Hallenberg. . Eine Alternative zu herkömmlichen Besattungsformen ist der Ruhewald. Die Stadt Hallenberg informiert über die Möglichkeiten vor Ort.
- Die Stadt Hallenberg lädt für Samstag, 21. Oktober, zu einer Führung durch ihren Ruhewald ein
- Der zuständige städtische Mitarbeiter Michael Gamm steht anschließend für Fragen zur Verfügung
- Im Interview erzählt er, warum sich heute immer mehr Menschen für diese Bestattungsform entscheiden
Zu einer Führung durch den Ruhewald in Braunshausen lädt die Stadt Hallenberg für Samstag, 21. Oktober, um 11 Uhr ein. Bürgermeister Michael Kronauge wird die Gäste begrüßen und den Ruhewald vorstellen. Der städtische Mitarbeiter Michael Gamm, zuständig für den Bereich Friedhofs- und Bestattungswesen, steht anschließend für alle Fragen um Baumauswahl, Verträge und Bestattungen im Ruhewald zur Verfügung.
Herr Gamm, warum entscheiden sich Menschen für den Ruhewald?
Die Gründe hierfür sind vielfältig: Der demografische Wandel, die Zunahme von kinderlosen Familien und Lebensgemeinschaften, sowie die Abwanderung junger Menschen aus dem ländlichen Raum zwingen häufig zu einem Umdenken bei der Grabauswahl. Es werden zunehmend Gräber erwartet, die mit wenig zeitlichem und finanziellem Aufwand gepflegt werden können.
Auch die hohen Kosten für Dauergrabpflege, strenge Friedhofsordnungen oder ungepflegte Gräber im Sinne des Generationenvertrages zwingen zu einem Umdenken im Bestattungswesen. Im Ruhewald wird die Asche des Verstorbenen an den Wurzeln eines Baumes beigesetzt, es gibt an jedem Baum eine Tafel mit Namen, Geburts- und Sterbedatum. Eine Begrenzung der Ruhezeit gibt es nicht. Bis zum 30. Juni 2110 gehört den Angehörigen die Grabstelle.
Tafeln an Familienbäumen möglich
Können auch persönliche Dinge im Ruhewald einen Platz finden?
An den Familien- und Freundesbäumen sind Tafeln mit persönlichen Sprüchen möglich. Manche lassen auch zum Beispiel ein Herz mit eingravieren. Das geht bei den Gemeinschaftsbäumen, wo Einzelurnen beerdigt werden, nicht. Aber wenn Gestecke etwa zu Allerheiligen hingelegt werden, drücken wir gern ein Auge zu. In regelmäßigen Abständen räumen die Mitarbeiter vom Bauhof dann allerdings wieder auf, weil ein Schmücken der Gräber im Ruhewald eigentlich nicht gestattet ist. Das Aufstellen von Kerzen ist im Wald generell nicht erlaubt.
Wer darf im Ruhewald bestattet werden?
Bestattet werden darf jeder, der oder dessen Angehörige dies wünschen, unabhängig von Konfession oder Wohnort. Als wir angefangen haben, war die katholische Kirche noch der Auffassung, dass Baumbestattungen dem katholischen Glauben an die Auferstehung widersprächen. Mittlerweile steht die katholische Kirche dem aber aufgeschlossen gegenüber. Meist gibt es zeitnah zum Tode des Menschen eine Abschiedsfeier in der Kirche, bevor der Sarg ins Krematorium verbracht wird. Wenn die Urne dann zurück ist, findet die eigentliche Bestattung statt. Manche Angehörige nehmen diese alleine vor, oft gehen aber auch Pfarrer mit und wir haben vor Ort auch eine kleine Andachtsstätte.
Nicht an eine Konfession gebunden
Gab es ungewöhnliche Bestattungen und woher kommen die Menschen?
Eine gebürtige Hallenberger Familie, die jetzt in Österreich wohnt, hat hier einen Familienbaum. Die erste Bestattung dort war eine buddhistische. Ansonsten kaufen sich hier Menschen aus Hallenberg, aus dem angrenzenden Hessen bis nach Marburg oder auch aus dem Ruhrgebiet einen Baum. Oder auch Touristen, die hier lange Urlaub gemacht haben. Viele wählen den Ruhewald aus, weil sie oder die zu bestattenden Angehörigen sehr naturverbunden sind.
Sie sind Ende 20 - wie nahe geht Ihnen der Job auch in Ihrem Alter?
Wenn es junge Menschen sind, jemand plötzlich und unerwartet stirbt oder ich ihn persönlich kannte, dann geht einem das schon nahe. Ich erlebe auch viele junge Leute, die sich schon mit dem Thema Bestattung im Ruhewald beschäftigen. Ich habe auch schon drüber nachgedacht, weil ich oft mit Interessierten durch den Wald gehe und mit ihnen nach passenden Bäumen suche, aber ich habe für mich persönlich noch nichts entschieden.
Anghörige suchen einen Baum aus
Wonach suchen Angehörige Bäume aus?
Zum einen nach der Baumart, ob nun Buche oder Eiche. Manche möchten für ihre Oma eine alte knorrige Eiche, so eine, wie sie sie selbst im Garten hatte. Andere umarmen den Baum und fühlen, ob es wirklich der Richtige ist. Generell ist der Ruhewald auch für Spaziergänger, die gerne über den Rundweg gehen, ein besinnlicher Ort geworden. Und oft sehe ich Angehörige auf einer der Bänke oder auf dem Boden an einem Baum sitzen.
Führung durch den Ruhewald am 21. Oktober
Eine Führung durch den Ruhewald Hallenberg findet am Samstag, 21. Oktober, 11 Uhr, statt. Treffpunkt: Parkplatz am Eingang des Ruhewaldes in Braunshausen (an einer scharfen Rechtskurve der Ederstraße im Ort links hoch, dann ca. 2 km geradeaus).
23 Familien- und Freundesbäume sind auf dem Gelände schon reserviert.
2013 wurde der Wald um 100 auf insgesamt 200 Bäume erweitert. Weitere Infos: Michael Gamm, 02984/303-169 oder unter www.ruhewald-hallenberg.de.
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