Winterberg. . Besonders für Senioren, aber auch für manche Urlauber ist der Bus mit seinen ehrenamtlichen Fahrern eine wichtige Verkehrsanbindung

Zehn Minuten vor der Abfahrtszeit füllt sich die Haltestelle vor dem Rewe-Markt. Fünf Personen wollen heute mit dem Bürgerbus Höhendörfer fahren. „Ein- bis zweimal pro Woche nehme ich den Bus“, erzählt eine 85-jährige Dame. „Meistens zum Einkaufen. Das ist ein ganz tolles Angebot.“ Nach Langewiese will sie, ebenso wie ihre 79-jährige Bekannte, die ebenfalls mitfährt. Auch ihr gefällt das Angebot: „Die Fahrtzeiten passen einfach gut.“ Bevor es den Bürgerbus gab, sind beide mit dem gewöhnlichen Bus gefahren. „Aber dann hat man in Winterberg zwei Stunden Wartezeit, das ist gerade im Winter nicht angenehm.“ Zwischen Ankunft und Abfahrt des Bürgerbusses liegen 66 Minuten, das passt gerade zum Einkaufen.

Pünktlich kommt der rot-weiße Sprinter angefahren. Heute steuert Udo Quick. Er ist einer von 14 ehrenamtlichen Fahrern und seit dem Start des Angebots vor fast genau einem Jahr dabei. Alle Fahrgäste finden einen Platz, Quick schaltet das Radio an. „Die Fahrer fahren alle sehr vernünftig“, verraten die Langewieserinnen. „Und pünktlich.“

Ein ganz normaler Bus, nur kleiner

Die Hauptklientel des Busses sind Senioren, erzählt Quick. Aber auch manche Urlauber hätten das Angebot inzwischen entdeckt – die Route führt an Ski- und Wandergebieten vorbei und auch auf den Kahlen Asten. Auf dem Weg genau dorthin wird das Wetter ungemütlich. Dünner Schnee gesellt sich zum scharfen Wind. Auf dem Berg ist die Aussicht gleich null, die Straße nicht gut geräumt. Umsichtig steuert Quick das Gefährt über den Schnee, steuert gegen, wenn es ins Rutschen gerät. Passanten bestaunen den Bus, lassen sich aber nicht einfallen, aus dem Weg zu gehen.

Im geheizten Innenraum ist es definitiv gemütlicher als draußen. Der Bus erreicht Lenneplätze, hier will die erste Mitfahrerin aussteigen. Quick hebt ihr das Einkaufswägelchen heraus. Im Radio laufen Staumeldungen. Stau ist hier das geringste Problem.

Ein Blick durch den Innenraum verrät: Der Bürgerbus hat alles, was ein großer Bus auch hat. Gelbe Haltegriffe, rote Nothämmer und einen Feuerlöscher. Finanziert wird das Angebot durch Landes-Fördermittel, Sponsoren und die Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH. Als Betreiber fungiert der Verein Bürgerbus Höhendörfer Winterberg.

Seit Kurzem gibt es sogar eine Babyschale an Bord. Die Kleinsten müssen genauso sicher angeschnallt sein wie die Erwachsenen.

Verein sucht noch weitere Fahrer

  • Der Bürgerbus fährt zwei Routen: eine in der Kernstadt und eine über den Kahlen Asten, Neuastenberg, Mollseifen, Langewiese und zurück
  • Der Verein sucht noch Fahrer: Wer mindestens 21 Jahre alt ist und einen Führerschein Klasse B (bzw. 3) hat, kann sich beim Vorsitzenden Klaus Homrighausen melden, 0173-88 667 73.

In Langewiese steigen heute alle Fahrgäste aus. Als Abschiedsgeschenk für den Fahrer bleibt eine Tafel Schokolade zurück. Eine der älteren Damen hat sie ihm in die Hand gedrückt. „Ungewöhnlich, dass heute niemand auf der Rücktour dabei ist“, findet er und lenkt den Bus zurück Richtung Winterberg. Inzwischen schneit es stärker; der Weg hoch nach Lenneplätze wird rutschig. „In einer halben Stunde würde ich dieses steile Stück meiden und einen kleinen Umweg über die Bundesstraße nehmen. Dauert nur 30 Sekunden länger.“ Die Haltestellen werden trotzdem alle angefahren. Udo Quick ist pensioniert; er hat bei der Stadt gearbeitet. Fahren macht ihm Spaß, deshalb hat er ja gesagt, als er gefragt wurde, ob er ins Bürgerbusteam kommen möchte. Meist fährt er einmal pro Woche. „Das ist recht flexibel, man bekommt immer einen Plan für zwei Monate. So, und jetzt hängen wir fest.“ Auf dem Kahlen Asten ist kein Durchkommen mehr. Der Bus muss zurücksetzen. Bloß: Weiter hinten an der Haltestelle stehen Personen. Obwohl der Wind den Schnee schon waagerecht über die Hochfläche fegt, steigt Quick aus und läuft in ihre Richtung. Findet heraus, ob sie mitwollen. Sie wollen nicht. Erst an der Kappe steigt der nächste Passagier zu.

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