Hallenberg. . Die Reihe „Kunst im Rathaus“ geht weiter: Malerin zeigt farbenfrohen Exponate. 55-Jährige lebt in Bayern und kommt aus der Gegend.
„Kunst im Rathaus“ heißt eine ungewöhnliche Ausstellungsreihe. Ungewöhnlich, weil die Werke immer für ein ganzes Jahr lang zu sehen sind. Ungewöhnlich auch, weil die erfolgreiche Reihe eher aus der Not geboren wurde. Nach dem Rathausbrand vor fünf Jahren und dem Wiederaufbau fehlten einfach Bilder an den renovierten Wänden.
Mal eben ein ganzes Verwaltungsgebäude mit hochwertigen Kunstwerken zu bestücken, hätte den finanziellen Rahmen gesprengt. Und Wappenteller oder eine Galerie der politischen Urahnen wollte der Bürgermeister nicht an der Wand haben. Und so entstand die Idee, jährlich wechselnd anderen Kunstschaffenden ein Forum zu bieten.
Ab Sonntag ist Marita Mogensen an der Reihe. Die 55-Jährige lebt in Bayern, arbeitet bei einem Biotechnologie-Unternehmen, das sich mit Therapieformen der Krebsbehandlung beschäftigt und - wie ihr Mädchenname „Schöttler“ vermuten lässt - sie stammt aus Hallenberg.
Ihr Job klingt so, als hätte er wenig mit Kunst zu tun. Wie haben Sie zur Malerei gefunden?
Marita Mogensen: Ich bin in meinem Leben häufig umgezogen und in einem kleinen Ort mit bildender Kunst in Kontakt gekommen. Das hat mich begeistert. Spontan kaufte ich mir eine Staffelei und Acrylfarben und dann habe ich losgelegt. Man steht vor einer leeren Leinwand, geht in einen kreativen Prozess und hat dann irgendwann ein Ergebnis - das hat mich fasziniert.
Sie sprechen ganz bewusst nicht von Kunst, sondern von Malerei. Hat Sie jemand an die Kunst der Malerei herangeführt oder sind Sie Autodidaktin?
In meinem eigentlichen Beruf habe ich viel mit Strukturen und Prozessen zu tun; auch da ist oft Kreativität gefragt. Aber eben nicht handwerklich. Man sieht das Resultat nicht unmittelbar greifbar vor sich. Das ist in der Malerei anders. Ich habe viele Seminare besucht, um mir Techniken und Wissen anzueignen. Und ein Jahr habe ich an einem berufsbegleitenden Kunststudium teilgenommen. Malerei hat viel mit Technik, Material, Bildkomposition und natürlich mit Motiven zu tun. All das muss man sich – wie beim Erlernen eines Instruments – erarbeiten, man probiert aus und verwirft auch oft wieder. Und es gibt auch richtige Frustphasen. Talent hilft einem nur ein kleines bisschen; das macht dabei vielleicht zehn Prozent aus.
Ihre Bilder leben durch die Farben, die einen förmlich anspringen und ins Motiv hineinziehen. Wie gehen Sie an Ihre Arbeit heran?
Ja, das stimmt. Ich bin ein Farbenfreak. Ich male auch nicht, um auf irgendwelche aktuellen Themen oder Missstände aufmerksam zu machen. Es gibt so viel Negatives in der Welt. Meine Bilder sollen Freude machen, bei denen der Betrachter sagt ,Hey, wow! Sieht toll aus!, das schaue ich mir gern an.’ Motiv, Farben und Technik müssen stimmig sein und harmonieren, oder aber, es muss schon wieder so unpassend sein, dass es passt.
Legen Sie sich einen Zeitplan fest, nach dem Sie arbeiten?
Nein, nicht wirklich. Meistens komme ich leider nur an Wochenenden zur Malerei. Normalerweise arbeite ich an drei, vier Bildern parallel. Beim „Kini“, so nennen die Bayern ihren König Ludwig II., aber auch bei anderen gegenständlichen Bildern entsteht dabei zunächst ein ganz wilder Hintergrund, bei dem ich unterschiedliche Farben mit dem Spachtel auftrage. Am Anfang ist also das Chaos. Und dann folgen mehrere Malschichten, so dass vom Untergrund immer noch etwas durchkommt und an der Oberfläche das Motiv entsteht.
Über die Künstlerin
Die Ausstellung von Marita Morgensen im Rathaus Hallenberg ist die vierte dort. Mit Paul Stipp und seinen Werken aus Buchstaben ging es los, dann kam „Industriearchitektur“ von Margret Jacobi und zuletzt waren Bilder auf alten Wahlplakaten von Marlit Peikert ausgestellt.
Bürgermeister Michael Kronauge: „Ist doch schön, wenn die Leute nicht nur ins Rathaus kommen, um den Hund anzumelden oder um die gelben Säcke zu holen.“ Stimmt! Während der Öffnungszeiten sind die Bilder zu sehen. Ausstellungseröffnung ist am Sonntag um 11.30 Uhr.
Der Hallenberger Bürgermeister überrascht ja immer wieder mit Künstlern, die einen Bezug zu Hallenberg haben. Wie ist diese Ausstellung zustande gekommen?
Ich hatte mit ihm zu tun, weil ich ein Grundstück von der Stadt gekauft habe. Und dann haben wir uns auch über Kunst unterhalten und er hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, die Ausstellung 2018 im Rathaus zu gestalten. Da habe ich sehr gern zugesagt. Es ist bemerkenswert, was Hallenberg in dem Bereich unternimmt und zu bieten hat. Ich kann mir durchaus vorstellen, eines Tages in Hallenberg z.B. einen Kunstkreis zu gründen und auch Malerei zu unterrichten. Ich freue mich jetzt, dass einige meiner Bilder im öffentlichen Bereich des Rathauses und einige kleinere in den Büros zu sehen sind. Die größeren Motive z.B. vom Kini, sind 1,20 mal 1,60 Meter groß. Ein Teil der Bilder ist verkäuflich und es wird übrigens im Laufe des Jahres auch ein Bild zugunsten eines guten Zwecks versteigert werden.
Welche Bedeutung hat die Malerei in Ihrem Leben eingenommen?
Sie gibt mir so viel, dass ich davon in Zukunft mehr machen möchte. Gene würde ich anderen Menschen diese Freude, die ich dabei verspüre, weiter vermitteln.
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