Brilon. . Die Zahl der Pflegefälle im HSK wird sich bis 2030 erhöhen; ambulante Dienste sind bereits ausgelastet. Die WP sprach mit Caritas-Vorstand Heinz-Georg Eirund
Die Zahl der Pflegebedürftigen im HSK wird sich bis 2030 voraussichtlich um etwa 1600 Personen erhöhen. Davon geht der Kreis in seiner Pflegebedarfsplanung aus. Eine Entwicklung, die die Pflegedienste vor große Herausforderungen stellt; zumal es für sie immer schwieriger wird, qualifiziertes Personal zu finden. Wir sprachen darüber mit Heinz-Georg Eirund, Vorstand Caritasverband Brilon.
Merken Sie, dass vor allem die Nachfrage nach ambulanten Betreuungsangeboten steigt?
Eirund: Das merken wir ganz deutlich. Unsere sechs Sozialstationen im Altkreis Brilon versorgen ambulant 1150 Menschen pro Tag. Das sind etwa 100 Personen mehr als vor einem Jahr. Das liegt u.a. daran, dass mehr Menschen pflegebedürftig werden, dass das Pflegestärkungsgesetze Pflegebedürftige und deren Angehörige besser unterstützt und auch daran, dass der Gesetzgeber die ambulante vor stationäre Pflege stärker fördert. Es liegt aber auch daran, dass Krankenhäuser Patienten heute früher entlassen.
Inzwischen können die Sozialstationen nicht mehr alle Pflege-Nachfragen annehmen. Kann man bereits jetzt von einem Pflegenotstand sprechen?
Man kann akut von einem Pflegenotstand sprechen. Vielleicht kann man das Problem vorübergehend wieder in den Griff bekommen. Aber mittelfristig wird sich die Situation verschärfen, wenn nichts Entscheidendes unternommen wird.
Was müssten die Verantwortlichen in Politik und Gesundheitswesen tun, um dem entgegenzuwirken?
Wichtig wäre es, das Image des Pflegeberufes deutlich zu würdigen. Dafür wünsche ich mir öffentlichen Zuspruch und Wertschätzung für den Pflegeberuf. Die Bürokratie muss verringert werden, damit diese Zeit den Menschen, die wir betreuen, zur Verfügung gestellt werden kann. Die Zeitvorgaben, die die Pflegekassen für bestimmte Verrichtungen machen, entsprechen oft nicht der tatsächlich erforderlichen Zeit.
Wie versucht der Caritasverband als Arbeitgeber, qualifiziertes Pflegepersonal zu halten und Fachkräfte zu gewinnen?
Bei uns gibt es tariflich sehr gute Bedingungen, wie 36 Tage Urlaub bei einer Sechs-Tage-Woche, Supervision und Fortbildung. Als zertifiziertes familienfreundliches Unternehmen ist auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für uns ein wichtiges Ziel. Und wir setzen ganz stark auf Ausbildung. Wir haben die Zahl unserer Azubis in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht. Aktuell haben wir allein 21 Auszubildende im Bereich Altenpflege. In Kooperation mit den Schulen bieten wir Praktika an und versuchen, auch Quereinsteiger für eine Ausbildung zu gewinnen. Der Beruf bietet in unserem Verband hervorragende Karrierechancen.
Das Interview führte Jutta Klute
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