Hochsauerlandkreis. . Vor einem viertel Jahrhundert nahm im Hochsauerland die Energiewende Gestalt an. Das erste Windrad wurde nah des Briloner Flugplatzes errichtet.
- 134 weitere sind bereits genehmigt oder befinden sich zurzeit im Antragsverfahren
- Hallenberg, Medebach und Arnsberg haben auf Ausweisung von Vorrangflächen verzichtet
- Im benachbarten Hochstift boomen die erneuerbaren Energien auf einem ganz anderen Niveau
Die Wiege der Windkraft im Hochsauerland liegt am Thülener Kreuz bei Brilon unmittelbar an der B7 und unweit des Flugplatzes - und ist dort immer noch in Betrieb. Am 2. Dezember 1991 erteilte der Hochsauerlandkreis dem dort angesiedelten Landwirt die Genehmigung zum Bau eines Windrads: ein Gittermast von 37,24 m Höhe, Rotoren von 13,5 m Länge und eine Leistung von 200 kw. Die heutigen Anlagen leisten drei Megawatt und mehr.
229 m hoch bis zur Flügelspitze soll ein Windrad am Stemmel bei Thülen werden, für das beim Kreis ein Bauantrag vorliegt. Gerade einmal bis zur Flügelspitze 21 m hoch ist das kleinste Windrad des Kreises. Das dreht sich seit Mitte der 90er Jahre auf Medebacher Stadtgebiet auf einem Hof unmittelbar an der Landesgrenze in der Nähe von Hillershausem. Leistung: 55 kw.
In Küstelberg gibt es einen Exoten: das aus gleicher Zeit dort betriebene Windrad des Caritasverbandes hat nur zwei Rotorblätter. Es liefert gerade einmal 75 kw. In Hallenberg dreht sich lediglich ein Windrad, ebenfalls aus jenen Jahren. Winterberg ist noch windkraftfreie Zone. Grund für den dünnen Besatz: Die Politik hat den Tourismus (im Raum Winterberg) und den Naturschutz (Medebacher Bucht) in dieser Region bisher priorisiert.
Konzentration im Raum Marsberg und Brilon
Massiv sichtbar ist die Energiewende im Raum Marsberg und Brilon. Dort dreht sich das Gros der kreisweit bisher 125 betriebenen Windräder. Und auch der überwiegende Teil der darüber bereits genehmigten und bisher auch beantragten Anlagen steht dort. Auf dem Sintfeld zwischen Bad Wünnenberg und Meerhof nahm der damalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Bündnis 90/Grüne) 2001 den damals größten Binnenwindpark Europas in Betrieb. Mittlerweile stehen dort kreisübergreifend rund 120 Windräder.
Jenseits der Kreisgrenze knubbeln sich die Anlagen. So laufen auf Bad Wünnenberger Stadtgebiet 104 Windräder, in Lichtenau sind es sogar 165 - und der Ausbau geht weiter. Rund 75 weitere sollen, Stand heute, dazukommen. Insgesamt sind im Kreis Paderborn derzeit 484 Windräder in Betrieb, 167 weitere stehen in den Büchern.
Lichtenau nennt sich „Energiestadt“
Die meisten HSK-Kommunen haben im Rahmen der früheren Regionalplanung die im Energiebereich geforderten Windvorrangzonen ausgewiesen. Lediglich Arnsberg, Hallenberg und Medebach haben davon Abstand genommen. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Interesse der Investoren an Standorten in der Region angesichts sinkender Einspeisevergütungen und zunehmenden lokalen Widerstandes entwickelt.
Da sind jetzt die Hausjuristen gefragt, wenn es darum geht, Standorte der als privilegiert geltenden Vorhaben zu- oder abzuweisen. So hartnäckig, wie sich - aus gutem Grund - die Tourismus-Hochburgen rund um den Kahlen Asten gegen die Verspargelung der Landschaft stemmen, so bereitwillig nutzen jenseits der Kreisgrenze manche Kommunen in den strukturschwächeren Teilen des Hochstiftes seit langem die Windkraft als Chance. Lichtenau, gerade einmal 10000 Einwohner auf 190 qkm, bezeichnet sich mittlerweile als „Energiestadt“.
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