Thülen. . Der Gemischte Gesangverein (GGV) Thülen sucht wie viele andere Chöre Nachwuchs. Dafür geht der Verein einen neuen, innovativen Weg.

  • Chor will sehen, ob die vergebliche Nachwuchssuche an der mittlerweile gehobenen Altersstruktur der Chöre liegt
  • Oder ob generell Männer jüngeren Alters von einer Sangesmüdigkeit befallen sind
  • Einem ersten Aufruf zu einem Besprechungsabend hat sich aber niemand gemeldet

Der Gemischte Gesangverein (GGV) Thülen hat eine gute Idee, um für neue Sänger zu werben. Denn Nachwuchs fehlt in nahezu allen Chören. Wie die Idee aussieht und warum sie noch nicht so richtig gezündet hat – das erklärt der Vorsitzende Dirk Schnapp.

„Neue Männer braucht das Lied“ – in Anlehnung an einen Song von Ina Deter haben Sie eine gute Idee gehabt. Wie sieht das Projekt genau aus?

Dirk Knapp: Grundgedanke war, dass den Chören der Nachwuchs genau in diesem Altersfenster fehlt. Wir wollten daher die jungen Burschen nicht nur aus Thülen „hinterm Ofen“ hervorlocken und schauen, ob die vergebliche Nachwuchssuche vieler Chöre – unserer eingeschlossen – an der mittlerweile gehobenen Altersstruktur der Chöre liegt oder ob generell Männer diesen Alters von einer Sangesmüdigkeit befallen sind. Daher haben wir auch bewusst ein separates Projekt ohne einen einzigen Sänger von uns gestartet, damit sich niemand dem „älteren“ gemischten Chor verpflichtet fühlt.

Mit aktuellen Hits soll auf unserem Herbstkonzert im November dann die Halle „gerockt“ werden. Im ersten Ansatz werden wir ein- oder zweistimmig singen. Anschließend wollen wir gemeinsam überlegen, wie man eine Fortführung dieser Idee realisieren kann.

Dirk Schnapp (l.) und Ulrich Middel
Dirk Schnapp (l.) und Ulrich Middel © privat

Nach Ihrem ersten Aufruf zu einem Besprechungsabend hat sich aber offenbar niemand gemeldet. Erklären Sie doch einfach mal, warum es so wichtig und schön ist, gemeinsam zu singen.

Wir hatten zwar nicht mit 30 Männern gerechnet aber für ein so zeitlich begrenztes Event schon auf einige Interessenten gehofft. Dabei macht Singen so viel Spaß. Das gilt sowohl für die Probenarbeit, wenn man merkt, es klappt immer besser, aber natürlich insbesondere für die Auftritte. Wenn man auf der Bühne steht und das geprobte Lied dann wirklich die Zuschauer mitreißt und applaudiert wird. Stellen Sie sich ein Fußballspiel vor, bei dem Sie mitspielen und Ihr Verein eine Bude nach der anderen macht – so fühlt es sich an, wenn ein Ton in den anderen greift und jeder ein Teil des Ganzen wird.

Ja, das kann sogar ein Nicht-Fußballer nachvollziehen...
Und wenn dann noch eine Zugabe gefordert wird ist doch alles gut. Von dem gesundheitlichen Nutzen sowohl für die Lungenfunktion als auch für die Ausgeglichenheit möchte ich gar nicht erst sprechen. Wir veranstalten seit drei Jahren regelmäßig ein Wirtshaussingen in unserem Ortsgasthof. Es ist toll, wie viele Leute zu dieser Veranstaltung kommen. Das sagt mir, der Spaß am Singen ist da, wir müssen nur einen Weg finden, die Vereine auch wieder für die jüngeren SängerInnen interessant zu machen. Mit Ulrich Middel haben wir einen sehr engagierten Chorleiter, dem sowohl qualitativ hochwertige Probenarbeit und Auftritte als auch Geselligkeit und Vereinsharmonie wichtig sind. Also, eine gute Voraussetzung, es einmal mit der Singerei zu versuchen.

