Brilon. . Die Bundestagswahlen rücken immer näher. Und allein Brilon braucht fast 200 Wahlhelfer, damit alles reibungslos abläuft.

  • „Die Linke“ hängt in Brilon die Plakate im katholischen Epizentrum auf
  • Brilon braucht fast 200 Wahlhelfer für einen reibungslosen Ablauf
  • Erfrischungsgeld für die Helfer variiert von Stadt zu Stadt

Wer diesen Platz belegt, braucht einen guten Draht zum lieben Gott. Mancher, der durch die Propst-Meyer-Straße geht oder fährt, wird es sicher bemerkt haben: An gleich beiden Laternenpfählen zwischen Propsteikirche, Pastorat, Kindergarten und Kolpinghaus, also im katholischen Epizentrum der Stadt des Waldes, wirbt - die Linke. Mit dem Konterfei von Sahra Wagenknecht und Forderungen nach mehr Personal in Pflege und Gesundheitswesen, Schutz vor Kinderarmut, Abrüstung und der Einstellung der Waffenexporte.

Dass Sahra Wagenknecht schon einige Nächte hochgebunden und im Blickfeld des Propstes unbeschadet verbringen konnte, dürfte auf den HSK-Kandidaten der Linken persönlich zurückzuführen sein. Das ist Reinhard Prange (70) aus Brilon - und der ist langjähriger Messdiener der Propsteigemeinde.

Damaliger Propst und die Linken

Den Kampf gegen die Linken nahm in den legendären Geschichten von Giovannino Guareschi nicht nur Don Camillo gegen Peppone auf.

In der Stadt des Waldes trat vor genau 60 Jahren Propst Anton Dünnebacke seinen Dienst an, um mit allem aufzuräumen, was er links von sich vermutete. „In Brilon, dieser Stadt im christlichen Sauerland, in Brilon, dessen Bürger in bekanntem Selbstbewußtsein stolz sind auf ihre christliche Vergangenheit, die sich des heiligen Petrus als Schutzpatrons ihrer Stadt rühmen und der Kirche treu verbunden sind, in diesem unseren Brilon wollen Männer das kommunalpolitische Geschehen bestimmen, die als Kinder sozialistischen Geistes im Gegensatz stehen zum christlichen Charakter unserer Stadt,“ schrieb damals „Der Spiegel“ über seinen Kreuzzug gegen den ersten SPD-Bürgermeister der Stadt und späteren Landtagsabgeordneten Julius Drescher (1920 - 2015).

Die Wogen haben sich längst geglättet; das Rathaus ist lange in Hand von SPD-Bürgermeistern. Und an linken Wahlplakaten rund um die katholische Kirche, reibt sich niemand mehr.

Während der Wahlkampf der Parteien Fahrt aufnimmt, haben die Wahlämter in den Kommunen ihre Hausaufgaben zum größten Teil erledigt. Was noch auf vollen Touren läuft, ist die Rekrutierung der Wahlhelfer. 850 sind in den sechs Kommunen erforderlich. Marsberg z.B. bedient sich dabei des Vote-Managers der Citkomm. Dort sind bisher schon eingesetzte Wahlhelfer registriert. Wenn dieser Personal-Pool nicht reicht, so Wahlleiter Peter Sauerland, werden z.B. über die Ortsbürgermeister in den Dörfern gezielt Personen angesprochen. Vor allem Jungwähler, um sie so an kommunalpolitisches Engagement heranzuführen.

Mit überraschendem Erfolg: „Manchmal sind das dann so viele, dass wir sie gar nicht auf einmal einsetzen können“, sagt Sauerland. Zudem achtet er darauf, die Helfer nicht bei jeder Wahl in die Pflicht zu nehmen. Denn eine Pflicht ist die Tätigkeit sehr wohl. Es handelt sich um Ehrenamt - und dessen Übernahme kann nur aus besonderen Gründen abgelehnt werden. Dazu zählen laut § 9 der Bundeswahlordnung Wahlberechtigte, „die glaubhaft machen, dass ihnen die Fürsorge für ihre Familie die Ausübung des Amtes in besonderer Weise erschwert“ oder aber Wahlberechtigte, die „glaubhaft machen, dass sie aus dringenden beruflichen Gründen oder durch Krankheit oder Behinderung oder aus einem sonstigen wichtigen Grunde gehindert sind, das Amt ordnungsmäßig auszuüben“.

Gerade von letzteren flatterten Peter Sauerland „sicher 30 bis 40“ Absagen auf den Tisch, darunter sogar „Buchungsbestätigungen für den Urlaub“.

Wahlbezirke

Die meisten Wahlbezirke gibt es in Brilon mit 25. Die einzigen, die nicht in ihrem eigenen Ortsteil die Stimme abgeben können, sind die Einwohner von Esshoff. Sie müssen nach Altenbüren. In Marsberg gibt es 20 Wahlbezirke, in Olsberg und Winterberg je 18, in Medebach 16 und in Hallenberg 6. Diese Einteilung ist identisch mit der Landtags- und Europawahl.

Wahlhelfer

Wegen der höchsten Anzahl an Wahlbezirken braucht Brilon auch die meisten Wahlhelfer, nämlich rund 190 bis 200, hinzu kommen 45 Helfer für die Briefwahlvorstände. 160 fordert die Stadt Marsberg an, davon allerdings sind 20 als Reserve vorgesehen, falls jemand kurzfristig ausfällt. 150 Wahlhelfer braucht die Stadt Winterberg, 144 die Stadt Olsberg, 96 Helfer braucht Medebach für die Besetzung der Wahllokale, jeweils sechs sind es auch für die beiden Briefwahlvorstände. Hallenberg kommt mit 42 Wahlhelfern (36 für die Wahllokale und sechs für die Briefwahl) aus; drei, vier weitere stehen auf Abruf bereit. Derzeit warten die Städte noch auf die Rückmeldung. In Marsberg geht es nur noch um vier Personen, von denen noch keine Zu- oder Absage vorliegt, in Hallenberg waren es zum Zeitpunkt der Abfrage Ende vergangener Woche noch 17. Während es etwa in Medebach mit den positiven Rückmeldungen „ganz gut“ aussieht, schlägt Brilon Alarm: Hier werden noch weitere Freiwillige gesucht: Wahlamt: 02961 794217.

Einsatzzeit

Die Wahllokale sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet, die Präsenz in den Wahllokal läuft in zwei Schichten von 8 bis 13 Uhr und von 13 bis 18 Uhr. Zum Auszählen müssen alle da sein. Während der Schicht sind Pausen möglich, allerdings müssen immer vier Personen als Wahlvorstand anwesend sein. Es gibt eine etwa halbstündige Vorbereitung. Die Briefwahlvorstände beginnen mit der Vorbereitung ihres Einsatzes um 16 Uhr.

Entschädigung

Die Bundeswahlordnung sieht ein „Erfrischungsgeld“ von 35 Euro für den Vorsitzenden eines Wahlvorstandes und von 25 Euro für die übrigen Wahlhelfer vor. Diese Staffelung gib es in Winterberg, bei den Helfern der Briefwahl sind es 25 bzw. 15 Euro. Brilon zahlt einheitlich 30 Euro (Briefwahl 20 Euro) an jeden, in Marsberg sind es 25 Euro für jeden, in Medebach 25 bzw. 15 Euro und in Hallenberg 28 bzw. 16 Euro. In Olsberg sei über die Höhe noch nicht entschieden.

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