Winterberg. . Eine Wiederbelebung des Skibusses sowie bessere Verkehrsbeobachtung und Kommunikation via Social Media – das sind die ersten Maßnahmen

Vom eigenen Erfolg überrollt – so könnte man die touristische Entwicklung Winterbergs umschreiben. Die Verkehrssituation an den Wintersportwochenenden war in der vergangenen Saison teilweise extrem. Es gab Berichte von Personen, die über zwei Stunden von Brilon bis zum Kahlen Asten unterwegs waren, und Tage, an denen es sich schon auf den Autobahnabfahrten staute. Irgendwann fielen auch die Hemmungen, im Parkverbot zu stehen. Damals habe man nur mit Ad-hoc-Maßnahmen gegensteuern können, resümierte gestern Bürgermeister Werner Eickler.

So weit soll es nicht mehr kommen, deshalb gab es seitdem runde Tische und Arbeitsgruppen. Mit dabei: der Kreis, die Stadt, deren Touristik und Wirtschaft GmbH (WTW), die Polizei, Sauerland-Tourismus, die Wintersportarena, die großen Skigebiete, die RLG, die Bahn und auch Rettungsdienst und Feuerwehr. „Das ist eine regionale Aufgabe; die Stadt allein wäre damit überfordert“, so Eickler.

Was die Akteure sich überlegt haben, stellten Eickler, Landrat Dr. Karl Schneider, Tourismusdirektor Michael Beckmann und Hauke Möller, Leiter Verkehrsmanagement der RLG, gestern vor. Da keine neuen Straßen geplant sind, hängt viel von einer besseren Organisation und Planung ab.

Kommunikation

Die Gäste vor und auf der Anreise mit Verkehrsinfos erreichen und die Ströme bei Bedarf schnell umleiten – das ist ein zentraler Punkt in den Planungen. Dabei soll eine Kommunikations-Offensive helfen: Auf den Websites von Stadt, Region, Wintersportarena und Skiliftkarussell werden alternative Anreisewege und Infos zum erwartbaren Verkehrsaufkommen an bestimmten Tagen veröffentlicht. Jeweils Mitte der Woche will die Wintersportarena Pressemeldungen für das kommende Wochenende herausgeben. Je näher es ans Wochenende geht, desto mehr und desto schnellere Kanäle sollen bespielt werden: Auf Facebook, Instagram und Twitter erreichen Stadt, Wintersportarena und Skigebiete rund 90 000 Follower. Auch ein Whatsapp-Newsletter ist geplant, für den sich Nutzer schon bald anmelden können sollen.

Um eine Übersicht über den Verkehr zu bekommen, wird ein Meldesystem eingerichtet. Dazu gehört auch eine Webcam an der Autobahn bei Meschede-Enste. Alle Infos laufen zentral zusammen; dann wird je nach Lage eine Infokette angestoßen – z.B. eine Stauinfo mit Umleitungsempfehlung über die sozialen Medien und Messengerdienste.

Das Meldesystem mit Webcam ist eine Zwischenlösung; in Zukunft wünscht man sich auf den Hauptreiserouten Verkehrsmessungen schon im Arnsberger Raum. Hierzu führe man Gespräche und prüfe Kosten, hieß es.

Skibus

Jedes Auto, das nicht fährt, entlastet die Straßen. Um möglichst viele Gäste für öffentliche Verkehrsmittel zu gewinnen, haben die Planer den vor einigen Jahren abgeschafften Skibus reaktiviert. Dieser sei damals nicht mehr finanzierbar gewesen und jetzt finanziell auf neue Füße gestellt worden, so Beckmann. Will heißen: Die WTW zahlt dafür, „mit einem Zuschuss von der Schiene.“ Unter dem Namen Astenexpress soll der Skibus Lücken im Busverkehr ausfüllen. Am 2. Weihnachtstag und danach vom 30. Dezember bis 4. März transportiert er an den Wochenenden im Halbstundentakt Gäste vom Bahnhof in die Innenstadt und in die Skigebiete Richtung Langewiese. Für Inhaber der Sauerland-Card ist die Fahrt kostenlos.

Zukunftsaussichten

„Jetzt muss das, was wir geplant haben, den Praxistest bestehen. Es sind die ersten Schritte“, sagen die Planer. „Wir arbeiten mit einem lernenden System und alle Akteure stehen ständig in Verbindung.“ Der erste große Ansturm sei ab dem 26. Dezember zu erwarten; dann würden erste Schlüsse gezogen. In kommenden Jahren werden sicher Investitionen fällig sein, z.B. in Parkplatz-Zufahrten. Auch ein dynamisches Verkehrsleitsystem soll dann am Start sein. In zwei bis drei Jahren hoffe man auch auf bessere Bahnanbindungen. Wichtig sei auch, die Touristenströme nicht weiter auf die Kernstadt Winterberg zu konzentrieren, sondern auf weniger ausgelastete Skigebiete zu verteilen.

Man wolle Probleme nicht wälzen, sondern angehen, formulierte Beckmann. Denn trotz der Verkehrsprobleme sei man ja von Herzen froh, so viele Gäste zu haben. „Davon leben wir hier und mancher andere Urlaubsort hätte gern dieses Problem.“

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