Brilon. . Ein Mann stellt Bilder und Videos von mutmaßlichen Einbrechern ins Netz. Die Fotos verbreiten sich rasant. Die Aktion wird kontrovers diskutiert.

  • Der 27 Sekunden lange Film zeigt mutmaßlich zwei Einbrecher in der Bahnhofstraße
  • Die Bilder der Tatverdächtigen werden fast 1200 Mal bis Montagabend geteilt
  • Briloner Rechtsanwalt und Strafverteidiger Josef Mühlenbein kann die Aktion nachvollziehen

Der unmaskierte Mann springt von einer Brüstung herab – hinein ins Feld der Aufzeichnung. Sein Blick führt direkt in die Linse der Videokamera. Er nimmt einen Beutel von einem anderen Mann entgegen und dreht sich weg. Dann springt der zweite Mann ins Blickfeld der Kamera. Zusammen gehen sie seelenruhig fort.

Bilder fast 1200 Mal bis Montagabend geteilt

Der 27 Sekunden lange Film zeigt mutmaßlich zwei Einbrecher, die am Freitag zwischen 19.45 und 20.10 Uhr in ein Mehrfamilienhaus in der Briloner Bahnhofstraße eingebrochen sind. Das Einbruchsopfer Marco Hädicke stellte das Video und Fotos bei Facebook ein:


Mit dieser Nachricht bitten wir um Mithilfe. Bei uns ist gestern Abend ca. 20.00 Uhr eingebrochen worden. Ort Bahnhofstraße, Nähe Pizzeria Pie. Durch ein Video & Foto haben wir ein Bild von den Tätern. Wer kennt diese Person?? Vielen Dank für eure Hilfe.

Die Bilder gehen viral im Netz. Fast 1200 Mal werden sie bis Montagabend geteilt. Die Aktion ist umstritten. „Durch das posten und teilen dieser Bilder wird das ,Recht am eigenen Bild’ verletzt“, schreibt ein Nutzer und ergänzt: „Solche Bilder gibt man der Polizei und lässt die ihren Job machen.“ Es gibt aber auch Zuspruch. „Hoffentlich wird er auf dem Video erkannt und geschnappt. Ich habe den Beitrag geteilt“, schreibt einer oder „Hier geht Opferschutz vor Täterschutz. Solche Täter haben kein Recht mehr auf Persönlichkeitsschutz.“

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Das sagt ein Rechtsanwalt aus Brilon

Die Wohnungen in der Bahnhofstraße in Brilon stehen verhältnismäßig häufig im Fokus von Einbrechern. „Hier werden die Gebäude doch reihenweise aufgebrochen. Zum Teil am helllichten Tag“, sagt Josef Mühlenbein. Der Briloner Rechtsanwalt und Strafverteidiger hat vor einigen Jahren die Aktion „Steckbrief HSK“ ins Leben gerufen. Er veröffentlicht Fahndungsaufrufe der Polizei und lobt Belohnungen aus für Hinweise, die zur Verurteilung der Täter führen. „Ich würde es genauso machen“, sagt Mühlenbein. Wenn die Aufnahmen allein das private Grundstück zeigen und keine öffentliche Verkehrsfläche, sei es aus seiner Sicht moralisch legitim die Einbrecher auch öffentlich in den Sozialen Medien zu zeigen. „Rein rechtlich gesehen wird das Recht am eigenen Bild verletzt“, räumt der Jurist ein, „aber der Täter wird das wohl kaum bei der Polizei einklagen.“ Ob die Sequenzen vor Gericht verwertbar seien, sei eine Einzelfallfrage. „Auch in Deutschland gilt der Grundsatz der Früchte des vergifteten Baumes“, so Mühlenbein – illegal gewonnene Beweise werden im Prozess nicht verwertet. Aus seiner Sicht müsse es in Deutschland aber einfachere Mittel der Öffentlichkeitsfahndung geben. „Es kann nicht sein, dass Beweismittel aus falsch verstandenem Datenschutz nicht genutzt werden dürfen. Da werden die Falschen geschützt.“

Eine Spur gibt es nach der privaten Facebook-Fahndung bereits. Laut Joachim Hädicke, dem Vater des Einbruchsopfers, führt ein Hinweis in den westlichen Hochsauerlandkreis.

So entstand die Videoaufnahme von den Verdächtigen

Sein Sohn ist gerade auf Geschäftsreise. Die Videokamera ist in der Haustürklingel installiert. Wird sie betätigt, beginnt die Kameraaufzeichnung und der Hausbewohner erhält eine Meldung auf sein Handy. Er kann nachschauen, wer an der Tür steht, Sprachkontakt aufnehmen und so suggerieren, dass er an der Sprechanlage im Haus steht. Potenzielle Einbrecher werden so abgeschreckt, da sie in der Regel vermeiden, mit Bewohnern in Kontakt zu kommen. „Mein Sohn war aber unglücklicherweise beschäftigt und konnte nicht an sein Handy gehen. Die Einbrecher hatten wahrscheinlich geklingelt, um zu prüfen, ob jemand zu Hause ist“, sagt Joachim Hädicke.

Die Täter stiegen also gegen 20 Uhr über ein schmales Fenster ein und gelangten in den Flur. Dort brachen sie Wohnungstüren auf. Etwa 20 Minuten hielten sie sich in dem Haus auf. Sie nahmen Bargeld und Schmuck mit und steckten die Beute in die Tasche. Dass sie bei ihrem Einbruch gefilmt werden, haben sie wohl kaum vermutet.

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