Nehden. . Josef Raulfs Garten bietet eine breitgefächerte Ernte. Der Nehdener Hobbygärtner gibt wichtige Tipps für Gemüse- und Obstanbau im Winter.
In dem knorrigen Birnbaum in Josef Raulfs Garten hängen noch einige Früchte. Die Wiese unter den Ästen ist mit Fallobst übersät. „Es ist eine gute Zeit, um Obstbäume zu pflanzen“, sagt Hobbygärtner Raulf. Bis die dann mal so stattlich sind, wie sein Birnbaum, dürfte es aber viele Jahrzehnte brauchen. „Ich schätze, dass der Baum mindestens so alt ist wie mein Elternhaus und das wurde 1909 gebaut“, so Josef Raulf.
Sein Wissen über Obst, Gemüse und Landwirtschaft hat der Nehdener auch von seinen Eltern vermittelt bekommen. „Ich bin kein Profi, aber über die Jahre hat man so einiges übernommen und gelernt.“ Die WESTFALENPOST hat der Nebenerwerbslandwirt mit in seine grüne Oase genommen und erklärt, was es im Obst- und Gemüsegarten in der kalten Jahreszeit zu beachten gibt.
Die Vorbereitung
„Viele Gärten sind jetzt schon umgegraben für den Frühling“, erklärt Josef Raulf. Er lässt die Pflanzen auf seinem Gemüsebeet noch stehen. „Wenn es allerdings zu viel wird mit dem Unkraut, dann mache ich das raus.“ Das Fallobst auf der Wiese vor dem Gemüsebeet sammelt der Hobbygärtner regelmäßig auf: „Es ist häufig von Schädlingen befallen und die will man im nächsten Jahr ja nicht wieder haben.“ In Frostnächten deckt er Teile seines Gemüsebeetes mit Decken oder Folie ab. Bis in den Dezember kann der 66-Jährige so noch einige Gemüsesorten ernten. Steht der Winter vor der Tür, mulcht Josef Raulf die abgeernteten Flächen mit Laub. „Im Februar kann man dann meist schon wieder etwas aussäen“, sagt er.
Die Sorten
Mangold, Rote Beete, verschiedene Salatsorten, Weißkohl, Winterrettich und ein asiatisches Wintergemüse: In Josef Raulfs Beet gibt es noch Einiges zu holen. „Ich gehe jeden Tag in den Garten und ernte nach Bedarf – je nachdem, was wir essen wollen“, sagt der 66-Jährige. „Die Äpfel ernte ich, wann immer ein paar schöne, sonnige Tage kommen.“ Die Birnen sammelt Josef Raulf auf, sobald sie vom Baum gefallen sind. „An die ganz oben komme ich gar nicht ran, darüber freuen sich die Vögel“, sagt der 66-Jährige schmunzelnd.
Tieren ein Quartier bieten
Ein naturnaher Garten, wie Josef Raulf ihn hat, ist nützlingsschonend und gut als Quartier für einiges Getier geeignet, bestätigt Werner Schubert. Der Leiter der Biologischen Station Hochsauerlandkreis möchte auch andere Grundbesitzer dazu aufrufen, ihr „eigenes Stückchen Erde“ umwelt- und naturbewusst zu gestalten. „Gerade angesichts des Insektensterbens verstehe ich die Gestaltung von noch naturferneren Gärten in manchen Neubaugebieten einfach nicht“, sagt Schubert. Kiesel, gestylte Bäumchen und Zierrasen: „Sowas ist mir ein Rätsel.“ Werner Schubert hat selbst einen naturnahen Garten, zum Beispiel mit Mauern aus Lesestein, um Insekten, Eidechsen, Blindschleichen oder Igeln etwas zu bieten.
Der Zeitpunkt
Um im Herbst noch Gemüsesorten ernten zu können, müssen Hobbygärtner rechtzeitig im Jahresverlauf mit der Aussaat beginnen. „Die Rote Beete hab ich zum Beispiel Ende Mai gesät, den Endiviensalat im August. Es braucht ja alles seine Zeit“, betont Josef Raulf. „Für wurzelnackte Gehölze ist dagegen jetzt die beste Pflanzzeit.“ Beerensträucher, Apfel-, Pflaumen- oder Birnbäume können von Oktober bis November gepflanzt werden. „Die Böden sind jetzt zum Teil noch warm vom Sommer. Den Sträuchern und Bäumen gelingt es jetzt besser, sich zu verwurzeln“, erklärt Raulf. „Außerdem gibt es noch keine starken Fröste.“
Die Pflege
Gedüngt wird auf den Beeten des Nehdeners so wenig wie möglich. „Wenn dann mit Brennnesseljauche und etwas verrottetem Mist.“ Auch sonst setzt der Nebenerwerbslandwirt auf biologisches und nützlingsschonendes Gärtnern. Igel, Kröten und Insekten sollen sich in seinem grünen Paradies wohlfühlen. „Brennnessel und Ringelblumen kann man zum Beispiel ruhig ausblühen lassen - als Futter für die Insekten“, sagt Josef Raulf. Im Herbstlaub fühlen sich Igel und Kröten wohl. „Die halten mir dann im besten Fall die Schnecken vom Leib.“
Die Verarbeitung
„Die Äpfel lager ich zum Teil kühl ein“, erklärt der 66-Jährige. Bis in den Juni hinein hätten die Vorräte der letzten Ernte gereicht. Ein Teil der Birnen geht an die Destillerie „1113 – Suerlaenner Hof“. Die Reste werden zu Kompott verarbeitet oder getrocknet.
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