ein Anliegeranteil von rund 30 000 Euro zu.

Friedhof fließt in Flächenberechnung ein

Damit ist auch schon der zweite Kostentreiber in der Südstraße angesprochen: die über die jeweilige Straße erschlossene Grundstücksfläche. Da hat die Verwaltung in der Südstraße insgesamt 13 787 qm angesetzt, in der Altenbriloner Straße sind es 25 440 qm. Eigentlich wird von der Altenbriloner Straße aus sogar ein Fläche von insgesamt rund 52 000 qm erschlossen - da gehört nämlich der neue Friedhof zu. Satzungs- und beitragstechnische Faktoren führen jedoch zu anderen Berechnungsgrundlagen. Beitragspflichtig für die Friedhofsflächen sind nach Angaben der Verwaltung die Stadt selbst und die Kirchengemeinde,

Anlieger der Südstraße haben sich bereits schriftlich mit Anregungen an die Stadt gewandt, den Ausbaustandard zu überdenken.

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