Winterberg. . Schwangere und junge Mütter in Winterberg und Umgebung haben eine neue Ansprechpartnerin. Hebamme Lena Löffler hat ihre erste Praxis eröffnet.

  • Lena Löffler bietet Begleitung vor und nach der Geburt
  • Anwesend sein bei Geburten kann sie nicht - die Versicherungskosten sind zu hoch
  • Große Liebe zum Beruf, aber die Politik erschwert die Ausübung des Jobs

Wenn Lena Löffler als Kind ihren Berufswunsch in einem Freundebuch angeben sollte, dann schrieb sie dort immer „Hebamme“. Dieses Berufsziel hat die Niedersfelderin schon vor einigen Jahren erreicht, nachdem sie erst Krankenschwester wurde und anschließend die Ausbildung zur Hebamme in Paderborn nachzog.

Herzenswunsch

Jetzt hat sie sich einen zweiten Herzenswunsch erfüllt: eine eigene Hebammenpraxis. Ab sofort haben alle werdenden und frischgebackenen Mütter in der Poststraße 2 in Winterberg eine neue Anlaufstelle für ihre Fragen rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett.

Bis vor einigen Wochen befand sich hier eine Immobilienvermittlung. Jetzt ist alles frisch renoviert und auf die Bedürfnisse einer Hebammenpraxis angepasst. Neben einem großen Raum mit weichen Gymnastikmatten für Vorbereitungskurse, Rückbildung oder Babymassage gibt es ein separates Zimmer für Beratungen und Vorsorge-Untersuchungen sowie einen Wehenschreiber.

Akupunkturbehandlung

Zusätzlich bietet Lena Löffler Kinesio-Taping gegen Rücken-Beschwerden oder Wassereinlagerungen an, ab dem nächsten Jahr auch Akupunktur-Behandlungen. Im Schwimmbad von Haus Nuhnetal leitet sie Aquafitnesskurse für Frauen vor der Geburt und als Aufbau-Kurs nach der Rückbildung. Außerdem plant sie für die Zukunft zusammen mit der kfd Niedersfeld ein Beckenboden-Training für alle Altersgruppen.

Halbtags im Krankenhaus

Mit 26 Jahren ist Lena Löffler noch vergleichsweise jung, doch sie hat bereits eine Menge Berufserfahrung. Sie arbeitet seit drei Jahren im Krankenhaus Paderborn, wo pro Jahr rund 2000 Babys geboren werden, darunter viele nach Risiko- oder Mehrlingsschwangerschaften. Auf der Geburtsstation dort ist sie neben ihrer Praxis auch weiterhin in Teilzeit tätig. Hierdurch hat sie häufig mit Schwangerschaftsproblemen wie HELLP-Syndrom, Diabetes oder Bluthochdruck zu tun.

Kontaktmöglichkeiten

Weitere Informationen zur neuen Hebamme und ihrer Praxis gibt es telefonisch bei Lena Löffler unter 01 51-23 55 98 02, per E-Mail an mail@lenalöffler.de und auf der Internetseite der neuen Praxis, www.lenalöffler.de.
Unter diesen Kontaktdaten haben Frauen auch die Möglichkeit, sich zu Beratungen und Kursen anzumelden.

Beleggeburten nicht möglich

In Zeiten, in denen freiberuflichen Hebammen durch die ständig steigenden Haftpflicht-Versicherungsbeiträge das Leben schwer gemacht wird und viele deshalb aufgegeben haben, ist der Schritt in die Selbstständigkeit mutig. Auch Lena Löffler musste diesen Umständen Tribut zollen – sie kann keine Beleggeburten anbieten: „Ich habe hin und her gerechnet, aber ich kann es einfach nicht finanzieren.“

Die Versicherungsbeiträge für Geburtsbegleitungen liegen im Schnitt zehn Mal so hoch wie die Beiträge für Hebammen, die keine Geburten begleiten. „Dass ich bei den Geburten nicht dabei sein kann, finde ich unheimlich schade, denn eine individuelle 1:1-Betreuung ist so wichtig für die Frauen.“

Handwerk

Kritisch sieht Lena Löffler deshalb die Tendenz in manchen Städten zu Wochenbett-Ambulanzen, in die Frauen nur wenige Tage nach der Geburt kommen oder dort anrufen sollen – anstatt wie früher von Hebammen zu Hause besucht zu werden. Die Frauen haben keine Hebamme vor Ort gefunden und die Krankenkasse spart dadurch Fahrtkosten.

„Der Hebammen-Beruf ist ein Handwerk, er lässt sich nicht telefonisch oder in Massenabfertigung erledigen. Manchmal reicht es ja auch schon, dass man einfach nur da ist, zuhört und den Müttern nach der Geburt in ihrem Hormontief Mut macht. Wenn die Politik nichts ändert, gibt es uns bald nicht mehr.“

Das lässt sich auch ganz klar an Fakten ablesen, wie Lena Löffler berichtet: An der Hebammenschule in Paderborn sind die Zahlen der Bewerberinnen innerhalb weniger Jahre von rund 1200 auf 200 bis 300 zurückgegangen.

Die Frauen aus Winterberg und Umgebung haben mit Lena Löffler jetzt eine neue Ansprechpartnerin. Ab der 24. Schwangerschaftswoche empfiehlt sie die Teilnahme an einem Geburtsvorbereitungskurs, der auch einen Partner-Abend beinhaltet. Sie freut sich jedoch, wenn sie die werdenden Mütter schon früher kennenlernt: „Je besser ich weiß, wie eine Schwangerschaft läuft und eine Frau tickt, desto besser können wir gemeinsam sehen, was Mama und Baby gut tut.“

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