Arnsberg/Brilon. . Ein Mann, der im Altkreis Brilon lebt, soll mit seiner minderjährigen Stieftochter Sex gehabt haben. Vor Gericht nimmt der Fall eine Wendung.

  • Mann soll mit seiner minderjährigen Stieftochter etwa seit 2010 Geschlechtsverkehr gehabt haben
  • Stieftochter sagt, sie habe die sexuellen Kontakte erfunden und ihm Kinderpornos aufs Smartphone gezogen
  • Zwei weitere Verhandlungstage sind angesetzt und Staatsanwältin Astrid Rehbein hat Zweifel

Er soll mit seiner minderjährigen Stieftochter etwa seit 2010 mehrfach Geschlechtsverkehr gehabt und sie geschlagen haben, auf seinem Handy stellte die Kripo drei Dutzend üble Kinderporno-Clips sicher, er saß in Untersuchungshaft - schwere Vorwürfe, die die 36-jährige Lebensgefährtin und deren heute 18-jährige Tochter gegen den 42 Jahre alten Angeklagten aufgeführt hatten.

„Warum sitzen wir hier eigentlich?“, fragt der Richter

Nachdem beide am Mittwoch gut fünf Stunden lang vor der 6. Großen Strafkammer des Landgerichts Arnsberg ausgesagt hatten, nahmen Mutter und Tochter den Mann in ihre Mitte und schlenderten davon. Die Aussagen von Mutter und Tochter standen gestern im Mittelpunkt des ersten Prozesstages gegen den im Altkreis Brilon lebenden Flüchtling aus dem Iran. Und da hörte sich vieles anders ans, als es noch Anfang diesen Jahres bei der Polizei zu Protokoll gegeben worden war. Weshalb Vorsitzender Richter Markus Jäger die Frage in den Raum stellte: „Nach all dem, was Sie gesagt haben: Warum sitzen wir hier eigentlich?“

Von vier gerade zurück liegenden Übergriffen erzählt

Doch so einfach nehmen Kammer und Staatsanwaltschaft die verstörenden Schilderungen nicht hin. Ende vergangenen Jahres hatte die Tochter ihrer Mutter von vier gerade zurück liegenden Übergriffen erzählt. Die sollen sich in den beiden Wohnungen, in denen die drei nach ihrer Flucht im Dezember 2015 im Altkreis Brilon untergebracht waren, zugetragen haben.

Neuer Lebensgefährte als Störer?

Schon im Kleinkindalter hatte die Frau nach der Verhaftung ihres Mannes ihre beiden Töchter in Teheran in ein Heim gegeben, da sie sie nicht mehr unterhalten konnte. Gut zehn Jahre habe es kaum Kontakte gegeben, weil die Mutter als Afghanin den iranischen Behörden keine Abstammungsurkunde vorlegen konnte. Heimliche Treffen fanden auf dem Schulweg statt.

Vor etwa zehn Jahren lernte die Frau ihren heutigen Lebensgefährten kennen. Während das zweite Kind, eine blinde Tochter, nach wie vor in einem Heim in Teheran lebt, kam die heute 18-Jährige 2014 zurück zur Mutter und ihrem neuen Lebensgefährten. Und das gab Spannungen. Sie habe sich nach all den Jahren der Trennung von ihrer Mutter nicht ausreichend beachtet gefühlt, erzählte die Tochter gestern. Und den dafür Verantwortlichen in ihrem Stiefvater gesehen.

Wurden die sexuellen Kontakte erfunden?

Und da der außerdem immer wieder über die ihm zu salopp erscheinende Kleidung und ihren Umgang sauer war, schaukelten sich die Spannungen und Auseinandersetzungen hoch. Ende 2016 rutschte dem Stiefvater dann zwei-, dreimal die Hand aus. Was der 42-Jährige gestern auch einräumte. Ansonsten machte er keine weiteren Angaben.

Was dann in den folgenden Tagen passierte, ist von Mutter und Tochter mal bestätigt und mal widerrufen worden. „Ich wollte, dass die Beziehung von meinem Stiefvater zu meiner Mutter zerbricht, aber nicht, dass er ins Gefängnis muss.“ Sie habe die sexuellen Kontakte erfunden und auch ihrem Vater die Kinderpornos aufs Smartphone gezogen - „Der kann das gar nicht.“ Zudem nahm die Tochter ein Telefonat auf, in dem sie ihren betrunkenen Stiefvater zu einem Geständnis provozierte.

Zwei weitere Verhandlungstage folgen

Erst will die Mutter ihrer Tochter die geschilderten Übergriffe geglaubt und sie bestätigt haben, um ihren Lebensgefährten so zur Rechenschaft zu ziehen. Als der aber in U-Haft kam, zog sie alles zurück, um wenig später alles wieder zu bestätigen, als ihr gesagt wurde, dass eine falsche Aussage nicht gut für ihr Asylverfahren sei.

Für den Versuch, Licht in diesen „Komplott“ (Richter Jäger) zu bringen, sind noch zwei weitere Verhandlungstage angesetzt. Staatsanwältin Astrid Rehbein: „Irgendwas passt hier nicht!“

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