Hallenberg. . „Schenken Sie mir einen Satz!“, bat Journalist Günter Göge seit 1979 insgesamt 800 Prominente. Viele Antworten stellt er im Kump Hallenberg aus.

  • Journalist Günter Göge hat seit 1979 rund 500 Sätze von Prominenten gesammelt
  • Martin Walser, Uschi Glas, Henri Nannen und viele mehr haben ihm geantwortet
  • Ab dem 8. Oktober stellt er im Kump Hallenberg Witziges und Launiges aus

Was für eine abstruse Idee: „Schenken Sie mir bitte einen Satz!“ Dieses Anliegen tippt der Korbacher Journalist Günter Göge 1979 das erste Mal in seine gusseiserne Schreibmaschine. Dann versieht er die Nachricht mit einem freundlichen Anschreiben und schickt sie an prominente Persönlichkeiten.

Der von ihm hoch geschätzte Schriftsteller Martin Walser ist der Erste, der antwortet; es folgen aber auch Promis wie Peter Alexander, Uschi Glas, Frank Elstner oder Helmut Zacharias. Als Buch gibt es „Gesätzeltes – Promi-Hirn in kleinen Dosen“ schon seit November 2015. Im Hallenberger „Kump“ stellt Göge jetzt erstmals die Promi-Sätze in einer Ausstellung vor.

Langjährige Stern-Chefredakteur Henri Nannen fasst sich sehr kurz

„Ihre Sorgen möchte ich haben!“ Der langjährige Stern-Chefredakteur Henri Nannen fasst sich sehr kurz. Aber immerhin bleibt er dem Sätze-Sammler Göge keine Antwort schuldig. Etwa 800 Anfragen hat der heute 63-jährige Redakteur, der aus Lichtenfels-Goddelsheim stammt, auf die Reise gebracht. Manche sagten zumindest ab, anderen rührten sich gar nicht, aber etwa 500 Promis lieferten. Wie zum Beispiel der Theater-Autor Horst Pillau, dessen Satz quasi als tieferer Sinn über dieser Sammelleidenschaft stehen könnte: „Wer einen Satz erbittet, wünscht sich etwas Wertvolles!“ Denn so sieht es Günter Göge auch heute noch: „Es geht mir darum, den guten Satz zu ehren.“

Siegfried Lenz, Heinz Rühmann, oder Götz George

Jeder Journalist weiß, dass er von manchem Gesprächspartnern gerne mit leeren Aussagen abgespeist wird. Die Botschaft hinter einer Aneinanderreihung von Worten muss manchmal mit dem Steinmeißel frei gelegt werden. Wer damit in der täglichen Arbeitsroutine zu tun hat, der lernt eine kernige Aussage, einen guten Satz wirklich zu schätzen. „Ich wollte die Promis dazu bringen, sich einen Moment zu besinnen und sich Gedanken zu machen.“ Siegfried Lenz, Heinz Rühmann, oder Götz George sorgen dafür, dass der Gang zum Briefkasten für Günter Göge jahrelang immer spannend blieb.

Viele Handschriftliche Antworten erhalten

Gut und gerne 200 Sätze haben es in das Buch geschafft. Etwa der von Herbert Wehner „Schade, dass Sie Sätze sammeln; wie wäre es, wenn Sie Sätze bedächten!“ Oder der des früheren Verfassungsschützers Günther Nollau: „Machen Sie einen Satz über Ihre Marotten und stellen Sie das Sammeln von Sätzen ein“. Schön aber auch der von Joseph Kardinal Höffner: „Der Christ ist ein Mensch der steht. Er geht nicht sofort in Deckung.“

Im Zeitalter von Mails und Chats

Dem Sportredakteur Göge kommt es ganz bewusst darauf an, dass ihm seine Promis persönlich antworten. Denn auch die Handschriften von zum Teil bereits verstorbener Menschen, sprechen ihre eigene Sprache. „Im Zeitalter von Mails und Chats ist es daher zunehmend schwieriger geworden, neue Sätze zu bekommen“, sagt Günter Göge. Er ist aber auch kein Fanatiker, der diese Passion bis zu seinem Lebensende betreiben möchte. Besonders stolz ist er auf einen Satz des Schriftstellers Peter Härtling: „Schritte üben wie Sätze – so fängt’s an, so hört’s auf!“ Von Udo Lindenberg hätte er gerne noch einen Satz, aber der hat bislang nur über sein Management eine Autogrammkarte schicken lassen.

Anfrage bei der Verwertungsgesellschaft Wort

Spannend im Rahmen der Ausstellung ist auch die Frage des Besitzstandes von Gedankengut. Denn was man einmal verschenkt, muss man in der Regel auch nicht wieder zurückgeben.

Daher dokumentiert Günter Göge in Hallenberg auch eine nicht ganz ernst gemeinte Anfrage bei der Verwertungsgesellschaft Wort, ob der Sänger Mike Krüger den Satz „Aber immer erst den Nippel durch die Lasche ziehen“ überhaupt noch weiter nutzen darf. Denn schließlich hat Krüger den Satz einst Günter Göge geschenkt...

Die Ausstellung „Gesätzeltes - prominente Satz-Geschenke“ läuft vom 8. bis 31. Oktober im Infozentrum Kump in Hallenberg. Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 8. Oktober, um 11.30 Uhr. Dazu sind alle Interessierten eingeladen. Für die musikalische Umrahmung sorgt Heinz Jandik, der sich „L. Dorado“ nennt - er ist der Frontmann der ältesten Rockband Waldecks („Eldorados“). Die Ausstellung läuft bis zum 31. Oktober jeweils montags bis samstags von 9.30 bis 12.30 Uhr sowie montags, donnerstags, freitags und sonntags von 14.30 bis 16.30 Uhr. Weitere Infos unter www.kump-hallenberg.de

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