Winterberg. . Ein Meilenstein für Flüchtlinge auf dem Weg in ein selbstständiges Leben ist eine Arbeitsstelle. Doch viele scheitern noch an Sprachproblemen.

  • 9. Runder Tisch Willkommenskultur diskutierte besonders die berufliche Integration
  • Viele Flüchtlinge haben wegen Sprachschwierigkeiten Probleme, Arbeit zu finden
  • Handwerkskammer und IHK haben eigene Integrationslotsen, die weiterhelfen können

Es geht voran mit der Integration von Flüchtlingen in Winterberg – aber es gibt auch noch Hürden, die Hilfesuchenden und Helfern das Leben schwer machen. Das war das Fazit des neunten Runden Tischs Willkommenskultur, der jetzt im Rathaus stattfand.

Rund 30 Bürger, viele davon ehrenamtliche Flüchtlingshelfer, diskutierten mit Vertretern von Stadt, Kreis, Kirche und Arbeitgebern.

Zunächst lieferte Martin Klaholz vom Sozialamt der Stadt Zahlen und Fakten zur Situation (siehe Kasten). „Unterm Strich ist die Entwicklung sehr positiv, auch auf dem Arbeitsmarkt“, so sein Resümee.

Integrationslotsen helfen

Danach stellten sich Roland Lenz und Angela Schlüter vor, die Integrationslotsen der Handwerkskammer Südwestfalen und der IHK Arnsberg Hellweg-Sauerland. Das Projekt Integrationslotsen wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert; die Lotsen sollen Ansprechpartner in allen Fragen rund um Arbeit, Ausbildung und Praktikum sein – für Firmen, Geflüchtete und Ehrenamtliche.

Arbeits- und Wohnsituation der Flüchtlinge in Winterberg

  • 115 Asylbewerber leben derzeit insgesamt in Winterberg. Anfang 2016 waren es noch 303. 85 dieser Asylbewerber sind männlich, 30 weiblich. 33 dieser Asylbewerber minderjährig; davon die meisten schulpflichtig. 28 Herkunftsländer sind vertreten.
  • 127 Personen leben als anerkannte Asylbewerber in Winterberg. Das heißt, sie dürfen beispielsweise ohne Einschränkung arbeiten. 97 dieser anerkannten Asylbewerber leben inzwischen in selbst angemieteten Wohnungen, 30 leben noch in städtischen Wohnungen.
  • 45 Arbeitsstellen werden derzeit von Asylbewerbern oder anerkannten Asylbewerbern besetzt, davon: 31 sozialversicherungspflichtige Stellen, 13 Minijobs und ein Ausbildungsplatz.

„Meist läuft es so, dass Betriebe sich bei uns melden – meist kleine und mittlere. Sie würden gern einen Flüchtling einstellen und wollen sich erkundigen, was sie dabei beachten müssen“, erklärte Schlüter. Oft geht es dabei um Fragen z.B. zur Arbeitserlaubnis.

Die zweite große Zielgruppe sind die Migranten selbst. Auch sie wenden sich an die Lotsen. „Dann lade ich die Leute ein und mache mir ein Bild von ihren Sprachkenntnissen und ihrem Vorwissen“, so Schlüter. „Danach versuche ich, nützliche Kontakte für sie herzustellen.“

Auch ehrenamtliche Flüchtlingshelfer könnten sich mit ihren Fragen an die Lotsen wenden – vorausgesetzt, sie befassen sich mit dem Thema berufliche Integration. Eine Tatsache, die nicht überall im Ehrenamt bekannt zu sein scheint. „Viele haben sich große Mühe gegeben, sich das nötige Fachwissen anzueignen. Nur um später festzustellen: Es gibt Fachleute dafür“, wie eine Helferin kritisch anmerkte. Sie wünsche sich mehr Transparenz bei den Angeboten.

Lebensunterhalt

Nicht nur das Ehrenamt, auch die Kommunen seien teilweise überlastet, kritisierte Bürgermeister Werner Eickler. Ein Problem sei die Fürsorge für die sog. Geduldeten. Geduldete sind Menschen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, deren Abschiebung aber ausgesetzt ist – z.B. wegen Krankheit oder weil sie keine Papiere besitzen. In Winterberg sind das derzeit 28 Personen. „Für diese Menschen bekommen wir von Land und Bund keinen Euro“, so Eickler.

Eigenständiger Broterwerb ist längst nicht jedem Flüchtling möglich; die Regelungen sind kompliziert. Eine uneingeschränkte Arbeitserlaubnis haben nur anerkannte Asylbewerber. Wenn Geflüchtete in der hiesigen Region Arbeit finden, dann meist im Gastgewerbe. Die Industrie zeige sich weniger offen, resümierte Integrationslotsin Schlüter. Die Ansprüche an die Sprachkenntnisse seien dort oft hoch. „Es ist doch interessant,“ merkte eine Teilnehmerin an, „dass die Industrie das Problem Deutschkenntnisse nur bei regulären Bewerbungen sieht – als Zeitarbeiter sind diese Menschen hingegen dort gern gesehen.“

Um die Sprache als das A und O der Integration ging es immer wieder. Er selbst habe in den Siebzigern nur einen Vier-Wochen-Deutschkurs bekommen, erzählte ein Teilnehmer. „Danach ging es in den Betrieb!“ Auch andere im Plenum merkten kritisch an, warum so viel vom Bestehen der Deutschprüfungen abhänge – und nicht öfter Lernen im Alltag und bei der Arbeit möglich sei.

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