Marsberg. . Der Tierschutzverein Marsberg ist verärgert, weil ihm die Stadt ein Grundstück bei Westheim für eine Hunde-Auffangstation verwehrt.

Der Tierschutzverein Marsberg möchte eine Auffangstation für Schäferhunde bauen. Die Pläne liegen fertig im Schreibtisch, die Finanzierung ist dank Sponsoren gesichert. Aber Verein und Stadt werden sich in puncto Grundstück nicht einig. Dabei gibt es aus Sicht der Tierschützer durchaus eine geeignete Fläche. An der Stelle sei das Vorhaben aber „politisch nicht gewollt“, so die Antwort aus dem Rathaus.

Pläne liegen fertig im Schreibtisch

Bereits im Juni 2016 berichtete unsere Zeitung über das ambitionierte Vorhaben des Vereins. Schon damals suchten die Tierschützer ein größeres, erschlossenes Grundstück im Raum Marsberg. Momentan werden die vierpfotigen Schützlinge in Pensionen oder Pflegestellen untergebracht. „Das geht zum Teil bis nach Siegen, Bremen oder Frankfurt“, schildert die Vorsitzende Elke Heinemann. Der Bedarf an Unterbringungsplätzen für Hunde in Not (speziell für Schäferhunde) hat jedoch stark zugenommen. „Unsere Kapazitäten reichen nicht mehr aus“, sagt Vorstandsmitglied Peter Schreckenberg. Und er hat einmal hochgerechnet: Mit einer eigenen Station könnte der Verein im Jahr 10 000 Euro einsparen.

Keine Konkurrenz zum Tierheim

Zwischen 70 und 80 Hunde betreuen die Marsberger pro Jahr. Meist sind es Tiere, die ein schweres Los gezogen haben. Europaweit haben sich die Tierschützer einen Namen gemacht und Kontakte aufgebaut. Aber auch wenn die Polizei nachts anruft, weil ein Fundhund übernommen werden muss, stehen die Tierschützer bei Fuß und kümmern sich. Sie tun das aus Überzeugung und bekommen von der Stadt keine finanzielle Unterstützung. Heinemann: „Die brauchen wir auch künftig nicht; es wäre ein Zeichen des guten Willens, wenn man uns bei einem geeigneten Grundstück helfen würde.“ Ausdrücklich versteht sich der Verein mit seinem Projekt nicht als Konkurrenz zum Tierheim in Brilon.

In Westheim haben die Tierschützer an der Diemel ein Grundstück gefunden. Es grenzt unmittelbar an das Gelände der Kläranlage an, hat rund 5000 Quadratmeter Fläche, und dort ließe sich die Auffangstation mit 12 Plätzen, plus vier Plätzen für eine Pflege- bzw. Quarantäne-Station gut realisieren. „Mitten auf dem Gelände steht ein hoher Hochspannungsmast, so dass die Möglichkeiten der anderweitigen Bebauung ohnehin eingeschränkt sind. Und nebenan ist die Kläranlage“, beschreibt Peter Schreckenberg die Fläche, die seiner Ansicht nach für eine Industrieansiedlung weniger, für eine Hundestation aber sehr wohl geeignet wäre.

Verein kritisiert Stadt

„Denken Sie groß – 60 000 Quadratmeter sofort, 450 000 perspektivisch und zentral in Deutschland“, so wird das Gewerbe- und Industriegebiet in Westheim auf der Homepage des Vereins für Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung umworben. „Warum kann man uns dann nicht eine Fläche für den Tierschutz überlassen?“, fragt sich Peter Hillebrand vom Verein. Die Tierschützer sind verärgert, dass die Stadt ihnen das Grundstück nicht abtreten möchte, der Bebauungsplan für das Gewerbegebiet im Gegenzug aber viele andere Nutzungsmöglichkeiten offen lässt. Elke Heinemann: „Ich war entsetzt darüber, dass die Stadt an der Stelle u.a. einer Massentierhaltung von Hähnchen, Kälbern und Schweinen sowie deren Schlachtung den Vorzug gibt. Der Tierschutz ist an der Stelle ,politisch nicht gewollt’. Wie sich das anhört! Und leider kann man uns kein anderes Grundstück anbieten.“ Seit 2006 suche die Stadt Interessenten für das Gewerbegebiet. Heinemann: „Bislang ist alles unbebaut.“

Petition an den Landtag geschickt

Unterdessen hat der Tierschutzverein eine Petition an den Landtag NRW gerichtet und um Unterstützung gebeten, dieses Projekt doch noch zu realisieren. Aufgrund der Vielzahl von Anfragen kann es aber einige Monate dauern, bis der Ausschuss das Thema behandelt.

„Unterstützung von Massentierhaltung ja, Unterstützung eines Tierschutzvereins nein?“, heißt es provokant in dem Schreiben an den Petitionsausschuss. Außerdem erklärt der Verein darin: „Der Bodendenkmalschutz, der in dem vorgenannten Gebiet berücksichtigt werden muss, spielt aus bautechnischen Gründen bei unserem vorgesehenen Projekt keine Rolle.“

Weiter heißt es: „Uns stehen Stiftungen bzw. private Sponsoren bei der Finanzierung des Projektes zur Seite, die wir seit langem um Geduld bitten müssen. Irgendwann werden sich diese Sponsoren jedoch anderen Vorhaben zuwenden. Öffentliche Gelder werden für die Umsetzung unseres Vorhabens nicht benötigt.“

Als Industriegebiet festgelegt

Marsbergs Bürgermeister Klaus Hülsenbeck sieht den Fall so: „Bei dem vom Tierschutzverein ins Auge gefassten Gelände handelt es sich um planfestgestelltes Industriegebiet. Direkt nebenan wird sich, nach Abschluss der archäologischen Grabungen, auf rund 40 000 qm produzierendes Gewerbe ansiedeln. Und die Stadt Marsberg hofft, dass dann weitere Firmen an Flächen interessiert sind. Schon jetzt haben wir immer wieder Anfragen. Unsere Priorität liegt ganz klar in diesem Bereich.“

Die Liegenschaftsabteilung sei aber bemüht, eine andere Fläche zu finden. Dieses gestalte sich aber sehr schwierig. Hülsenbeck: „Bisher haben wir noch keinen Erfolg, bleiben aber am Ball.“

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