Brilon/Olpe. . Drehorgelspieler Johannes Padberg hat in Brilon die 50 000-Euro-Marke an Spenden für das Kinderhospiz Balthasar erspielt.
Spenden und Spender bekommt Nicole Binnewitt jede Menge zu Gesicht. Aber das, was Johannes Padberg für das Kinderhospiz Balthasar tut, sei „außergewöhnlich“, sagt die für die Öffentlichkeitsarbeit und das Fundraising der Einrichtung zuständige Hospiz-Mitarbeiterin. Seit fünf Jahren ist der 72-Jährige aus Meschede im Hochsauerland mit der Drehorgel für den guten Zweck unterwegs. Mit seinem jüngsten Auftritt am Hit-Markt in Brilon hat Johannes Padberg jetzt die 50 000-Euro-Marke überschritten.
Dass Einzelne oder Vereine mit regelmäßig jährlich wiederkehrenden Aktionen das Kinderhospiz unterstützen, sei nicht ungewöhnlich. Aber dass sich jemand über einen so langen Zeitraum quasi das ganze Jahr hindurch für den guten Zweck engagiert schon.
Kinderhospiz 1998 gegründet
Das Kinderhospiz Balthasar in Olpe wurde im Jahr 1998 gegründet. Es war damals das bundesweit erste. Trägerin ist die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen in Olsberg, die die Einrichtung gemeinsam mit dem Deutschen Kinderhospizverein initiierte.
Sterbenskranke Kinder und Jugendliche werden unter Einbindung ihrer Familien bis zum Tod begleitet.
Das Haus bietet Platz für acht Kinder und vier Jugendliche; gemeinsam mit deren Angehörigen halten sich manchmal bis zu 50 Personen dort auf.
Aufgrund der Finanzierungsstruktur muss das Kinderhospiz Balthasar 70 Prozent der Kosten über Spenden aufbringen. Um das zu erreichen, sind jährlich über eine Million Euro an Spenden nötig.
Als Busfahrer war er in seinem Berufsleben viel für das Bigger Josefsheim unterwegs: „Da habe ich die Schicksale von den Kindern und Jugendlichen gesehen,“ erzählt er. Als Rentner dann wollte er irgendetwas für sie tun. Auf den Leierkasten kam er durch Gerd Deimel, den legendären „Türmer“ am Kahlen Asten. Das Winterberger Original - „Wer einmal Drehorgel gespielt hat, kommt nicht mehr davon los.“ - kurbelte Jahrzehnte landauf, landab aus Leidenschaft für den guten Zweck und für das Image des Wintersportortes. Bei dem Besuch eines Drehorgel-Treffens in Neheim war es dann soweit. Da bot jemand eine alte Walzenorgel aus den 20er, 30er Jahren an. Padberg: „400 Euro wollte der haben, für 350 habe ich sie mitgenommen.“
Sie landete bei Johannes Padberg auf dem Dach, denn: „Die kriegte keinen Ton mehr raus.“ Für 499 Euro bot er sie auf einer Versteigerungsplattform im Internet an - und staunte nicht schlecht: „Nach acht Tagen stand sie bei 3200 Euro.“ Für diesen Preis ging das gute Stück an einen Antiquitätenhändler aus Basel. „Der überwies das Geld sofort, obwohl er es erst vier Wochen später abholen konnte,“ erzählt Johannes Padberg. Der weite Weg blieb dem Käufer jedoch erspart. Dank früherer beruflicher Beziehungen nahm ein heimisches Reiseunternehmen die Drehorgel bei einer Tour in die Schweiz mit.
320 Lieder im Gepäck
Das Geld investierte Johannes Padberg in ein Instrument, mit dem er seitdem für den guten Zweck unterwegs ist: eine gebrauchte halbelektronische „Hofbauer“. Das Göttinger Unternehmen produziert „den Mercedes unter den Drehorgeln“, sagt der 72-Jährige. 320 Lieder gehören zu Padbergs Repertoire - vom Schlager über Seemanns-, Wander- und Volkslieder bis zu Märschen.
Sich für die gute Sache zu engagieren, war gar nicht so einfach. Denn um seinen Auftritten den seriösen Rahmen zu geben, schrieb er verschiedene bundesweit tätige sozialen Organisationen an und bat um eine offizielle Sammelbüchse und Informations--Material. „Manchen sollte ich sogar ein Führungszeugnis vorlegen“, erinnert er sich. Bei einer Waffelback-Aktion für das Kinderhospiz wurde er auf die Einrichtung am Biggesee aufmerksam. Er setzte sich mit dem Trägerverein, den Franziskanerinnen, mit seinem Anliegen in Verbindung - „Zwei Tage später war alles da.“ An seinen ersten Auftritt erinnert er sich noch. Am Möbelmarkt Bestwig war’s. „Mich da hinzustellen, das kostete gehörig Überwindung.“ Mittlerweile hat Johannes Padberg eine ganze Reihe Stammplätze im Hochsauerland. Super läuft es zum Beispiel bei den Goldbach-Werksverkäufen in Arnsberg: „Da legt der Chef immer ganz zu Anfang einen 50er in die Kasse.“ Und gerne erzählt der 72-Jährige auch die Geschichte von dem Mann, der ihm einen 500 Euro-Schein zusteckte - „Ich dachte erst, der hat sich vertan.“ - und er sprach ihn darauf an. Aber alles war in Ordnung.
Nicht überall ist der Mescheder mit seiner Orgel gern gesehen. Etliche Supermärkte weisen ihn ab - „Das kommt angeblich von der Chefebene“, sagt Padberg. Nicht so der Hit in Brilon: „Da kommt immer einiges zusammen.“ Auch bei verkaufsoffenen Sonntagen dreht er in Brilon hin und wieder die Kurbel.
Dort stieß er auch auf sein Outfit, den schwarzen Anzug. Vor einigen Jahren gab es im Steinweg einen An- und Verkaufsladen. Für 45 Euro hing das Teil im Laden, für 25 hat er es gekriegt.Zusammen mit der Melone, dem weißen Hemd und dem roten Schlips versprüht er zeitlose Eleganz.
In Spenderkartei nachgeschaut
Mit den 536 Euro aus Brilon habe er dem Kinderhospiz insgesamt 50 520 Euro zukommen lassen können, sagt er. Da muss der eine oder andere Überweisungsbeleg abhanden gekommen sein. Denn für die WP hat Nicole Binnewitt in der Spenderkartei des Kinderhospizes nachgeschaut. Da sind bei Johannes Padberg schon 53 001,10 Euro gebucht. Ihre Reaktion: „Ich bin völlig baff, dass er das erreicht hat.“
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