Wo kann man sich melden, wenn man doch noch mitmachen möchte?

Man kann sich auf unserer Webseite www.ggv-thuelen.de informieren oder sich direkt bei mir unter 0171-2654125 melden. Es wäre schön, wenn wir diese Idee doch noch realisieren könnten.

Was ist Ihrer Meinung nach der Grund für das Sterben vieler Männerchöre und leider auch vieler Frauenchöre?

Da gibt es sicherlich viele Gründe. Zum einen galt das Singen lange als out und veraltet. Dieses ändert sich jetzt nach und nach, was man auch an dem gesteigerten Medieninteresse sieht. Zum anderen ist das Freizeitangebot stark gestiegen und es wird viel mehr Wert auf Individualismus gelegt. Die notwendigen regelmäßigen Proben werden eher als Belastung gesehen – ein Problem mit dem viele Vereine, auch aus anderen Kategorien, zu kämpfen haben. Zudem wird es selbst für einen Chor, der auch über Jahre immer wieder versucht hat, neue Sängerinnen und Sänger für sich zu gewinnen, mit zunehmendem Altersdurchschnitt schwieriger, denn der Altersunterschied zum begehrten Nachwuchs wächst ja mit.

Geben Sie doch mal für einen Nicht-Sänger einen Einblick ins Repertoire. Denn viele meinen vermutlich, Sie würden nur das Heideröslein besingen…

Bei dem Event „Neue Männer braucht das Lied“ sind moderne deutsche und englische Lieder wie z.B von Robbie Williams und den Toten Hosen geplant. Im Gemischten Gesangverein Thülen proben wir zurzeit an Liedern von Nena, Peter Maffay und Echo. Wir haben auch schon Westernhagen, Sportfreunde Stiller und Reinhard Mey gesungen. Alte Volkslieder gehören allerdings ebenfalls dazu und auch die kann man mit viel Spaß singen – oft hört man sie auf Schützenfesten und anderen geselligen Veranstaltungen. Dann stimmen plötzlich viele ein, von denen man es nicht gedacht hätte, gerade Jüngere.

Wie sind Sie an den Gesang gekommen?

Mein Vater war ein begeisterter Sänger, was wohl den Grundstein gelegt hat. In den Schulchor habe ich es damals allerdings nicht geschafft. Der Chorleiter meinte, dass die Stimme doch wohl nicht ganz passte. Mein Schwiegervater war ebenfalls sehr in der Chorszene aktiv und als ich dann nach Thülen gezogen bin, lag es auf der Hand, das Singen noch mal zu versuchen.

Wie bei einem Instrument, das man erlernen muss, ist auch das Singen erlernbar und es kostet noch nicht einmal etwas.

Sie sind ja auch 2. Vorsitzender im KreisChorVerband, wie ist es um das Tages-Chorprojekt in Brilon bestellt?

Wir haben mittlerweile über 75 Anmeldungen. Das ist schon eine beeindruckende Resonanz. Es wird sicherlich ein tolles Gefühl sein mit so vielen Sängerinnen und Sängern zu singen. Bei diesem, auf einen Tag begrenzten Projekt, werden Lieder geprobt, die in der Vorabendmesse am selben Tag aufgeführt werden. Termin ist der 21. Oktober.

Im Fernsehen wird wieder der beste Chor des Westens gesucht. Nimmt von hier auch eine Gruppe daran teil?

Nicht direkt, eher aus der Nachbarschaft: das MGVchen Velmede. Dieser Chor war schon oft auf unseren Konzerten zu Gast und hat mit den Texten und auch der Art und Weise, wie sie vortragen, alle Besucher begeistert. Ich wünsche dem Chor viel Erfolg und viel Unterstützung aus der Region bei der Abstimmung. Einen Link für diesen Wettbewerb gibt’s übrigens unter www.cvakb.de.

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