Brilon. . Erste gleichgeschlechtliche Ehe der Stadt: Paar hat seine Lebenspartnerschaft beim Standesamt umwandeln lassen. Sie wollen ein Zeichen setzen.

Zu einer eingetragenen Lebenspartnerschaft hatten sie sich schon entschieden, jetzt konnten sie sich endlich trauen lassen: Stefan Feldmann und Werner Brüne sind das erste gleichgeschlechtliche Ehepaar in Brilon. „Wir wollten der Sache einen runden Abschluss geben“, erklärt Stefan Feldmann die Entscheidung.

Da sie am 30. Oktober 2014 bereits ihre eingetragene Lebenspartnerschaft schlicht gefeiert hatten, hielten sie die standesamtliche Eheschließung am 9. November ebenfalls ganz klein. „Das Datum haben wir bewusst gewählt, da es der Tag der Reichspogromnacht ist und somit der Tag der Verfolgten“, erklärt Stefan Feldmann.

Durch die Hochzeit haben die beiden in allen Situationen dieselben Rechte wie heterosexuelle Paare auch. „Wir haben das ebenfalls gemacht, damit andere den Mut bekommen, das auch zu tun“, bekräftigt Feldmann. Ihnen sei wichtig gewesen, keine Partnerschaft ohne Liebe einzugehen: „Ich bin ein geradliniger Mensch und wir gehen lieber den ehrlichen als den unehrlichen Weg“, sagt Feldmann. Die Liebe offen zu leben, ist ihnen nicht immer leicht gefallen: „Wir sind beide konservativ erzogen worden“, erklärt Feldmann.

Lange Partnerschaft zuvor

Fast neun Jahre sind beide schon zusammen – seit Januar 2009. „Und wir sind seit dem Tag auch zusammen geblieben“, sagt Feldmann. Was Werner Brüne an seinem Mann besonders schätzt? „Dass wir uns aufeinander verlassen können und uns einfach ergänzen.“

Feldmann war sich sicher, dass die „Ehe für Alle“ in Deutschland irgendwann eingeführt wird. „Ich habe immer mit gutem Gefühl gedacht: Das wird schon kommen – meine Partei war ja auch dafür“, sagt Feldmann, der in der SPD-Fraktion in Brilon in der Vergangenheit aktiv war.

Er betont aber auch, dass Deutschland in der Europäischen Union spät dran gewesen sei – tatsächlich hatten die Niederlande die gleichgeschlechtliche Ehe bereits 2001 eingeführt. Auch in den Ländern Belgien, Spanien, Norwegen, Schweden, Portugal, Dänemark, Island, Frankreich, Großbritannien, Irland, Luxemburg, Malta und Finnland ist sie bereits erlaubt.

Der Verfassungsgerichtshof in Österreich erklärte vergangene Woche, dass die Gesetze gegen eine gleichgeschlechtliche Ehe diskriminierend seien. Deshalb dürfen ab 2019 auch dort homosexuelle Paare heiraten.

Vorgelebte Toleranz wichtig

Vor allem auf dem Land haben es homosexuelle Paare nicht immer leicht, weiß Stefan Feldmann: „Es kommt sehr drauf an, in welcher Gegend man lebt.“ Oftmals sei es Hilflosigkeit der Menschen, die mit der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft nicht vertraut seien. „Denn erst, wenn etwas gelebt wird, ist es bald darauf normal“, bekräftigt Feldmann. Normen und Werte seien von der Gesellschaft gemacht und diese könne sie auch wieder verändern. Vorgelebte Toleranz in der Familie sei dabei sehr wichtig.

Zahlen im Altkreis

In Olsberg, Medebach und Hallenberg wurden noch keine gleichgeschlechtlichen Ehen oder Lebenspartnerschafts-Umwandlungen durchgeführt.

In Brilon sind Feldmann und Brüne bisher die einzigen gleichgeschlechtlichen Eheleute.

In Winterberg hat eine Umwandlung stattgefunden.

In Marsberg wurde eine gleichgeschlechtliche Ehe geschlossen.

Feldmann und Brüne wollen mit ihrer Offenheit auch dieses gesellschaftliche Tabu knacken. „Der Liebe ist es egal, in welcher Hülle sich die Seele befindet, sie überwindet alle Hindernisse und Schranken“, sagt Feldmann. Was er sich für die Zukunft wünscht? „Das es eine ehrliche Offenheit gibt.“

Vor allem auch, dass die Kirche sich dem Thema gegenüber nicht mehr verschließe. „Offenheit fängt auch in der Kindererziehung an – man sollte ihnen von vorneherein alle Möglichkeiten zur körperlichen und geistigen Entwicklung lassen“, betont Feldmann.

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