Brilon. Nun ist es formell: Herbolzheim und Brilon haben ihre Städtepartnerschaft besiegelt. Am Anfang stand dabei ein Chaos - in den Wäldern.

„Freundschaft kann man nicht anordnen und nicht delegieren. Freundschaft muss aus dem Herzen kommen.“ Und um das zu bekräftigen, nahm Ernst Schilling, Bürgermeister von Herbolzheim, gestern in der Ratssitzung seinen Briloner Amtskollegen Dr. Christof Bartsch fest in den Arm - und beide dokumentierten damit, wie sehr in der Tat die Beziehungen zwischen dem Breisgau und dem Hochsauerland mittlerweile gewachsen sind. Mit der zuvor im Bürgersaal unterzeichneten Partnerschaftsurkunde haben beide Städte, so Dr. Bartsch, „diese Freundschaft veredelt“.

Die Stadt Brilon frischt ihre Partnerschaft auf: Die Schilder wurden erneuert, Herbolzheim kommmt dazu, von links Bürgermeister Ernst Schilling aus Herbolzheim, Anna Sczcygiol und Karl Wiemeyer von der Partnerschaftsvereinigung, Marcus Bange vom Ordnungsamt und Bürgermeister Dr. Bartsch
Die Stadt Brilon frischt ihre Partnerschaft auf: Die Schilder wurden erneuert, Herbolzheim kommmt dazu, von links Bürgermeister Ernst Schilling aus Herbolzheim, Anna Sczcygiol und Karl Wiemeyer von der Partnerschaftsvereinigung, Marcus Bange vom Ordnungsamt und Bürgermeister Dr. Bartsch © Jürgen Hendrichs

Der Auftakt der Kontakte stand unter keinem guten Stern. Am zweiten Weihnachtstag 1999 vernichtete Orkan Lothar gut ein Fünftel des Herbolzheimer Stadtwaldes. Holz für 12 Millionen DM lag auf dem Boden. Hautnah miterlebte das Desaster der Briloner Unternehmer Gerhard Schröder, der damals in Herbolzheim ein Stahlbauunternehmen erworben hatte. „Plötzlich“, so erinnerte sich Schilling gestern, „riefen Menschen aus Brilon an, die fragten, ob sie helfen könnten.“ Und am Tag nach dem Neujahrsempfang in Brilon rückte eine Task Force aus dem Stadtforst mit seinem damaligen Leiter Dr. Hermann Lohbeck (†) und Revierleiter Peter Krückemeier (†) Richtung Schwarzwald aus.

Lange Abende im „Hirschen“

Einer aus dem Team blieb dort: Christian Funke aus Scharfenberg. Ihm übertrug die Gemeinde die Forstamtsleitung - und er fand dort auch die Frau fürs Leben. Damals vom Forstbetrieb auch mit dabei: Bernd Sommerfeld, Ferdi Sprenger, Jörg Hölscher und Markus Becker, die gestern an dem kleinen Festakt im Bürgersaal teilnahmen. Und sich, als Ernst Schilling anfing, von manch langem Abend im „Hirschen“ zu erzählen, genau erinner konnten: „Das waren zwei Schwestern. Die eine konnte hervorragend kochen, die andere war eine super Bedienung, Die hätte ich am liebsten geheiratet.“

Herbolzheim in Daten

1108 erstmals urkundlich erwähnt; 1589 Marktrechte und 1810 Stadtrechte erhalten

Gemeindefläche 35 qkm, fünf Ortsteile, ca. 11 000 Einwohner

422 km von Brilon entfernt, nur Heusden (B) liegt von den Partnerstädten mit 305 km näher

850 ha Wald, 216 ha Weinbau

Als in der Nacht zum 19. Januar 2007 „Kyrill“ in Südwestfalen zuschlug, gab es für die Herbolzheimer Forstleute kein Zögern, um sich für die Hilfe bei „Lothar“ zu revanchieren. Dr. Bartsch: „Wechselseitig gegebene Hilfe ist eine gute Basis für Freundschaft.“ Und Ernst Schilling sagte: „Was wir bei den Forstarbeiten gegenseitig abgerechnet haben, ist das eine. Was wir außerhalb geteilt und erlebt haben, ist ein Geschenk.“ Mit der formellen Partnerschaft sollen nicht nur die Kontakte auf forstlicher Ebene gepflegt, sondern auch auf andere Bereic he übertragen werden - vom Schüleraustausch bis zur Realisierung gemeinsamen Initiativen auf europäischer Ebene; da zeichnet sich ein Projekt mit Polen ab.

Wer kurzfristig Herbolzheim kennenlernen möchte, kann am 3. Oktober zum Kaiserbergfest fahren und dort das „Trauben herbsten“, die Weinlese, erleben. Der Weinanbau so sagte Dr. Bartsch, dokumentiere den deutlichsten Unterschied zwischen den beiden Städten: „Dort gibt es das bessere Wetter.“

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