Brilon. . Rund 200 Jahre lang war der Glockenguss in Brilon ein Gewerk von weltweitem Ruf. Die Brandglocke in der Propsteikirche wird 70 Jahre alt.

„Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht, und was er bildet, was er schafft, das dankt er dieser Himmelskraft.“ So hat es Schiller in der legendären „Glocke“ beschrieben. Und eine ganz spezielle Glocke in Brilon wird 70 Jahre alt. Es ist die Brandglocke. Dazu hat Geschichts- und Glocken-Kenner Dieter Frigger einige interessante Daten zusammengestellt. Denn der Glockenguss hatte in Brilon von 1762 bis 1955 Tradition.

Nach 1945 fehlten in vielen Kirchen die Glocken, da die meisten von ihnen während des Zweiten Weltkrieges zu Kanonen eingeschmolzen oder sie samt Glockenstühlen und -türmen im Feuersturm vernichtet worden waren.

Ein schnelleres Verfahren

„Die Glockengießerei Brilon bekam viele Aufträge aus nah und fern. So wurde das Ziel verfolgt, die Glocken möglichst in kürzerer Zeit herzustellen. Die traditionelle Lehmformung wurde aufgegeben. Durch eine Mischung aus Quarzsand, Zement und etwas Wasser erfolgte das langwierige Trocknen der Form nun viel schneller.

Körbe aus Eisengeflecht verbesserten das Verfahren nochmals. In den Gussjahren 1946/47/48 wurden bei Junker viele Glocken für die Kirchen in Westfalen gegossen, u.a. für die Propsteikirche St. Laurentius in Arnsberg, die St.- Jakobus-Kirche Winterberg und für St. Christophorus Hirschberg - und auch drei Glocken für die Propsteikirche in Brilon“, schreibt Frigger.

Die größte Briloner Glocke

Guss der Brandglocke: Produktion bei der Firma Albert Junker in Brilon im Jahr 1947, Material: Briloner Sonderbronze, das Zinn wurde teilweise durch Silizium ersetzt.

Durchmesser am Schlagring 174,1 cm, Gewicht ca. 3100 kg, Schlagton b-6, hängt am alten Holzjoch. Inschrift über drei Zeilen: LAUDATE DOMINUM… („Lobet den Herrn“)

Er zitiert einen Junker-Prospekt aus der damaligen Zeit: „Glocken aus dem Land der tausend Berge. - Briloner Glocken haben Weltruf. Soll ein solches Geläut auch ihre Gemeinde erfreuen, so fordern sie einen unverbindlichen Kostenanschlag oder einen Besuch in der ältesten Glockengießerei Deutschlands, Albert Junker, Brilon/Westfalen.“.

Die Klangweite einer Brandglocke in der Stadt versprach Schutz und Raum, in der das Böse keinen Zutritt haben sollte. Im alten Provinzialrecht in Westphalen von 1710 steht: „Bey Anschlagung der Brandglocke soll jeder Einwohner vor seinem Hause und den Straßen Wasser in großen Budden oder Fässern aussetzen, nicht weniger auch, wenn das Feuer by nächtlicher Zeit aufstehet…“

70 Jahre Briloner Brandglocke
70 Jahre Briloner Brandglocke © Dieter Frigger

3000 Glocken gegossen

Von 1945 bis 1955, so Dieter Frigger, wurden in Brilon etwa 3000 Glocken gegossen. Heute dagegen ist der Bedarf an neuen Glocken relativ gering.

Allerdings wurde in diesem Jahr für den Dom in Paderborn eine neue Bassglocke aus Bronze in Holland angefertigt (wir berichteten).

Ihre Maße: Gewicht etwa 13000 Kilo, Durchmesser von 268,2 cm. Laut Erzbistum wird die Christus-Glocke und noch eine kleine Glocke aus Spendenmittel finanziert. Sie sollen das Domgeläut aus Stahlglocken im Jahr 2018 ergänzen.

Folgen Sie der Westfalenpost im Altkreis Brilon auch auf Facebook