Brilon. . Zum 800-jährigen Stadtjubiläum, das im Jahr 2020 gefeiert wird, soll eine vierbändigen Buchreihe erscheinen. Band 1 ist jetzt erschienen.

  • Zum 800-jährigen Stadtjubiläum, das 2020 in Brilon gefeiert wird, erscheint eine vierbändige Buchreihe
  • Statt einer chronologischen Aufzählung von Ereignissen, werden thematische Schwerpunkte gesetzt
  • Der erste Band, der sich mit dem Thema Geschichte beschäftigt, ist jetzt präsentiert worden

Mit einer vierbändigen Buchreihe flankiert die Stadt Brilon ihr 800-Jahr-Jubiläum in 2020. Dabei handelt es sich nicht um eine klassische Chronik oder Chronologie, wie sie zum 750-jährigen Bestehen der Stadt im Jahr 1970 herausgegeben wurde. Vielmehr habe sich das Autorenteam vorgenommen, die „Stadtgeschichte weiter zu schreiben“ und dabei „auf Themen fokussiert, von denen wir annahmen, dass sie Interesse finden“. So Bürgermeister Dr. Christof Bartsch bei der Vorstellung des ersten Bandes. „Es gibt nicht die eine Stadtgeschichte“, betonte Carsten Schlömer, Historiker und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Haus Hövener: „Die Perspektiven wechseln und unterscheiden sich im Lauf der Zeit.“ Die Buchreihe soll die Leser, so Schlömer, „einladen, selbst auf Spurensuche zu gehen“. Entsprechend ist die vierbändige Ausgabe konzipiert und jeder Band in sich thematisch aufgearbeitet.

Erster Band liegt vor

Der erste Band befasst sich in fünf Kapiteln mit dem Themenkreis Geschichte, der zweite (Erscheinungstermin: November 2018) mit Menschen, die Brilon Spuren hinterlassen haben, der dritte (November 2019) soll ein Bildband werden und der vierte (Frühjahr 2020) stellt die Stadt des Waldes in den europäischen Kontext. Schließlich feiert Brilon vom 4. bis 7 Juni 2020 nicht nur Stadtjubiläum, sondern richtet auch die 40. Int. Hansetage aus und erwartet Teilnehmer aus 16 Nationen.

Autoren des ersten Bandes sind Bürgermeister Dr. Christof Bartsch, Carsten Schlömer, Kreis-Archivar Norbert Föckeler, ein Briloner Urgestein, und ein „Buiterling“, der Geschichts- und Sozialwissenschaftler Dr. Christoph Thüer, der diese Fächer am Gymnasium Petrinum unterrichtet.

Eine Bestandsaufnahme

Bürgermeister Dr. Bartsch befasst sich in dem Kapitel „Brilon 2017 - Eine Bestandsaufnahme“ zum einen mit Zahlen und Fakten aus und über die Stadt und ihre Dörfer. Denn mit der kommunalen Neugliederung 1975 erhielt Brilon fünf Jahre nach ihrer 750-Jahr-Feier ja einen neuen Zuschnitt. Das Zusammenwachsen sei gelungen, und - so Dr. Bartsch - „bei allen anfänglichen Schwierigkeiten und Gewöhnungsprozessen bietet sich heute das Bild eines attraktiven und vielfältigen Lebensraumes für alle Generationen“. Eine florierende Wirtschaft, so Dr. Bartsch, sei „Grundlage für eine vitale und wirtschaftsfähige Stadt“. So manchem werden die Nolte-Pleite und ihre Folgen sowie die Kontroverse um die Egger-Ansiedlung in den mittlerein bzw. späten 80-ern noch in Erinnerung sein.

Eine Stadtgeschichte

Carsten Schlömers Beitrag beginnt lange vor der Stadtgründung, nämlich im 9. Jahrhundert, in dem Menschen - siehe die jüngst am Derkerborn entdeckte 29 m lange und 9 m tiefe Grube - in der Region Spuren hinterlassen haben. Schlömer beleuchtet die Historie mit ihren Höhen und Tiefen, er erzählt vom Glanz der Hanse, von Hunger, Hexenverfolgung und Pest und von den politischen und konfessionellen Entwicklungen. „Brilon zu verstehen“, sagt er, „heißt auch, die übergeordnete westfälische Geschichte zu kennen.“

Erzbischof Engelbert I.

Kreisarchivar Norbert Föckeler stellt Leben und Wirken des Stadtgründers vor. Engelbert I. von Berg (1185 - 1225) hatte sich sechsmal in Westfalen aufgehalten. Das Gebiet der Stadt Brilon erwarb er von den Brüdern Gernand und Hermann von Brilon, die das Land ihrerseits als Lehen der Grafen von Waldeck und Afterlehen der Paderborner Kirche erhalten hatten. Das führte zum Zwist mit Paderborn, den der spätere Kölner Erzbischof Konrad damit beendet, indem er 1255 den Paderborner Bischof Simon gefangen nahm, der ein Jahr später auf seinen Anspruch auf Brilon verzichtete.

Hanse und Handel

Dr. Christoph Thüer untersucht die wirtschaftliche Bedeutung der Hanse für die mittelalterliche Stadt und deren Einfuss auf das Selbstverständnis und Selbstbewusstsein ihrer Kaufleute und Bewohner. Vor allem die Pflege der Geschäftsbeziehungen in der Region, etwa im Radius bis Soest, waren prägend; Fernhandel setzte erst im frühen 17. Jahrhundert ein.

Die NS-Zeit

Das Kapitel über die NS-Zeit, ebenfalls verfasst von Dr. Thüer, bildet den inhaltlichen Schwerpunkt des Bandes. Das liegt vor allem an der Fülle von Bildern aus dem Fundus des Stadtmuseums Haus Hövener. Bilder von nationalsozialistischen Aufmärschen, fröhlichen Festen, Uniformierte mit breiter Brust - vaterländische und völkische Propaganda pur. Dr. Thüer zeigt auf, wie sich der nationalsozialistische Zeitgeist auch in Brilon ausbreitete. Dr. Thüer: „Wir finden hier nicht den einen Dämon des Bösen, sondern viele kleine Entwicklungen wie anderswo auch.“ Fazit: Lesenswert! Folgen Sie uns auf facebook